Dachbodenfund mit großer Bedeutung
Dachbodenfund mit großer Bedeutung
Da ist das Fundstück: Pfarrer Andreas Jall (r.) mit der restaurierten Ewig-Licht-Ampel, die Kirchenpfleger Dr. Richard Leopold (Mitte) gefunden hat. Die bisherige Ampel kommt nach St. Stephan Söcking, worüber sich wiederum deren Kirchenpfleger Wolfgang Wittmann freut.
Die Kirche St. Josef auf dem Starnberger Schlossberg ist eines der Wahrzeichen der Kreisstadt. Beim Stöbern auf dem Dachboden der 1770 geweihten Kirche hat Kirchenpfleger Dr. Richard Leopold nun ein Kleinod entdeckt, das auch der ZDF-Serie „Bares für Rares“ zur Ehre gereichen würde.
Starnberg - Es sind exakt 68 Treppenstufen vom Fußboden der Kirche St. Josef hoch droben auf dem Starnberger Schlossberg bis zu dem Punkt der Dachstuhl-Konstruktion, auf der Dr. Richard Leopold vor mittlerweile rund zwei Jahren eine Entdeckung machte. Leopold, hauptberuflich Kieferorthopäde und ehrenamtlich seit vielen Jahren Kirchenpfleger in Starnberg, fiel ganz hinten auf einem der massiven Balken mal wieder eine Holzkiste ins Auge. Es war ein ganz einfaches Stück, verstaubt, irgendwann dort abgestellt und nie mehr abgeholt. Sie war ihm schon das eine oder andere Mal aufgefallen, nun aber nahm sich Leopold der Kiste an – und machte darin einen Fund, der ihn und Starnbergs Stadtpfarrer Dr. Andreas Jall noch immer begeistert. Denn darin lag, eingewickelt in ein dreckiges Tuch, eine Ewig-Licht-Lampe, vermutlich um die 250 Jahre alt. Im Gottesdienst am kommenden Mittwoch, 3. Juli, um 9 Uhr wird sie erstmals wieder den Gläubigen präsentiert.
Es ist ein Dachbodenfund, wie er gerne in der ZDF-Serie „Bares für Rares“ präsentiert und angeboten wird. Leopold und Jall wäre es jedoch nie in den Sinn gekommen, das Kleinod zu verkaufen. Jall geht davon aus, dass es sich um die original Ewig-Licht-Lampe handelt, die bei der Weihe von St. Josef im Jahr 1770 in der Kirche hing. Es handele sich um eine „Rokoko-Treibarbeit“, sagt Jall im Gespräch mit dem Starnberger Merkur. Versierte Handwerker hätten mit feinen Hämmerchen das Messingblech bearbeitet und verziert. „Es ist ein wunderschönes Stück Handwerkskunst, auch abseits der religiösen Bedeutung“, schwärmt der Pfarrer.
Die ist für katholische Christen nicht zu unterschätzen. Die Ewig-Licht-Ampel ist mit einer Kerze versehen, die 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche brennt und die Gegenwart Christi symbolisiert – so, wie es in manchen Kirchen das ewige Licht am Tabernakel macht. „Es ist das älteste liturgische Gerät, das wir haben“, erklärt Jall und verweist auf das Buch Levitikus aus dem Alten Testament, in dem bereits von einer ewig brennenden Öllampe die Rede sei. „Kelch und Hostienschale kamen erst viel später dazu“, sagt der Pfarrer. Im Idealfall hängt die Ampel im Altarraum. „Da wird eine Mittlerfunktion deutlich“, sagt Jall – „du bist nicht allein“ in Richtung der Gläubigen, „dein Volk ist da“ in Richtung Gottes.
So wird es auch in St. Josef wieder der Fall sein. Die Öffnung in der grob geschätzt zwölf Meter hohen Kuppel über dem Altarraum gibt es bereits. Von dort hängt ein mit rotem Stoff ummanteltes Stahlseil herunter, das auf dem Dachboden über zwei Querrollen läuft. An einem Ende befindet sich ein mit Sand gefüllter Eimer als Gegengewicht, am anderen die Ewig-Licht-Ampel. Dem Mesner ist es so möglich, vom Altarraum aus die Kerze nach einer Woche auszuwechseln, ohne auf den Dachboden gehen zu müssen. Es sei eine Mechanik wie zu Zeiten des Baus der Kirche im 18. Jahrhundert, erklärt Richard Leopold.
Er interessierte sich sehr für alte Sachen und Gegenstände, erzählt er, und stöbere deswegen auch gerne in ansonsten verborgenen Räumen der Starnberger Kirchen. Nach dem Fund habe sich die Kirchenverwaltung dazu entschlossen, die Ewig-Licht-Ampel instand setzen und versilbern zu lassen. Etwa 2500 Euro hätten die Arbeiten gekostet, die die Meisterwerkstätte für sakrales Gerät Dochtermann aus Augsburg ausgeführt habe, ergänzt Pfarrer Jall. Deren Handwerker waren auch schon an der Sanierung der Kirche St. Stephan in Söcking beteiligt.
Aber wann und vor allem warum wurde die Ampel überhaupt abgehängt, in eine Kiste gepackt und auf dem Dachboden verräumt? Im Laufe der Jahrzehnte sei dieses Gerät hier und da aus der Mode gekommen, erklärt Jall. Das sei beispielsweise auch der Grund, warum es in der Stadtpfarrkirche St. Maria am Kirchplatz, die aus den 1930er-Jahren stammt, keine Ewig-Licht-Ampel gebe. „Leider Gottes hat man ihr vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts keine Bedeutung mehr beigemessen.“ Erst sein Vorvorgänger Konrad Schreiegg habe wieder eine Ewig-Licht-Ampel für St. Josef besorgt, zwar deutlich bescheidener als das damals offenbar in Vergessenheit geratene Ursprungswerk, aber immerhin. Dieses Exemplar kommt nun nach Söcking in St. Stephan.
Und in St. Josef habe der Raum im Zusammenspiel der Ewig-Licht-Ampel mit dem prachtvollen Altar von Ignaz Günther nun wieder eine Mitte, freut sich Pfarrer Jall. „Das passt von der Formensprache.“