Börse: Dax fällt tiefer ins Minus nach Inflationsdaten aus Eurozone, Hellofresh-Aktie mit Kurssprung
Nach neuen Inflationsdaten aus der Eurozone rutscht der Dax am Dienstag noch tiefer ins Minus. Für die Aktien von Hellofresh und Siemens Energy geht es deutlich aufwärts, für Deutz abwärts.
Börse: Dax fällt tiefer ins Minus nach Inflationsdaten aus Eurozone, Hellofresh-Aktie mit Kurssprung
Nach dem freundlichen Wochenstart hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag den Rückwärtsgang eingelegt. Der Dax fiel zuletzt um 0,9 Prozent auf 18.121 Punkte. Der MDax verlor 0,5 Prozent auf 25.114 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx ging es um rund 0,7 Prozent nach unten.
Am Montag war der Dax nach der ersten Runde der Frankreich-Wahl zunächst stark gestartet und in den ersten Handelsminuten bis auf 18.460 Punkte nach oben gelaufen. Allerdings blieb Verunsicherung mit Blick auf die politische Landschaft in Frankreich. In den Vereinigten Staaten konnten die zwischenzeitlich schwachen Technologiewerte an der Nasdaq zulegen.
Das manager magazin fasst den Tag für Sie zusammen: Die wichtigsten Wirtschaftsnachrichten im Überblick als Newsletter. Jetzt kostenfrei abonnieren.
Inflationsdaten und Notenbanker-Treffen im Blick
Im Fokus der Anleger stehen im Tagesverlauf die Verbraucherpreisdaten für die Euro-Zone. Am Vortag war die deutsche Inflationsrate im Juni trotz der Fußball-EM überraschend deutlich auf 2,2 Prozent gesunken. Auf dem Notenbank-Forum der EZB in Sintra diskutieren zudem am Nachmittag EZB-Präsidentin Christine Lagarde und US-Notenbank-Chef Jerome Powell sowie Brasiliens Notenbank-Gouverneur Roberto Campos Neto über die Geldpolitik. Investoren erhoffen sich insbesondere von Lagarde und Powell Hinweise zur Entwicklung der Zinsen diesseits und jenseits des Atlantiks in den kommenden Monaten.
Die Inflation im Euroraum ist im Juni leicht gesunken, die unterliegende Teuerung bleibt aber hartnäckig. Die Inflationsrate fiel von 2,6 Prozent im Mai auf 2,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg bekannt gab. Analysten hatten im Schnitt mit der Entwicklung gerechnet, nachdem sich die Teuerung im Vormonat noch beschleunigt hatte. Ohne schwankungsanfällige Preise von Energie und Nahrungsmitteln stagnierte die Teuerung im Juni auf 2,9 Prozent. Hier hatten Experten mit einem leichten Rückgang gerechnet. Die sogenannte Kerninflation beschreibt den Preistrend nach Ansicht von Ökonomen zuverlässiger als die Gesamtrate.
Hellofresh mit Kurssprung von 16 Prozent
Unter den Einzelwerten sorgen die Aktien von Hellofresh mit einem Kurssprung von 16 Prozent für Furore. Damit bauten sie ihren Erholungskurs seit dem Rekordtief vom Freitag auf mehr als 25 Prozent aus. Mit einem Verlust von rund 60 Prozent im bisherigen Jahresverlauf sind sie allerdings immer noch der schwächste Wert im MDax. Die US-Bank JPMorgan gab ihren Status "Negative Catalyst Watch" für die Hellofresh-Aktie auf und erwartet damit kurzfristig keine Kursbelastung mehr. Das nordamerikanische Kochboxengeschäft, das in den vergangenen Quartalen der entscheidende Hemmschuh für die Aktie gewesen sei, zeige Anzeichen einer Stabilisierung, betonte Analyst Marcus Diebel.
Siemens Energy an Dax-Spitze
Die Papiere von Siemens Energy kletterten auf den höchsten Stand seit vier Wochen und lagen zuletzt mit plus 4,0 Prozent einsam an der Dax-Spitze. Vorstand Tim Holt kündigte einen deutlichen Ausbau des Netzgeschäfts in den kommenden Jahren an. So sollen 1,2 Milliarden Euro in neue Werke investiert und mehr als 10.000 Mitarbeiter in dem Bereich eingestellt werden. Goldman-Analyst Ajay Patel sieht damit seine Einschätzung untermauert, dass die Dreijahresziele der Sparte sehr konservativ sind und angehoben werden könnten.
Die Tui-Titel fielen als Schlusslicht im MDax um 2,7 Prozent auf 6,44 Euro. Als Folge des Wechsels des Reisekonzerns von der Londoner an die Frankfurter Börse platzierte Link Market Services Trustees 7,4 Millionen Tui-Aktien zum Preis von je 6,30 Euro. Der Verkaufserlös geht an die Tui-Anteilseigner, die vor dem Hintergrund des Wechsels des Handelsplatzes ihre Papiere nicht rechtzeitig umgetauscht hatten. Da es sich bei der Platzierung nur um eine technische Abwicklung handele, sollte sie nicht allzu lang belasten, erklärte ein Händler.
Die Anteilsscheine von Deutz gewannen 1,0 Prozent. Der Motorenbauer unterzeichnete eine langfristige Kooperation mit Indiens führendem Agrarkonzern Tafe. Den Angaben zufolge wird Tafe bis zu 30.000 Deutz-Motoren in Lizenz herstellen.
Gewinne in den USA
Die US-Aktienmärkte sind mit moderaten Aufschlägen in die neue Börsenwoche und in das zweite Halbjahr 2024 gegangen. Leichten Rückenwind gab es am Montag von der Konjunktur: Stimmungsdaten aus der Industrie im Juni blieben hinter den Erwartungen zurück, sie könnte tendenziell für eine lockerere Geldpolitik der US-Notenbank Fed sprechen. Gegenwind kam vom US-Anleihenmarkt, wo die Rendite zehnjähriger US-Staatspapiere auf den höchsten Stand seit Ende Mai kletterte.
Wegen des Nationalfeiertags am 4. Juli wird am Mittwoch nur verkürzt gehandelt, am Donnerstag bleiben die Börsen geschlossen. Der Dow Jones Industrial schloss am Montag mit 0,1 Prozent im Plus bei 39.169 Zählern. Im ersten Halbjahr 2024 hatte es der Dow auf ein Plus von knapp 4 Prozent gebracht. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Montag um 0,3 Prozent auf 5475 Punkte aufwärts. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 0,7 Prozent auf 19.812 Punkte.
Ölpreise steigen
Die Ölpreise sind am Montag gestiegen. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 86,81 US-Dollar. Das waren 21 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 14 Cent auf 83,52 Dollar.
Gründe dafür waren die Erwartung einer steigenden Treibstoffnachfrage aufgrund der Sommerreisesaison und mögliche Zinssenkungen in den USA, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln könnten.