Österreich vs. Türkei: „Wir schauen getrennt“

Feride Metin und Jochen Schreier – ein Pärchen, dessen Fußballherzen heute trotz großer Liebe nicht füreinander schlagen.

Ein Oberalmer Pärchen fiebert dem Match am Dienstag entgegen. Sie: heißblütiger Türkei-Fan. Er: absolut für Rot-Weiß-Rot. Im Ausnahmezustand ist bei so einem Spiel alles anders.

Um 21 Uhr ist es so weit: Österreich gegen Türkei, Achtelfinale, Fußball-EM. Das ganze Land fiebert dem Spiel entgegen. Die Fanzonen erwarten einen Ansturm sondergleichen. Wer nicht bei Public Viewings ist, genießt das Duell bei einer Watch-Party.

„Sie will nicht mit mir schauen“So fiebern auch Jochen Schreier und seine Freundin Feride Metin dem Spiel entgegen. Aber diesmal ist bei dem Pärchen alles anders. Denn Jochen, Österreicher mit holländischen Wurzeln, fiebert klar für Rot-Weiß-Rot. Feride wünscht sich als Türkin nichts sehnlicher als einen Erfolg der Mond-Stern-Elf. Normal schaut das Liebespaar gemeinsam Fußball. An diesem Tag definitiv nicht trotz fünf Jahren Beziehung.

„Sie will nicht mit mir schauen, sonst wird's kritisch“, meint Jochen und lacht. Feride ist heißblütige Türkei-Anhängerin. „Bei einem Türkei-Spiel macht sie 10.000 Schritte vor dem Fernseher“, so Schreier.

Feride schaut deshalb bei der Familie, Jochen bei Freunden. Neben den Fußballnerven sind deshalb auch die Beziehungsnerven gespannt. Feride sagt mit einem Augenzwinkern: „Das ist absoluter Ausnahmezustand. Ich bin ganz klar für die Türken. Da schaue ich besser mit der Familie.“

Letztlich spielen zwei Heimaten gegeneinanderViel Zeit eine mögliche Niederlage zu verdauen hat die in Österreich geborene Türkin nicht. Am Mittwoch fliegt sie auf Urlaub. Schreier scherzhaft: „Kann sein, dass du da im gleichen Flieger wie das türkische Team sitzt.“ „Ich schaue mir das Viertelfinale der Türken in Istanbul an“, erwidert Feride lachend. Die Spannung vor dem Match ist also in der Beziehung spürbar. Doch beide sind sich letztlich doch in einem Punkt einig: „Egal, wer gewinnt – beide Teams spielen eine tolle Europameisterschaft.“ Und Feride abschließend: „Eigentlich kann ich ja nur gewinnen, schließlich spielen meine beiden Heimaten gegeneinander.“