„Die Ära Macron ist vorbei“: So berichten internationale Medien über die Frankreich-Wahl
Präsident Emmanuel Macron bei der Stimmabgabe am Sonntag in Le Touquet.
Der Rassemblement National hat die erste Runde der Parlamentswahlen in Frankreich klar gewonnen. Die Partei von Marine Le Pen und ihre Verbündeten erhielten mit 33 Prozent deutlich mehr Stimmen als das Lager von Präsident Emmanuel Macron, das auf 20 Prozent kam.
Diese Ergebnisse wurden von der internationalen Presse am Montag umfassend kommentiert. In vielen Beiträgen wurde Macron für die Auflösung des Parlaments vor drei Wochen kritisiert. „Wenn Historiker auf die Auflösung blicken, fällt ihnen nur ein Wort ein: Katastrophe!“, schrieb etwa die französische Tageszeitung Le Figaro. Die Pariser Zeitung Le Monde meinte, Macron habe mit diesem Schritt seine eigene Mehrheit aufgelöst.
Die amerikanische New York Times verwies auf die Spaltung des Landes, die die Wahl offenbart habe. Der „Aufstieg der extremen Rechten“ in Frankreich habe „viele Gräben“ offengelegt.
Der Guardian ist sich sicher: „Die Ära Macron ist vorbei, selbst wenn der Präsident bis zum Ende seiner Amtszeit 2027 im Élysée-Palast bleibt.“ Unabhängig vom Ausgang der Stichwahl, so die britische Tageszeitung weiter, werde Macrons Einfluss auf die Innen- und Außenpolitik deutlich geschwächt.
Mit Blick auf die Stichwahl stellen viele Kommentatoren das Linksbündnis Nouveau Front populaire auf eine Stufe mit dem rechten Rassemblement National. Die Wirtschaftszeitung Les Échos schreibt der radikalen Linken eine große Verantwortung für den Rechtsruck zu. Für Le Figaro wäre eine RN-Regierung sogar einer Regierung unter Beteiligung der Linkspartei La France insoumise von Jean-Luc Mélenchon vorzuziehen.
Für Les Échos scheint ohnehin „die einzige wirkliche Frage im zweiten Wahlgang zu sein, ob der RN die absolute Mehrheit erhält oder nicht“. Und für die Tageszeitung The Guardian ist es sogar nur eine Frage der Zeit, bis der RN an die Regierung kommt: „Unabhängig davon, ob der RN in der Stichwahl am kommenden Sonntag die absolute Mehrheit gewinnt und Le Pens 28-jähriger Protegé Jordan Bardella Premierminister wird, oder ob er die absolute Mehrheit verfehlt und Frankreich eine Zeit der Instabilität mit einem Parlament ohne klare Mehrheit erlebt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die euroskeptischen ‚Frankreich zuerst‘-Nationalisten an die Regierung kommen.“