Irakisches Paar soll jesidische Mädchen versklavt haben

Sie hielten über Jahre zwei Mädchen in Syrien als Sklavinnen, demütigten und vergewaltigten sie. Nun sitzt ein irakisches Ehepaar in Deutschland in U-Haft. Mit der Misshandlung verfolgte es offenbar ein ideologisches Ziel.

irakisches paar soll jesidische mädchen versklavt haben

Irakisches Paar soll jesidische Mädchen versklavt haben

Beamte des Bundeskriminalamts haben in Regensburg und im Landkreis Roth zwei Mitglieder der Terrororganisation »Islamischer Staat« festgenommen. Den irakischen Staatsangehörigen Twana H. S. und Asia R. A. wird vorgeworfen, Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Kriegsverbrechen gegen Personen begangen zu haben. Das nach islamischen Recht verheiratete Paar soll sich in Syrien spätestens seit Ende 2015 ein damals fünfjähriges sowie ab Oktober 2017 ein zu der Zeit zwölfjähriges jesidisches Mädchen als Sklavinnen gehalten haben. Das geht aus einer Mitteilung des Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof (GBA) hervor.

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Demnach soll Twana H. S. die beiden Minderjährigen mehrfach vergewaltigt haben. Dafür habe seine Frau eines der Mädchen zurechtgemacht und geschminkt, heißt es in der Mitteilung. Außerdem seien die beiden unentwegt zur Hausarbeit und Kinderbetreuung gezwungen worden. »Die Ausübung ihrer eigenen Religion war den Mädchen untersagt; stattdessen mussten sie nach den Vorgaben der Beschuldigten islamische Gebete und Glaubensregeln befolgen«, so der GBA.

Der 1981 im Irak geborene IS-Funktionär Twana H. S. ist für die deutsche Justiz kein Unbekannter. Bereits 2019 hatte ihn das Oberlandesgericht München wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland und Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat zu vier Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Nach SPIEGEL-Informationen war er erst im vergangenen Jahr wieder auf freien Fuß gekommen. Die neuen Vorwürfe beruhen offenbar unter anderem auf Aussagen von Zeugen, die vom Leid der entführten Mädchen berichtet hatten.

Auf vermeintliche Verfehlungen der beiden Mädchen habe das beschuldigte Ehepaar mit »harscher körperlicher Gewalt« reagiert. So soll der Mann das ältere Mädchen mit einem Besenstiel geschlagen haben. »Asia R. A. verbrühte die Hand des jüngeren Mädchens mit heißem Wasser und zwang beide Kinder wiederholt zur Bestrafung, für jeweils eine halbe Stunde auf einem Bein zu stehen«, heißt es in der Mitteilung. Bevor das Paar im November 2017 aus Syrien ausreiste, reichte es die beiden Mädchen offenbar an andere IS-Mitglieder weiter. Die Misshandlungen sollen dabei nur einem Zweck gedient haben: den jesidischen Glauben zu vernichten. Dem Ziel hat sich der IS erklärtermaßen verschrieben.

Die Verteidiger der Beschuldigten waren für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen für den SPIEGEL zunächst nicht zu erreichen.

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