Saudi-Arabiens Zukunftsvision ist ins Stocken geraten

Skipisten und autofreie Mega-City in der Wüste: Das saudi-arabische Zukunftsprogramm "Vision 2030" ist ambitioniert - und teuer. Vielleicht sogar zu teuer?

saudi-arabiens zukunftsvision ist ins stocken geraten

Ursprünglich sollte die Wolkenkratzer-Stadt

Als der Plan im Jahr 2015 vorgestellt wurde, waren viele Beobachter erstaunt über Ausmaß und Kühnheit. Denn die Pläne für die "Vision 2030", das große Zukunftsprojekt Saudi-Arabiens für die Zeit nach dem Ende des Öl-Booms, umfasste ehrgeizige Projekte. Geplant waren etwa eine Skipiste in der Wüste, eine ausschließlich dem Sport- und Unterhaltungssektor gewidmete Stadt sowie eine neue autofreie und kohlenstoffneutrale Megastadt inmitten der Wüste. Der Name der Stadt: Neom.

Die insbesondere von Kronprinz Mohammed bin Salman (MbS) vorangetriebene "Vision 2030" sollte die Wahrnehmung von Saudi-Arabien auf der internationalen Bühne verändern. Die einzelnen Projekte galten als Zeichen der Modernisierung des religiös-konservativen Landes, regiert von einer autoritären Königsfamilie, die politischen oder gesellschaftlichen Dissens kaum duldet.

Doch Einiges hat sich seit 2015 verändert - und zwar so sehr, dass mehrere Minister in den letzten Monaten bereits erklärten, wie und in welchem Umfang "Vision 2030" reduziert wird.

Bereits im Dezember verkündete Finanzminister Mohammed al-Dschadan, einige Projekte würden sich verzögern. Im April erklärte er auf einer Tagung des Weltwirtschaftsforums in Riad, Saudi-Arabien passe sich aktuellen Umständen an.

So etwa wird die ursprünglich auf eine Länge von 170 Kilometern geplante Reihe verspiegelter Wolkenkratzer in der Wüste namens "The Line" - eines der wichtigsten Teilprojekte von Neom - nun nur auf einer Strecke von etwas mehr als zwei Kilometern realisiert.

Dies ist nicht die erste "Anpassung" von Neom. Ursprünglich sollte das Projekt bis 2030 fertig gestellt werden - nun dürften bis dahin wohl 20 weitere Jahre vergehen. Die Kosten sollten sich auf etwa 500 Milliarden Dollar (468 Milliarden Euro) belaufen. Beobachtern schließen allerdings nicht aus, dass das Budget nun auf bis zu 2 Billionen Dollar (1.87 Billionen Euro) steigen könnte.

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Blick auf das

Schwierige Suche nach Investoren für Saudi-Arabien

Auch andere Teile der "Vision 2030" laufen nicht wie geplant. Einige der ehrgeizigsten Projekte sollten ausländische Investoren nach Saudi-Arabien locken. Doch die Akquise erweist sich als schwierig: Die ausländischen Direktinvestitionen fallen bisher geringer aus als erwartet. Analysten zufolge lassen die politische Instabilität der Region - wie etwa der Krieg in Gaza - und die mangelnde Transparenz der saudischen Vorschriften die Investoren zögern.

Zwar ging Saudi-Arabien von Anfang an davon aus, einen Großteil der Kosten für die "Vision 2030" selbst zu tragen. Nun aber scheint das Königreich gezwungen, sogar für fast alle Investitionen alleine aufzukommen.

Ein Großteil dieser Mittel stammt aus dem Public Investment Fund (PIF), einem der größten Staatsfonds der Welt, gespeist aus den saudischen Öleinnahmen.

Im März übertrug die saudische Regierung acht Prozent ihrer Anteile an der staatlichen Ölgesellschaft Aramco auf den PIF. Damit hält dieser nun 16 Prozent an dem mit zwei Billionen Dollar (1,871 Billionen Euro) bewerteten Staatskonzern, dem viertwertvollsten Unternehmen der Welt. Kritiker weisen allerdings darauf hin, dass der PIF zwar ein Portfolio von Vermögenswerten im Wert von 940 Milliarden Dollar (879 Milliarden Euro) verwaltet, selbst aber nur über Mittel von 15 Milliarden Dollar (gut 14 Milliarden Euro) an Mitteln verfügt.

Analysten zufolge macht diese Abhängigkeit vom Ölpreis die "Vision 2030"-Projekte anfällig für Schwankungen. Um die "Vision 2030" zu verwirklichen, braucht Saudi- Arabien Angaben des Internationalen Währungsfonds zufolge einen Ölpreis von rund 96 Dollar (89,8 Euro) pro Barrel. Im bisherigen Jahresverlauf ist der Preis für ein Barrel Rohöl, der häufig als Indikator für den Ölmarkt herangezogen wird, von rund 70 Dollar im Januar auf lediglich rund 81 Dollar in diesem Monat gestiegen.

Zudem berichtete dieser Tage das Wirtschaftsmedium Bloomberg, Saudi-Arabien sei zum größten Emittenten von Anleihen unter den Schwellenländern geworden und habe in dieser Hinsicht erstmals seit über einem Jahrzehnt China überholt.

Staatsanleihen werden ausgegeben, um öffentliche Ausgaben zu finanzieren; sie sind eine Art Kredit, für den die emittierende Regierung den Inhabern der Anleihen Zinsen zahlt. Wie Bloomberg berichtet, nehmen die Saudis mehr denn je diese Art von Krediten auf, um den Mangel an ausländischen Direktinvestitionen auszugleichen.

saudi-arabiens zukunftsvision ist ins stocken geraten

Ausländische Investitionen bleiben hinter Erwartungen zurück: Blick auf einen saudischen Pavillon für die Anwerbung von Investoren in Cannes, 2024

"Vision 2030" in Gefahr?

"Angesichts der Kombination von Faktoren kann man nur zu dem Schluss kommen, dass Saudi-Arabien derzeit zu einem Maß wirtschaftspolitisch jongliert", sagt Robert Mogielnicki vom Arab Gulf States Institute in Washington.

Allerdings, so Mogielnicki, sei der Status der "Vision 2030" weder so spektakulär noch so desaströs, wie teils dargestellt. "Die Realität liegt irgendwo in der Mitte".

Denn einige Teile der "Vision 2030" entwickeln sich offenbar durchaus gut. Einem "Halbzeit"-Bericht der US-Investmentbank Citigroup vom Februar zufolge sind etwa beim Anteil der Frauen an der Erwerbsbevölkerung, beim Anteil der Einheimischen am Wohneigentum und den Einnahmen aus nicht ölbezogenen Sektoren "erhebliche Fortschritte" zu verzeichnen.

In einer Erklärung Mitte Juni kamen Forscher des Internationalen Währungsfonds zu dem Schluss, die "beispiellose" wirtschaftliche Transformation des Landes schreite gut voran. Auch begrüßten sie die "Neuausrichtung der Ausgaben" im Rahmen der "Vision 2030".

Auch Golfstaaten-Experte Mogielnicki glaubt, dass die Saudis hinsichtlich der Verwirklichung ihrer Zukunftspläne "noch viele Karten" spielen könnten. Derzeit stocke das Projekt allerdings und es sei insgesamt noch viel Arbeit dafür zu tun.

Aus dem Englischen adaptiert von Kersten Knipp.

Autor: Cathrin Schaer

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