Keine Impfung, keine Kunden: Café schließt aus Corona-Folgen der anderen Art

„Das war schon Mobbing“

Keine Impfung, keine Kunden: Café schließt aus Corona-Folgen der anderen Art

keine impfung, keine kunden: café schließt aus corona-folgen der anderen art

Carmen de Giorgi schließt ihre Kostbar: Bis Ende des Monats gibt es noch Kaffee & mehr, dann ist die Inhaberin raus. Die Chance auf eine Übernahme besteht allerdings und würde die 34-Jährige freuen.

Carmen de Giorgi schließt ihr Café. Nicht zuletzt hat die Pandemie damit zu tun. Über eine Nachfolge würde sich die Inhaberin dennoch freuen – damit der Ort der Begegnung im Dorf erhalten bleibt.

Valbert – Es war ihr Traum, aber jetzt muss sie loslassen. Carmen de Giorgi schließt die Kostbar in Valbert. Am 26. April öffnet sie zum letzten Mal die Türen ihre Cafés, in dem es um viel mehr als nur Kaffee ging. Es ging um Begegnungen und Kreativität. In einer Regalwand gab es zudem allerlei Schönes zu kaufen.

2021 hatte die 34-Jährige mit ihrem Ehemann Adrian mitten in Corona den Mut gefasst, die Kostbar in Valbert zu eröffnen. Sie wollte einen Ort der Begegnung im Dorf schaffen und ihren Traum erfüllen. Die Pandemie war eine schwere Zeit, auch gesellschaftlich. Dass sich die Inhaberin nicht hat impfen lassen, ging durchs Dorf und wurde ihr zum Verhängnis. „Das war schon Mobbing“, sagt sie sichtlich traurig. Nicht nur, dass ihr zwei Drittel der Kundschaft weggebrochen sind, auch auf dem Spielplatz sprach man die Mutter zweier Kinder (heute drei und fünf Jahre alt) darauf an. Die Straßenseiten wurden gewechselt, die Gespräche mit ihr eingestellt, den gebackenen Kuchen fürs Café musste sie zu Hause selbst essen. Eine Corona-Folge der anderen Art.

Auch Seelsorge war in der Kostbar in Valbert Thema

„Super tolle Stammkunden“ blieben ihr und der Kostbar treu, kamen auf einen Kaffee vorbei, nahmen an den Freitags-Kreativkursen teil oder kauften etwas für sich oder zum Verschenken. Viele kamen gerne zum Reden vorbei. Dann saß Carmen de Giorgi auf einem der Chippendale-Sessel am Fenster und hörte ihrem Gegenüber zu. Was aus all diesen Menschen wird? „Wo bleiben sie jetzt?“, fragt sie sich.

Es fällt ihr schwer, den Traum loszulassen, aber das Café brachte nie Gewinne ein. Die Ausgaben waren höher als die Einnahmen. Letztlich war montags und dienstags geschlossen, um an diesen Tagen einem Job im Angestelltenverhältnis nachzugehen. Ihr Mann Adrian de Giorgi arbeitete weiter in seinem Beruf als Eventmanager, Carmen de Giorgi konnte das Café aber nicht alleine betreiben und musste Mitarbeiter einstellen. Die kosteten wieder Geld und so drehte sich die Spirale immer weiter abwärts. Aus dem Kuchenangebot wurden nur noch Waffeln.

„Ich habe es sehr gerne gemacht“

„Ich habe gefühlt alles gegeben.“ Und: „Ich habe es sehr gerne gemacht.“ Das Dorf aber habe die Kostbar nicht angenommen, sagt die Inhaberin, auch wenn sie niemandem die Schuld geben wolle. Immerhin kam auch von außerhalb niemand. Sie habe es versucht, vielleicht hätte sie noch mehr machen können. Mehr Werbung zum Beispiel. Aber sie war am Ende ihrer Kapazitäten. Die Kostbar übernahm das Kaffee-Angebot in der Knochenmühle und den Kiosk im Freibad. Viel Zeit wurde investiert. Erst vor wenigen Tagen fragte die Tochter, ob sie nicht ein Band an ihre Mutter binden dürfe – damit sie immer da bleibt. War ich so wenig zu Hause?, fragt sie sich.

Gebürtig kommt die Wahl-Valberterin aus Wetter, ihr Mann aus dem Rheinland. Vielleicht lag es auch daran, dass sie Zugezogene waren?, überlegt sie. Jetzt hat die Familie wieder den Drang, ins Bergische zu ziehen, wo sie vor der Geburt des Kindes lebte. In Wipperfürth haben sie bereits ein kleines Geschäft, in dem sie verkaufen, was in Valbert nur eine Regalwand füllt. Die Stadt Wipperfürth würde sich freuen, wenn Carmen de Giorgi das Valberter Konzept dort umsetzen würde. Und einerseits möchte sie das. Aber will sie nach einem geplatztem Traum gleich den nächsten wagen? In Wipperfürth würde man sie unterstützen. Es gibt dort Unternehmerfrühstücke und die Mieten der Läden werden für ein Jahr zu zwei Dritteln übernommen. In Meinerzhagen hatte sie so eine Möglichkeit nicht. Bis zum 26. April findet in Valbert nun ein Ausverkauf statt. Bis auf die Produkte von Eulenschnitt ist alles reduziert. Am letzten Tag findet eine Abschiedsparty statt.

Für die Kostbar würde sie sich wünschen, dass sie jemand übernimmt. Gespräche mit potenziellen Nachmietern laufen bereits. Aber das Ende ist noch offen. Wenn jemand das kleine Café weiterführen möchte, kann er sich per E-Mail an [email protected] melden.

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