Mehr Fahrgäste als Dresden : Berliner Bahnhof Schöneweide nach sechs Jahren fertiggestellt
Sechs Jahre Bauzeit, 42 Millionen Euro kosten. Die Deutsche Bahn übergab am Montag die fertige Station Schöneweide für Regionalzüge und S-Bahn. Nun fehlt noch die Straßenbahnhaltestelle der BVG.
Der neue Ausgang nach Johannisthal
Sechs Jahre hat die Komplettsanierung des Bahnhofs Berlin-Schöneweide gedauert. Das ist deutlich schneller als zum Beispiel am Bahnhof Zoo. Am Montag übergaben Bahnchef Alexander Kaczmarek und Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) die im Inneren (fast) fertige Station. Etwa 100 Jahre lang hatte es keine Sanierung und keinen Umbau gegeben, so sah es am Ende auch aus. Der neue Bahnhof hat wie früher sechs Gleise, vier für die S-Bahn, zwei für die Regionalbahn.
Neu sind Aufzüge, zu den S-Bahnsteigen gibt es auch Rolltreppen. Viele historische Details wie die Stützen für die Bahnsteigdächer wurden denkmalgerecht saniert und wieder verwendet. Entstanden ist eine sehenswerte Kombination aus alt und neu. Der neue Ausgang zur Wendeschleife der Straßenbahn erhielt an den Mauern historische Bilder der Station aus früheren Zeiten, so eine Luftaufnahme von 1920. Zuletzt hatte es einige Verzögerungen gegeben, da dem Hersteller der Fliesen ein Brennofen dafür kaputtging. Einige Fliesen und Monitore fehlen immer noch.
Eine große Verbesserung ist der neue Tunnel unter den Gleisen für die Straßenbahn, die BVG muss künftig aus der Brückenstraße kommend nicht mehr den Schlenker über die Michael-Brückner-Straße nehmen. Leider ist die BVG noch nicht fertig mit Schleife und Gleisen, die neue Anbindung soll in ein paar Wochen in Betrieb gehen. Dann ist ein schneller Umstieg mit einer neuen Haltestelle in der Unterführung möglich.
48.000 Reisende werden täglich in Schöneweide gezählt, sagte Kaczmarek, „mehr als in den Hauptbahnhöfen von Erfurt oder Dresden“. Die Station war im Mai 1868 eröffnet worden. Von den 42 Millionen Euro Kosten des Umbaus gab das Land Berlin 23 Millionen. „Hoffentlich sieht das in einer Woche auch noch so schön aus“, sagte Kaczmarek und spielte auf den immer stärker werdenden Vandalismus an.
Dass bloßes Nichtstun reicht, sieht der Fahrgast, wenn er den Bahnhof zur Michael-Brückner-Straße verlässt. Seit Jahren ist die Unterführung an der stark befahrenen Straße nach einem Feuer geschlossen, hinter provisorischen Bauzäunen haben sich seitdem Berge an Müll gesammelt. Das Dach zwischen Unterführung und dem verrammelten Empfangsgebäude schützt nur noch die dort lagernden Obdachlosen und ihr Bier vor Regen. Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) nahm zwar an der Feier teil, sagte aber nichts zu Verwahrlosung vor der Station.
Der Bezirk zeigte zur Eröffnung Pläne, wie der Cajamarca-Platz einmal aussehen könnte, mit viel Grün und neuen Wegebeziehungen. Doch wann diese Pläne umgesetzt werden, steht in den Sternen. Der Platz kann erst begrünt werden, wenn die Bahn Investoren für zwei geplante Neubauten gefunden hat. Noch hat sie diese nicht gefunden, sagte die zuständige Projektleiterin Sonja Altmann. In einem vier- und in einem sechsstöckigen Bau könnten Büros oder Hotels entstehen, so Altmann. Die Bahn will mit den Projekten Geld verdienen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der nach der Partnerstadt von Treptow-Köpenick benannte Cajamarca-Platz noch in zehn Jahren eine Baustelle ist.
Schneller solle das historische Empfangsgebäude wieder genutzt werden, sagte Kaczmarek, ein Datum nannte er aber nicht. Die Bahn will es tatsächlich wieder für Fahrgäste nutzen, zudem ist Gastronomie geplant. Als Nächstes soll Ende 2026 ein Fahrradparkhaus fertig werden, es könnte das erste Berlins werden. Zwar wird seit 20 Jahren über alle möglichen Standorte diskutiert, gebaut wurde nichts. Wie Mitarbeiter von Infravelo am Montag sagten, soll das Parkhaus 740 Plätze haben, davon 140 gesicherte, die Pläne seien weiter vorangeschritten als bei den anderen Projekten in der Stadt.
420 weitere Fahrräder sollen Platz in einer zusätzlichen Abstellanlage Platz finden. Die senatseigene Infravelo ist für Radwege und Fahrradparkhäuser zuständig.