Beier: Vieles spricht für einen langen Poker
Die Ausstiegsklausel für Maximilian Beier ist in der Nacht zum Montag ausgelaufen. Das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass die TSG Hoffenheim nun weniger mit dem 16-Tore-Mann erlöst. Ein Stück weit wird man aber abhängiger vom Markt.
Wurde gegen die Schweiz eingewechselt: Maximilian Beier
Nach dem Ablauf der Ausstiegsklausel
Ausstiegsklauseln sind eine feine Sache für alle Beteiligten. Abgebende Vereine wissen, was sie erhalten, aufnehmende, was sie bezahlen müssen, und die Spielervermittler können ihre Klienten mit einem Preisschild versehen. Kurzum: Langwierige Verhandlungen erübrigen sich. Im Fall Beier könnte es aber mittelfristig zu solchen kommen, vorausgesetzt, einer der vielen Klubs, die mit dem 21-Jährigen bislang in Kontakt gebracht wurden, konkretisiert sein Interesse und erweckt auch die Sehnsucht bei dem Jungprofi, einen Wechsel zu vollziehen. In der Nacht zum 1. Juli ist die Klausel abgelaufen, die es Beier ermöglichte, für eine fest definierte Summe zu wechseln. Etwas mehr als 30 Millionen Euro sollten fällig sein, wäre es in die Premier League gegangen. Etwas weniger beispielsweise bei einem bundesligainternen Transfer. Nun ist das obsolet.
TSG möchte hohen Erlös - xTV liegt bei 26,3 Millionen
In Hoffenheim gibt man sich hinter den Kulissen zuversichtlich, auch ohne die Klausel eine ähnliche Summe im Fall der Fälle heraushandeln zu können. Und die Parameter sprechen durchaus dafür. Beier ist jung, er kann bei der EURO noch auf sich aufmerksam machen - ohnehin schmälert die Tatsache einer EM-Nominierung durch den DFB den Marktwert keineswegs - und sein Vertrag läuft bis 2027, ist also langfristig angelegt. Der Londoner Dienstleister Transferroom, der seit seiner Gründung 2017 in mehr als 5000 Transfers involviert war, hat einen Algorithmus entwickelt, der anhand von Statistiken und der Finanzkraft des aktuellen und eines möglichen künftigen Arbeitgebers analog zum xG-Wert (expected goals = erwartete Tore) einen xTV errechnet, einen expected transfer value, also eine erwartete Transfersumme. Für Beier liegt diese aktuell bei 26,3 Millionen Euro. Die Hoffenheimer Zuversicht auf einen hohen Erlös wird also vom rein datenbasierten Standpunkt aus gestützt.
Was allerdings auf dem Mercato realistisch ist und was nicht, hängt von weiteren Faktoren der Zukunft ab, auf die weder ein Klubfunktionär noch ein Algorithmus Einfluss haben. Beispielsweise die Attraktivität der Interessenten. Ob es für Beier wirklich erstrebenswert ist, zu einem Mittelklasse-Klub aus England zu wechseln, darf bezweifelt werden. Ob er weit genug ist für die Topklubs, das müsste die Zeit zeigen. Manch ein Talent hat so einen zu frühen Schritt schon bereut.
Abhängig von internationaler Markt-Entwicklung
Dazu kommt: Der internationale Markt kommt eher schleppend daher. Experten erklären sich das weniger mit der EURO als vielmehr damit, dass viele Klubs aus England erst Profis verkaufen müssen, um sich im Rahmen der Finanzregeln zu bewegen. Das kann sich durchaus ziehen, allerdings werden womöglich bald Planstellen frei, siehe etwa das Tauziehen zwischen dem VfB Stuttgart und Brighton & Hove Albion um Deniz Undav. Womöglich müssen sie sich in Hoffenheim auf einen langen Poker um Beier einstellen - was aber nichts Schlechtes bedeuten muss mit Blick auf die Ablöse, sitzen die Geldbeutel doch gegen Ende der Transferperiode nicht selten lockerer.