Roche zieht einen Schlussstrich unter einen teuren Fehlkauf

roche zieht einen schlussstrich unter einen teuren fehlkauf

Am Roche-Hauptsitz geht die Führung über die Bücher. Manuel Geisser / Imago

Im Nachhinein ist man immer schlauer. Das gilt ganz besonders in der Pharmaindustrie. Firmenübernahmen sind dort in der Regel eine Wette auf ein Medikament. Im Fall des Lungenmittels Esbriet ist sie für Roche nicht so aufgegangen wie geplant.

Der Konzern prüfe einen Verkauf des Medikaments, wie Roche einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg vom Montagabend bestätigte. Damit würde das Unternehmen einen Schlussstrich unter eine Akquisition ziehen, von der sich schon länger abgezeichnet hat, dass sie zu teuer war.

Ein hoher Kaufpreis

Im August 2014 kündigte der damalige Konzernchef und heutige Roche-Präsident Severin Schwan den Kauf der kalifornischen Firma Intermune für 8,3 Milliarden Dollar an – abgesehen von der Genentech-Vollübernahme und dem Rückkauf der Roche-Aktien von Novartis die grösste Übernahme in seiner Zeit als CEO.

Es werde «ein sehr grosses Produkt» werden, begründete Schwan den schon damals von Beobachtern als sehr hoch eingestuften Kaufpreis.

Esbriet wird bei Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose eingesetzt. Bei dieser Krankheit bildet sich Bindegewebe in der Lunge. Durch diese Vernarbung verringern sich Lungenfunktionen wie die Sauerstoffaufnahme. Das Medikament kann diese meist tödlich verlaufende Krankheit zwar nicht heilen, jedoch die Lungenfunktion verbessern.

Doch die Hoffnung, dass Roche dem Mittel dank einer bestehenden Verkaufsorganisation im Bereich der Lungenmedizin rasch zu hohen Umsätzen verhelfen kann, hat sich zerschlagen. Zwar erreichte Esbriet nach ein paar Jahren Verkäufe von bis zu rund 1,2 Milliarden Franken. Doch nach 2021 gingen die Umsätze rapide zurück.

Der Grund war das Ende der exklusiven Vermarktungsrechte, die das Produkt aufgrund seines Status als «orphan drug» erhalten hatte – also als Medikament gegen eine seltene Krankheit.

Sandoz greift mit Kopie an

Die Tatsache, dass Esbriet kein biotechnologisches, sondern ein traditionell synthetisch hergestelltes Präparat ist, hat es der Konkurrenz erleichtert, rasch mit Nachahmerprodukten bereit zu sein. So hat etwa die unterdessen von Novartis abgespaltene Generikatochter Sandoz im Mai 2022 eine Esbriet-Kopie auf den Markt gebracht, was die Verkäufe von Roche spürbar beeinträchtigte. Deren amerikanische Gesellschaft Genentech hat Sandoz mit einer Klage eingedeckt, in der sie der Konkurrentin eine Patentverletzung und eine Ausplünderung des Marktanteils vorwirft.

Konkurrenz hat Roche aber nicht nur durch Generika erhalten, sondern auch durch Medikamente mit einem vergleichbaren Effekt, aber einem anderen Wirkmechanismus, wie beispielsweise Boehringer Ingelheims Ofev (Umsatz 2022: 3,2 Milliarden Euro).

Im vergangenen Jahr ist der Esbriet-Umsatz bei Roche um 70 Prozent auf gerade noch 202 Millionen Franken gesunken. Über die ganze Zeit, also in den Jahren 2014 bis 2023, hat das Produkt laut Geschäftsberichten 7,5 Milliarden Franken an Umsätzen generiert, wie es seitens Roche heisst. Also weniger als den Kaufpreis.

Dass die Esbriet-Einnahmen weniger üppiger fliessen als erwartet, war Roche schon länger klar. Entsprechend hat der Konzern in seinen Büchern deshalb auch schon verschiedentlich Abschreiber in Milliardenhöhe vorgenommen. Das bedeutet wohl auch, dass ein Verkauf nicht mehr allzu viel einbringen würde. Weitere Produktekandidaten aus der Intermune-Übernahme neben Esbriet gibt es laut Roche nicht in der Pipeline.

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