Geplante Übernahme: Boeing legt konkretes Angebot für Spirit vor
Vom Zulieferer Spirit kommt der Rumpf von Boeings Bestseller 737. Die Firma war einst Teil des Konzerns, und soll es bald wieder sein. Auch Airbus hat dabei ein Eisen im Feuer.
Der kriselnde Flugzeugbauer Boeing steht offenbar vor dem Abschluss der Übernahme von Spirit Aerosystems. Damit würde der wichtige Zulieferer wieder zurück unter das Konzerndach geholt werden. Schon länger wird kritisiert, die Abspaltung der einstigen Boeing-Sparte habe es schwer gemacht, die Qualitätsstandards einzuhalten.
Boeing zahle den Kaufpreis in Form von Aktien, Spirit werde bei dem Deal mit rund 4,7 Milliarden Dollar bewertet, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg in der Nacht zum Montag. Boeing übernehme zusätzlich 3,5 Milliarden an Spirit-Schulden, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Der Deal, über den bereits seit Längerem spekuliert wird, sei am Sonntag festgezurrt wurden und könne am Montag offiziell verkündet werden.
Das manager magazin fasst den Tag für Sie zusammen: Die wichtigsten Wirtschaftsnachrichten im Überblick als Newsletter. Jetzt kostenfrei abonnieren.
737-Katastrophen als Auslöser
Bei Spirit wird unter anderem der Rumpf von Maschinen des Typs Boeing 737 gebaut. Die 2005 ausgegliederte ehemalige Boeing-Tochter produzierte nach späteren Zukäufen auch Teile von Tragflächen für Airbus. Die Verhandlungen zogen sich deshalb auch in die Länge, weil Boeing nach einer Wiedereingliederung von Spirit zum Zulieferer von Airbus geworden wäre.
Nach Berichten von Insidern soll Airbus jetzt für die Übernahme einzelner verlustbringender Aktivitäten von Spirit AeroSystems knapp 600 Millionen Dollar als Entschädigung erhalten und für die Vermögenswerte wiederum einen symbolischen Kaufpreis von 1 Dollar zahlen.
Die Abspaltung der Sparte von Boeing folgte seinerzeit dem Trend, Konzerne zu verschlanken und durch Verlagerung von Aktivitäten an Zulieferer Geld zu sparen. Mit der Zeit setzte sich jedoch allgemein die Sicht der Dinge durch, dass die Trennung von Spirit zu Qualitätsproblemen und einem Kontrollverlust durch Boeing führte. In den vergangenen Jahren gab es wiederholt Ärger. In einem Fall etwa wurde festgestellt, dass bei Spirit Löcher im Rumpf mehrerer Maschinen falsch gebohrt wurden.
Airbus am Übernahme-Poker beteiligt
Spirit spielte auch eine Rolle bei dem dramatischen Zwischenfall im Januar, bei dem sich ein Rumpf-Teil einer so gut wie neuen Boeing 737 Max 9 von Alaska Airlines im Steigflug löste. Der Rumpf war bei Spirit produziert und zu Boeing geliefert worden. Dort wurde das Fragment für Nacharbeiten herausgenommen. Boeing konnte keine Unterlagen dazu finden – aber die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht davon aus, dass Spirit das Rumpfteil ohne zwei wichtige Befestigungsbolzen ausgeliefert hatte.
Nach dem Alaska-Zwischenfall verstärkte sich der Druck auf Boeing noch einmal, die Qualitätskontrollen zu verbessern. Eine der Maßnahmen dabei war, mehr Prüfer zu Spirit zu schicken, um sicherzustellen, dass eventuelle Fabrikationsfehler direkt dort und nicht erst nach der Lieferung ins Boeing-Werk behoben werden. Im März gab Boeing dann auch bekannt, dass über den Kauf von Spirit verhandelt werde.