Deutschland: Forscher erwarten Zunahme von Kriebelmücken

Sie sind so klein wie harmlose Fruchtfliegen, doch ihre Bisse jucken wie die von Zecken und können schwere allergische Reaktionen auslösen: Kriebelmücken werden sich einer Studie zufolge in Deutschland weiter ausbreiten.

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Deutschland: Forscher erwarten Zunahme von Kriebelmücken

Kriebelmücken sind nur zwei bis sechs Millimeter groß, doch ihre Bisse sind unangenehm. In Zukunft könnten sie in Deutschland deutlich häufiger vorkommen, schreiben Forschende der Frankfurter Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums im Fachjournal »Science of the Total Environment«.

Höhere Temperaturen könnten »zu verkürzten Entwicklungszeiten, zu mehr Generationen pro Jahr und damit insgesamt zu einem häufigeren Auftreten von Kriebelmücken führen«, erklärte das Forschungsteam.

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Die überwiegend schwarzen Insekten gehören anders als gewöhnliche Mücken zu den »Poolsaugern«: Weibliche Tiere raspeln ähnlich wie Zecken mit scharfen Mundwerkzeugen die Haut ihres Wirts auf. Dabei leiten sie gerinnungshemmende und betäubende Substanzen in die Wunde ein. Diese könnten bei Menschen schwerwiegende allergische Reaktionen auslösen, sagt der Parasitologe Sven Klimpel von der Universität Frankfurt. »Kriebelmücken sind zudem vektorkompetent, also in der Lage, Infektionskrankheiten auslösende Erreger zu übertragen.«

57 verschiedene Arten

Der bekannteste durch Kriebelmücken übertragene Erreger sei ein in Afrika heimischer Fadenwurm, der Flussblindheit auslösen könne, heißt es weiter. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben infolge der Krankheit weltweit bereits mehr als 1,15 Millionen Menschen einen Sehverlust erlitten. Ob Kriebelmücken auch unter den Bedingungen in Europa Krankheitserreger übertragen können, wollen die Forschenden nun in weiteren Labortests klären.

Etwa 98 Prozent der insgesamt 2000 Kriebelmücken-Arten ernährten sich von Blut, sagt die Mitautorin Sarah Cunze von der Universität Frankfurt. In Deutschland wurden bisher 57 Arten entdeckt. Anhand von mehr als Tausend Datensätzen aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen unterteilten die Forscherinnen und Forscher die zwölf häufigsten heimischen Arten in drei biogeografische Gruppen: Arten, die an Gewässeroberläufen leben, über verschiedene Landschaften weit verbreitete Arten und Tieflandarten.

Für die drei Gruppen sagen die Forschenden in ihrer aktuellen Studie unterschiedliche Entwicklungen voraus: Arten, die vor allem in Gewässeroberläufen leben, werden aufgrund steigender Temperaturen und zunehmender chemischer Belastung der Gewässer als potenziell gefährdet eingeschätzt. Tieflandarten hingegen seien toleranter gegenüber menschengemachten Veränderungen und könnten zunehmen. Zu ihnen gehören auch medizinisch bedeutende Arten. Sie zeichnen sich durch ein aggressives Beißverhalten gegenüber Säugetieren und Menschen aus und treten häufig in sehr großer Zahl auf.

Beißen oder stechen?

Gern wird diskutiert, ob Tiere wie Kriebelmücken oder Zecken beißen oder stechen. Da sie die Haut mit ihrem Mundwerkzeug öffnen, um anschließend mit einer Art Saugrüssel das Blut aufzusaugen, sind beide Bezeichnungen denkbar. Wir haben uns nach Gesprächen mit Fachleuten entschieden, von Beißen zu schreiben.

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