„Wir räumen das Gebäude“ – Polizisten stürmen die Columbia-University
Eskalation an der Columbia University: Die New Yorker Polizei geht gegen die pro-palästinensischen Demonstranten vor. Am Dienstagabend wurde mit der Räumung begonnen. Studenten hatten zuvor eine Halle besetzt.
Ein Polizist führt einen Studenten an der Columbia University ab AFP/TIMOTHY A. CLARY
Die pro-palästinensischen Proteste an der Columbia Universität in New York eskalieren. Die New Yorker Polizei drang am Dienstagabend nach 21 Uhr in die Hamilton Hall der Universität ein, um Aktivisten zu vertreiben, die das Gebäude besetzt hatten, wie Fernsehbilder zeigten. „Wir räumen das Gebäude“, riefen Polizisten einer Bereitschaftseinheit, als sie zum verbarrikadierten Eingang des Gebäudes vorrückten. Mehrere Menschen wurden in Gewahrsam genommen.
Währenddessen machten sich Dutzende weitere Polizisten auf den Weg zum Protestcamp. „Schande! Schande!“, riefen viele Studenten, die draußen auf dem Campus standen.
Die Besetzung begann in der Nacht, als Demonstranten Fensterscheiben einschlugen, in das Gebäude eindrangen und ein Transparent mit der Aufschrift „Hind’s Hall“ entrollten, um das Gebäude symbolisch nach einem sechsjährigen palästinensischen Kind zu benennen, das im Gazastreifen vom israelischen Militär getötet worden war. Vor dem achtstöckigen neoklassizistischen Gebäude blockierten Demonstranten den Eingang mit Tischen, verschränkten ihre Arme zu einer menschlichen Barrikade und skandierten pro-palästinensische Slogans.
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Die Polizisten kamen über eine Rampe in die Hamilton Hall REUTERS
Ein weiterer Student wird abgeführt AFP/TIMOTHY A. CLARY
Auf einer Pressekonferenz am Abend vor dem Eintreffen der Polizei erklärten Bürgermeister Eric Adams und Vertreter der Polizei, die Besetzung der Hamilton Hall sei von „externen Agitatoren“ angezettelt worden, die nicht mit der Columbia in Verbindung stünden und den Strafverfolgungsbehörden bekannt seien. Die Polizei begründete ihre Schlussfolgerungen zum Teil mit dem eskalierenden Verhalten der Besetzer, zu dem Vandalismus, die Errichtung von Barrikaden zur Blockierung der Eingänge und die Zerstörung von Sicherheitskameras gehörten.
Adams deutete an, dass sich einige der protestierenden Studenten der „externen Akteure“ in ihrer Mitte nicht vollständig bewusst waren. Einer der Anführer der Proteste, der palästinensische Student Mahmoud Khalil, bestritt die Behauptung, dass Außenstehende die Besetzung initiiert hätten. „Es sind Studenten“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
Studenten schauten vom Innern der Columbia zu AFP/CHARLY TRIBALLEAU
Die Hochschule hatte den Studenten zuvor mit Exmatrikulation gedroht. „Wenn sie so weitermachen, wird das klare Konsequenzen haben“, erklärte Universitätssprecher Ben Chang am Dienstag mit Blick auf das Verhalten der Demonstranten. Die Studenten hätten sich „für eine Eskalation entschieden“.
Die Situation an der Columbia Universität reiht sich ein in eine Welle von Gaza-bezogenen Protesten an anderen US-Universitäten. Demonstrationen gegen den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern haben in den vergangenen Wochen die Hochschullandschaft aufgewühlt und die Öffentlichkeit gespalten. Pro-palästinensische Gruppen haben die Universitäten aufgefordert, nicht mehr in Unternehmen zu investieren, die Israels Militäraktionen in den besetzten palästinensischen Gebieten unterstützen oder davon profitieren.
Mehr als 1000 Demonstranten wurden in den vergangenen zwei Wochen an Universitäten in Staaten wie Texas, Utah, Virginia, North Carolina, New Mexico, Connecticut, Louisiana, Kalifornien und New Jersey festgenommen, einige nach gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei in Einsatzkleidung.