Kritik am RN - Nach dem Spiel formuliert Frankreichs „Man of the Match“ einen politischen Appell
Kylian Mbappé nahm sich die Gesichtsmaske ab und schnaufte durch. Didier Deschamps nahm ihn mit einer herzlichen Umarmung in Empfang. Die beiden wichtigsten Männer des französischen Fußballs waren erleichtert: Die Équipe Tricolore hatte es dank eines 1:0 (1:0) gegen Belgien ins Viertelfinale geschafft – allerdings gelang es ihr auch im vierten EM-Spiel nicht, einen Treffer aus dem Spiel heraus zu erzielen. Es war, wie schon beim ersten Gruppenspiel gegen Österreich (1:0), ein Eigentor des Gegners – wenn auch ein durch den großen französischen Druck erzwungenes.
So wurde Randal Kolo Muani dann auch wie ein Matchwinner gefeiert – allerdings auf ungewöhnliche Weise. Seine Kollegen schlugen dem ehemaligen Stürmer von Eintracht Frankfurt vor Freude mehr oder weniger sanft auf den Kopf. Nach dem Schlusspfiff in Düsseldorf, als die Betreuer für die Spieler ein Spalier bildeten, wurde das Ritual noch einmal wiederholt. Kolo Muani grinste.
Jules Koundé (l.) im Duell mit dem Belgier Jeremy Doku
„Randal hat sehr viele gute Sachen gemacht“, sagte Frankreichs Trainer, der den 25-jährigen Angreifer von Paris St. Germain in der 62. Minute eingewechselt hatte. Zu diesem Zeitpunkt benötigten die Franzosen, die zwar drückend überlegen waren, es allerdings deutlich an Zielstrebigkeit vermissen ließen, dringend einen neuen Impuls – einen Stürmer, der weniger auf Dribblings oder Doppelpässe aus ist, sondern direkt den Abschluss sucht. „Er hat die Charakteristiken, die wir brauchten. Wir wussten, dass die belgischen Verteidiger nicht die schnellsten sind“, so Deschamps: „Und Randal ist jemand, der schießt, wenn er schießen muss.“
Die Tatsache, dass sich seine Mannschaft trotz ihrer spielerischen Klasse mit dem Toreschießen schwertut, sei jedoch etwas, an dem gearbeitet werden müsse – auch wenn es im Achtelfinale auch so klappte. „Wir sind im Viertelfinale, das ist das, was wir wollten. Und wir sind den Belgiern, die wir offensiver erwartet hatten, nicht in die Falle gegangen“, erklärte Deschamps. Er sei sehr mit der Defensive zufrieden, vor allem aber mit der spielerischen Dominanz seines Teams. Um den EM-Titel gewinnen zu können, müsse jedoch die Effizienz verbessert werden. Die große Anzahl der Torchancen, die sich sein Team herausarbeiten konnte, mache jedoch Mut.
Dazu komme, dass sich Topstürmer Kylian Mbappé nach anfänglichen Schwierigkeiten besser an seine Maske, die er wegen eines Nasenbeinbruchs tragen muss, gewöhnen werde. „Er kann zwar alles vor ihm gut sehen, doch sein Blickfeld ist eingeschränkt, was das seitliche Sehen angeht“, sagte Deschamps.
Koundés deutliche Worte gegen den RN
Ein besonders Lob bekam neben Kolo Muani auch Rechtsverteidiger Jules Koundé, der gegen die insgesamt enttäuschenden Belgier viele Angriffe angekurbelt hatte. Der 25-Jährige wurde von der Uefa zum „Spieler des Spiels“ gekürt.
Koundé nutzte die anschließende Pressekonferenz, um eine politische Botschaft zu platzieren. Auf Nachfrage, wie er über den ersten Ausgang der vorgezogenen französischen Parlamentswahlen denke, sagte er: „Ich war natürlich sehr enttäuscht, in welche Richtung unser Land geht. Wie eine Partei sehr viel Unterstützung bekommt, die gegen unsere Werte und gegen Respekt steht.“ Damit meinte Koundé den Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen. Die Rechtspopulisten und ihre Verbündeten hatten im ersten Wahlgang 35,8 Prozent der Stimmen bekommen und liegen vor dem zweiten Wahlgang am kommenden Sonntag deutlich vorne.
„Sie wollen, dass sich ein Graben auftut“, fuhr der Profi vom FC Barcelona fort und forderte die Wähler auf, gegen den RN zu stimmen: „Ich hoffe, dass die, die noch nicht gewählt haben, dann wählen gehen. Ich will nicht, dass der RN durchkommt. Denn dann hätten wir alle weniger Freiheit.“
Im Vorfeld der Wahlen hatten sich bereits mehrere Nationalspieler in ihren Social-Media-Kanälen besorgt über die politische Entwicklung geäußert – niemand jedoch so deutlich wie Koundé, der dies nun auch erstmals auch auf einer offiziellen Pressekonferenz der Uefa während der EM tat.
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