Bundesbank-Studie - Deutschland, die einsame Bargeld-Nation? Die Abkehr hat längst begonnen

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Businessman's hands exchanging euro banknotes, closeup shot.

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Schockerlebnisse hatten in den vergangenen Wochen viele Fans ausländischer Fußballteams bei ihrem Besuch in Deutschland. Immer wieder schüttelten sie ungläubig den Kopf, wenn ihnen entgegnet wurde „cash only“. Während im Rest Europas inzwischen längst auch Kleinstbeträge wie selbstverständlich mit Karte oder Smartphone bezahlt werden, gilt hierzulande immer noch an vielen Orten das Diktum: Nur Bares ist Wahres.

Doch selbst die einsame Bargeldhochburg Deutschland ist im Wandel. Kartenzahlungen sind einer aktuellen Untersuchung der Bundesbank zufolge in den vergangenen zwei Jahren deutlich häufiger geworden, der Anteil des Bargeldes erheblich zurückgegangen.

Zunehmend gibt es sogar Stellen, an denen gar nicht mehr bar bezahlt werden kann – und dabei preschen ausgerechnet Behörden und Ämter voran. Immerhin wünscht sich die Mehrheit, dass das Bargeld auch weiter stark genutzt wird, gleichzeitig hofft jedoch inzwischen mehr als ein Viertel der Deutschen auf dessen Ende.

Schon während der Corona-Pandemie war die Bargeldnutzung deutlich zurückgegangen. Doch diese Entwicklung wurde in den vergangenen zwei Jahren nicht etwa zurückgedreht – im Gegenteil. Der Trend weg vom Bargeld geht weiter. So sank der Anteil der Barzahlungen an allen Transaktionen zwischen 2021 und 2023 der Studie der Bundesbank zufolge von 58 auf 51 Prozent, liegt also inzwischen nur noch ganz knapp über der Hälfte, und ein Sinken unter die Schwelle von 50 Prozent ist absehbar.

Für die Studie wurden rund 5700 Personen befragt, über 4000 führten zudem über drei Tage hinweg ein Zahlungstagebuch, worüber 15.500 Zahlungen im Wert von rund 660.000 Euro erfasst wurden. Die Studie hat daher auf eine recht breite Grundlage und kann als repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung über 18 gelten.

Während diese immer weniger auf Bargeld zurückgreift, wird das Bezahlen mit einer Debitkarte immer wichtiger. Dieses Zahlungsmittel kommt inzwischen auf einen Anteil von 27 Prozent an allen Transaktionen, nach 22 Prozent vor zwei Jahren.

„Besonders beachtlich ist aber der Anteil der mobilen Bezahlvorgänge“, sagt Bundesbank-Vorstandsmitglied Burkhard Balz. An allen Zahlungsvorgängen kam in sechs Prozent der Fälle dieses Instrument zum Einsatz, dreimal so viel wie 2022. Und in der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen liegt dieser Anteil sogar schon bei 14 Prozent.

„Die mobilen Bezahlverfahren werden eindeutig beliebter“, sagt Balz. Das größte Stück vom Kuchen schneidet sich dabei Apple Pay ab – dessen Anteil stieg sogar noch von 38 auf 40 Prozent. Google Pay musste dagegen einen Rückgang von 18 auf 14 Prozent hinnehmen, Bezahl-Apps der Banken blieben mit einem Anteil von 24 Prozent ungefähr auf dem bisherigen Niveau.

Die Studie habe gezeigt, dass der Anteil des Bargeldes an den Transaktionen deutlich schneller zurückgehe als bis 2020, also der Zeit vor der Pandemie, sagt Balz. In den Studien seit 2008 lag der Rückgang bei rund einem Prozent pro Jahr, nun sank er innerhalb von zwei Jahren um sieben Prozent, und es ist absehbar, dass er schon bald unter die Marke von 50 Prozent rutschen wird.

Betrachtet man die Umsätze, ist dies schon längst der Fall. Denn hier hat Bargeld nur noch einen Anteil von 26 Prozent, die Debitkarte liegt mit 32 Prozent deutlich davor. Das liegt daran, dass vor allem größere Beträge mit Karte bezahlt werden, aber auch kleinere Beträge würden immer häufiger mit unbaren Zahlungsmitteln bezahlt, so Balz.

Ein Grund für den Siegeszug der unbaren Bezahlverfahren liegt daran, dass diese inzwischen deutlich häufiger verfügbar sind als früher. Noch 2021 akzeptierten nur 61 Prozent aller Stellen Karten oder mobile Bezahlung, innerhalb von zwei Jahren ist dieser Wert jedoch auf 81 Prozent gestiegen.

Nur noch 48 Prozent der Ämter nehmen Bargeld

Umgekehrt gibt es sogar zunehmend Stellen, die gar kein Bargeld mehr akzeptieren. Im Handel ist das zwar noch selten, aber gerade Ämter und Behörden lehnen inzwischen mehrheitlich die Barzahlung ab: 50 Prozent verlangen unbare Zahlung, nur 48 Prozent nehmen noch Bargeld.

Das widerspricht jedoch dem Wunsch vieler Bürger. „Es ist für viele wichtig Bargeld grundsätzlich nutzen zu können“, sagt Bundesbank-Vorstand Balz. Das zeigt die Befragung, die im Rahmen der Studie durchgeführt wurde. 43 Prozent sagten dabei dies sei für sie „sehr wichtig“, 25 Prozent bezeichneten es als „ziemlich wichtig“, neun Prozent empfanden es als „überhaupt nicht wichtig“, 23 Prozent als „nicht ganz so wichtig“.

Diese Verteilung bildet sich dann auch bei der Frage ab, was man sich für die Zukunft wünscht, konkret für die kommenden 15 Jahre. Jeder Zehnte will, dass Bargeld wieder stärker genutzt wird, knapp zwei Drittel wollen, dass es auf dem jetzigen Niveau bleibt.

Doch immerhin 23 Prozent wünschen sich, dass Bargeld komplett aus dem Alltag verschwindet, und vier Prozent plädieren sogar für dessen Verbot. Über ein Viertel setzt also auf eine bargeldlose Zukunft, die Mehrheit sieht das jedoch komplett anders.

„Die Zukunft mit Bargeld wird ausdrücklich gewünscht“, sagt Balz. Und doch sind Wunsch und Wirklichkeit eben zweierlei. Danach gefragt, was sie erwarten, sieht das Bild, das die Befragten zeichnen, ganz anders aus. „Nahezu die Hälfte geht davon, dass Bargeld in 15 Jahren aus dem Alltag verschwunden sein wird“, sagt Balz.

Er macht jedoch Hoffnung, dass dies nicht der Fall sein wird. Die Bundesbank jedenfalls setzt voll auf Bargeld. „Wir bleiben Bargeldland“, sagt Balz. Und er sieht auch auf der Ebene der Euro-Zone keinen Trend, Bargeld aufzugeben, im Gegenteil. „Die Europäische Zentralbank bereitet gerade die dritte Banknotenserie des Euro vor“, sagt er.

Die dafür notwendigen finanziellen und personellen Investitionen würde man nicht tätigen, wenn man nicht an die Zukunft des Bargeldes glaubt, versichert Balz. Allerdings sieht der globale Trend anders aus: In Finnland wird einer Studie der EZB zufolge schon jetzt an den Kassen des Landes nur noch in 19 Prozent der Fälle bar bezahlt, in den Niederlanden sind es 21 Prozent. Tendenz: weiter fallend. Und es ist wenig wahrscheinlich, dass sich Deutschland diesem Trend entziehen kann.

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