Etikett mit Seriennummer - Russen erbeuten intaktes Atacms-Lenksystem

Eine Einheit der 8. US Armee feuert eine Artillerie-Kurzstreckenrakete vom Typ ATACMS ab. Foto: dpa/-

Russische Streitkräfte haben intakte Teile eines US-amerikanischen Army Tactical Missile Systems (Atacms) in die Hände bekommen. Nun untersuchen sie offenbar die hochentwickelte Technologie des Langstreckenlenkflugkörpers.

Russische Streitkräfte haben ein intaktes Lenksystem eines US-amerikanischen Atacms-Langstreckenmarschflugkörpers erbeutet und untersuchen nun dessen Technologie. Dies berichten westliche Medien und verweisen auf die staatliche Nachrichtenagentur Russlands, „RIA-Novosti“. Die Agentur veröffentlichte Videobilder, die einen Experten in Militäruniform und Sturmhaube bei der Inspektion des Geräts zeigen.

Russen wollen laut Ria-Novosti die Geheimnisse des erbeuteten ATACMS-Raketenzünders gelüftet haben. Foto: Screenshot Ria Novosti

Seriennummer zu sehen

Hinter dem russischen Experten waren mehrere Regale mit Landminen, Raketen und weiterem Militärgerät zu sehen. „Wir können das Funktionieren der Raketensysteme in allen Phasen der Flugbahn analysieren. Das heißt, wir können den Korrekturansatz und das Ausmaß der möglichen Korrekturen verstehen, da der Flugkörper auf einer komplexen ballistischen Bahn fliegt“, erklärte der nicht identifizierte Soldat laut dem „Telegraph“. Auf den Bildern ist ein Etikett, das das Gerät als Teil eines US-amerikanischen Atacms mit spezifischer Seriennummer identifizierte, zu sehen.

Russland kann seine Abwehrsysteme optimieren

Viktor Litovkin, ein pensionierter russischer Oberst, teilte mit, dass Wissenschaftler bald Schwachstellen identifizieren würden. „Wir können unsere bodengestützten Luftabwehrraketensysteme, die den Flugkörper abschießen sollen, neu konfigurieren und unsere Systeme zur elektronischen Kriegsführung gegen diese Rakete feinabstimmen“, wurde er zitiert.

Die Atacms-Marschflugkörper, die eine Reichweite von fast 320 Kilometern (200 Meilen) haben, wurden zu einer der schlagkräftigsten Waffen der Ukraine, die damit Kommandozentralen, Kriegsschiffe und Luftbasen zerstörten. Die USA begannen erst im April mit der Lieferung von Atacms an die Ukraine, da Bedenken bestanden, dass der Einsatz eines ihrer tödlichsten Raketensysteme den Krieg eskalieren könnte. Russische Streitkräfte klagten über die Geschwindigkeit und Präzision der Atacms, und es kam selten vor, dass russische Kräfte sie abschießen konnten.

Doppelte Reichweite und erhöhte Spannungen

Die Nachrichtenagentur „Reuters“, die ebenfalls über den Vorfall berichtete, konnte die im Video gezeigte Ausrüstung nicht verifizieren. Dennoch betonte die Nachrichtenagentur, dass das erbeutete Lenksystem den Ursprung in einem US-Armee-Depot in Alabama hat, was durch auf dem GPS-Lenkungssystem sichtbare Etiketten belegt wird.

Washington hatte die Ukraine erst vor einigen Monaten mit den Langstrecken- Atacms versorgt, nachdem zwei Jahre lang Anfragen aus Kiew für Waffen solcher Reichweite abgelehnt wurden. Die Raketen können Ziele in bis zu 300 km Entfernung treffen, fast die doppelte Reichweite der Himars-Systeme, die die Vereinigten Staaten der Ukraine bereits im Jahr 2022 zur Verfügung gestellt hatten.

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