„Wir werden nicht ruhen“: Wer sind die Pro-Palästina-Studenten, die amerikanische Elite-Unis besetzen?

Die Proteste an US-Hochschulen gegen den Gaza-Krieg weiten sich aus. In Washington haben Demonstranten ein Camp errichtet und wollen ausharren, bis ihre Forderungen erfüllt sind. Ein Ortsbesuch.

„wir werden nicht ruhen“: wer sind die pro-palästina-studenten, die amerikanische elite-unis besetzen?

Pro-palästinensische Demonstranten durchbrechen eine Absperrung rund um ein Protest-Camp an der George Washington University in Washington, DC.

Als die beiden Männer das letzte Wort gesprochen haben, hebt Samar den Kopf. Die junge Frau mit der großen Brille, deren schwarzer Zopf über das schwarz-weiße gemusterte Tuch fällt, stimmt als erste an: „Free, free Palestine. Disclose, divest, we will not stop, we will not rest“ (Befreit Palästina. Legt offen, desinvestiert, wir werden nicht stoppen, wir werden nicht ruhen) ruft sie, die Umstehenden stimmen ein.

Samar lächelt beseelt. Kurz darauf erklingt der Schlachtruf „From the river to the sea“, der besagt, dass Palästina vom Fluss bis zum Meer frei sein werde – ein Slogan, der in der Umsetzung ein Ende des jüdischen Staates Israel bedeuten würde.

„Ich werde immer ganz aufgeregt, wenn wir eine Diskussion wie diese mit zwei Historikern mit einer Botschaft von Freiheit, Gemeinschaft, Liebe und Gerechtigkeit beenden“, sagt Samar anschließend. Ihre Stimme ist heißer, sie protestiert schon seit Stunden lautstark in dem Zeltlager an der H Street im Herzen der US-Hauptstadt Washington, direkt neben der George Washington University (GW) – und unweit des Weißen Hauses.

Samar schreibt gerade ihre Doktorarbeit über palästinensische Geschichte an der Georgetown University. Wie Hunderte andere Demonstranten fordert sie, dass ihre Uni die Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen, die das militärische Vorgehen Israels im Gaza-Krieg unterstützen, offenlegt und beendet. Für amerikanische Elite-Universitäten wäre das ein Problem, beziehen sie doch einen Großteil ihrer Einnahmen aus Stiftungsgeldern und investieren in Hedgefonds.

Bis ihre Forderungen erfüllt sind, wollen die Studenten weiter demonstrieren. Der Protest ist nicht genehmigt, die Uni droht mit Zwangsräumung. Aber am Freitag ist eine Frist, das illegale Zeltlager aufzulösen, zunächst verstrichen. Konservative Politiker toben, sprechen von Anarchie und anti-israelischer Hetze, die sich ungehindert verbreite.

Am Dienstag, dem sechsten Tag des Studentenprotestes, sieht es nicht danach aus, als ob das Camp bald verschwinden würde. In den Straßen drumherum stehen Einsatzwagen, aber die Polizisten wirken entspannt.

Anders als etwa an der Columbia University in New York, wo in der Nacht zu Mittwoch ein von palästinensischen Aktivisten besetztes Gebäude geräumt und fast 100 Menschen verhaftet wurden, gehen die Sicherheitskräfte in DC zurückhaltend vor. Die Bronze-Statue von George Washington darf das Palästinensertuch (Kufija) und die palästinensische Flagge weiter tragen. Auch die bunten Zelte bleiben vorerst.

In den letzten Tagen ist es heiß geworden, die 30-Grad-Schwelle wurde überschritten. Die Demonstranten stört das offenbar nicht weiter. An Ständen gibt es kostenlos Wasser und Essen, auch Eis wird verteilt. Viele sitzen auf Teppichen oder liegen im Gras; wenn keine Diskussionen stattfinden, werden Laptops aufgeklappt – das Ende des Semesters naht, Prüfungen stehen an.

Samar, Amerikanerin mit palästinensischem Hintergrund, will eigentlich nicht mit „den Medien“ reden. Sie sollten auf die Sprecher des Camps verweisen, sagt sie. „Es soll hier nur um die Sache gehen, um die Befreiung der Palästinenser. Nicht um uns.“

Aber dann erzählt sie doch, wie beeindruckend es sei, dass hier Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben und Religionen friedlich zusammenkämen. Berichte darüber, dass jüdische Studenten über zunehmenden Antisemitismus klagen und sich um ihre Sicherheit sorgen, hält Samar für übertrieben. Hier an der GW gäbe es so etwas nicht, das könne auch Miriam bestätigen.

Miriam, 19 Jahre, Studentin der Psychologie im zweiten Jahr an der Georgetown University, gehört zu den Organisatoren des Protests. Auch sie trägt die Kufija und hat die schwarzen Haare zu dicken Zöpfen gebunden. Doch Miriam ist Jüdin, geboren im US-Bundesstaat Massachusetts.

Seit Jahren engagiert sie sich in linken Protestbewegungen. So hat sie etwa an ihrem Gymnasium eine „anti-zionistische Organisation“ gegründet und war bei den „Black Lives Matter“-Protesten im Jahr 2020 engagiert.

In Israel war sie nach eigenen Angaben noch nie: „Solange Israel ein Unterdrückerstaat ist, werde ich nicht dorthin reisen“, sagt sie.

Gerade hat Miriam für ein Fernsehteam in einem „Befreiungs-Bibliothek“ genannten Zelt vor einem kleinen Buchregal gekniet. Hier können sich Studenten theoretische Kenntnisse aneignen, um eloquent über Befreiungsbewegungen gegen die Apartheid in Südafrika und andere Unrechtsregime Auskunft geben zu können.

Miriam kann das, sie spricht, ohne zu stocken, von ihren „Kameraden“, „sozialer Gerechtigkeit“, der „Einheitsfront“ im Kampf gegen das „Unrechtsregime Israel“ und dem „Genozid“ in Gaza. Auch sie verneint, dass es anti-jüdische Stimmung bei den Protesten gebe. Hier gehe es friedlich zu.

Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, hat sich am frühen Mittwochmorgen auf dem Campus der University of California (UCLA) in Los Angeles gezeigt. Dort gerieten pro-palästinensische und pro-israelische Demonstranten gewaltsam aneinander, teilweise gingen sie mit Stöcken und Stühlen aufeinander los, wie US-Medien berichteten. Die Uni-Leitung hat die Stadt aufgefordert, Polizei zur Unterstützung zu schicken. Auch Unterricht wurde abgesagt.

Miriam dagegen sagt, sie habe keine Angst. „Einer der Gründe, warum ich mich als Jüdin so sicher fühle, ist, dass ich weiß, dass meine Kameraden für Freiheit und gegen Unterdrückung aller Menschen kämpfen, sagt Miriam. „Unsere Sicherheit ist miteinander verbunden. Wir sind doch alle ein Volk.“

Selbst bei der Frage, warum die Situation der immer noch mehr als 100 von der Hamas festgehaltenen Geiseln im Camp keine Rolle spielt und auch ansonsten nichts auf die Terroranschläge am 7. Oktober 2023 in Israel verweist, zögert Miriam nicht: „Die Welt wird erst sicherer, wenn die Palästinenser nicht mehr unterdrückt werden.“ Alles andere müsse dahinter zurückstehen.

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