Der DDR-Teenie, der die Welt schockte

Die 19 Jahre alte Marlies Oelsner stieg 1977 mit einem Fabellauf in Dresden zur schnellsten 100-Meter-Läuferin ihrer Zeit auf. Ihr bis heute gültiger Deutscher Rekord ist inzwischen ein Jahre altes Streitthema.

der ddr-teenie, der die welt schockte

Der DDR-Teenie, der die Welt schockte

Es ist ein einschneidender Sommer für die junge Marlies Oelsner.

Ende Juni legt die 19 Jahre alte Tochter eines Tischlermeister aus der thüringischen Kleinstadt Triptis an der Orla ihr Abitur ab. Wenige Tage später ist die in Gera geborene Nachwuchs-Leichtathletin plötzlich die schnellste Frau der Welt. (NEWS: Alles zum Thema Leichtathletik)

Es ist der 1. Juli 1977, die DDR-Meisterschaft im damals hochmodernen Heinz-Steyer-Stadion von Dresden, einer der ersten Sportstätten des Landes mit einer Tartanbahn.

Das junge Talent Oelsner nutzt die an diesem Tag auch wettertechnisch guten Bedingungen zum Lauf ihres Lebens: 10,88 Sekunden - Weltrekord und das erste Mal, dass die neuartige elektronische Zeitmessung bestätigt, dass eine Frau die magische Schallmauer von 11 Sekunden knackte.

Oelsner, bei Olympia 1976 in Montreal schon Teil der 4x100-Meter-Goldstaffel der DDR, ist endgültig in der Weltspitze angekommen. Als Marlies Göhr wird sie zu einer der erfolgreichsten deutschen Leichtathletinnen der deutschen Geschichte. Das sportliche Vermächtnis der bis heute schnellsten deutschen Sprinterin ist aber durch die Enthüllungen der Nachwendezeit zu einem umstrittenen geworden.

Marlies Göhr: Ein Aushängeschild des DDR-Sports

Mit ihrem Durchbruch heute vor 37 Jahren stieg die damalige Marlies Oelsner - die später den Erstliga-Fußballer Ulrich Göhr vom FC Carl Zeiss Jena heiratete - über Nacht zu einem neuen Aushängeschild des DDR-Sports auf.

Sie trat in die Fußstapfen der vorherigen Rekordhalterin Annegret Richter, Olympiasiegerin von Montreal 1976, und der 1972 in München siegreichen Renate Stecher, die in der Ära der handgestoppten Zeiten schon die 11-Sekunden-Marke geknackt hatte.

Die 1,65 Meter kleine Göhr, bekannt für ihren unorthodoxen Laufstil mit sehr kurzen, schnellen Stakkato-Schritten, bestätigte ihren Weltrekord-Coup 1978 mit EM-Gold in Prag und wurde in den Jahren darauf zur großen Rivalin der damaligen US-Topsprinterin Evelyn Ashford.

Göhrs größter Erfolg war der WM-Gewinn 1983 in Helsinki, am ultimative Ziel Olympia-Einzelgold schrammte sie allerdings wiederholt in dramatischer Manier vorbei.

Traum von Olympia-Gold platzte zweimal bitter

1980 in Moskau gewann Göhr nochmal Gold mit der DDR-Staffel, verlor im Einzel aber verletzungsgeschwächt ein umstrittenes Fotofinish gegen die Russin Ljudmila Kondratjewa. Nach einer Operation an beiden Achillessehnen kehrte sie auf Topniveau zurück, steigerte ihren Weltrekord 1983 in Berlin auf 10,81.

Der Ost-West-Showdown zwischen Göhr und Ashford wäre 1984 in Los Angeles die große Geschichte gewesen - doch die DDR und die übrigen Ostblockstaaten boykottierten die US-Spiele als Revanche für denselben Schachzug der Westnationen vier Jahre zuvor.

„Ich bin sofort aus der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft ausgetreten, habe den Ausweis verbrannt“, erinnerte sich Göhr vor einigen Monaten in der Bild. Sie musste vor dem Fernseher verfolgen, wie Ashford vor Landsfrau Alice Brown und Merlene Ottey souverän Gold holte.

Vier Jahre später in Seoul war Göhr nicht mehr schnell genug für die Weltelite: Sie schied im Halbfinale aus und musste zusehen, wie das neue US-Phänomen Florence Griffith-Joyner Gold vor Ashford und der jungen Heike Drechsler holte.

Göhr wurden in der DDR Dopingmittel verabreicht

Aus der öffentlichen Wahrnehmung ist Göhr - speziell im Westen Deutschlands - seit ihrem Karriere-Ende eher verschwunden, um die Bewertung ihres sportlichen Erbes sind jedoch wiederholt Debatten entbrannt: Die Aufarbeitung des systematischen Staatsdopings in der DDR hat die ehemalige Vorzeigesportlerin auch persönlich ins Zwielicht gebracht.

In von den Anti-Doping-Aktivisten Brigitte Berendonk und Werner Franke ausgewerteten DDR-Akten ist schriftlich hinterlegt, dass Göhr 1983 und 1984 hohe Dosen des berüchtigten Anabolikums Oral-Turinabol verabreicht bekam. Göhrs ehemaliger Trainer, der 2002 verstorbene Horst-Dieter Hille, bestätigte die Abgabe an Göhr und andere Athletinnen drei Jahre vor seinem Tod auch vor Gericht.

Heraus kam außerdem, dass die damals 17 Jahre alte Göhr schon 1975 bei der Junioren-EM positiv auf Anabolika getestet worden war, wegen eines fehlerhaften Umgangs mit der Reserveprobe wurde der Fall damals nicht veröffentlicht.

Göhr hat trotz allem stets zurückgewiesen, je wissentlich gedopt zu haben, und immer wieder betont, dass sie mit sich im Reinen sei: „Man kann nicht 13 Jahre Weltspitze sein und nur mit Dopingmitteln rumrennen. Es gehört sehr viel mehr dazu“, sagte sie einst der ARD.

100-Meter-Rekord gilt bis heute

Die Frage des Umgangs mit Göhrs Vermächtnis ist bis heute relevant, ihre Bestzeiten über 100 Meter und mit der Staffel sind noch immer Deutscher Rekord. Seit 2006 steht auf der offiziellen Liste ein Hinweis auf das DDR-Staatsdoping und auch Doping-Enthüllungen im Westsport - und die (nicht unumstrittene) Ansicht, dass deren Löschung aus juristischen Gründen unmöglich sei.

Vorausgegangen war ein Vorstoß der ehemaligen DDR-Sprinterin Ines Geipel, die eine Streichung ihres Namens aus den offiziellen Bestenlisten verlangte. Es ging um den Vereinsrekord über 4x 100 Meter, aufgestellt mit dem SC Motor Jena und ihren damaligen Kolleginnen Bärbel Wöckel, Ingrid Auerswald und Göhr.

Göhr und Geipel - ehemalige Vorsitzende des Dopingopfer-Hilfevereins und inzwischen auch als Lyrikerin und Schriftstellerin bekannt - zerstritten sich über das Thema auch persönlich. Göhr attackierte Geipel in dem damaligen Konflikt als „Wichtigtuerin“ und ihren Kampf um eine Distanzierung von den DDR-Rekorden als „sinnloses Gequatsche“.

Der gebrochene Blick auf vergangene Bestleistungen ist kein rein deutsches Thema: Auch hinter den Weltrekorden der früh verstorbenen Griffith-Joyner stehen große Doping-Fragezeichen.

Mutter am Tag des Mauerfalls

Göhr hat sich nach der Wende anderen Dingen zugewandt, durch einen kuriosen Zufall in ihrer persönlichen Geschichte von Tag 1 an: Am 9. November 1989 - am Morgen des Tages, an dem die Berliner Mauer fiel - brachte Göhr ihre erste Tochter Nadja zur Welt.

Inzwischen ist Göhr, die nach der aktiven Karriere eine Laufbahn als Kinderpsychologin eingeschlagen hat, zweifache Großmutter. In der Leichtathletik ist die 66-Jährige als ehrenamtlicher Vorstand des LC Jena weiter aktiv.

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