Die neuen Radwege für Berlin: Wo Fahrradfahrer bald mehr Platz haben

die neuen radwege für berlin: wo fahrradfahrer bald mehr platz haben

Radfahrer in Berlin: Mehr als ein Sechstel aller Wege in Berlin wird mit Fahrrädern zurückgelegt.

Sieben Grad Celsius, teils bewölkt, Wind. Dieser Mittwoch bietet nicht das beste Radfahrwetter. Doch der Termin in der Boelckestraße in Neu-Tempelhof ist gesetzt. Schon vor längerem hat Saskia Ellenbeck (Grüne), die für die Straßen zuständige Stadträtin in Tempelhof-Schöneberg, für den Vormittag zum Anradeln eingeladen. Wieder ist ein Radfahrstreifen in Berlin fertig geworden – obwohl nun eine CDU-Senatorin für den Radverkehr verantwortlich ist. Wo wird das Netz 2024 sonst noch erweitert? Wo entsteht der nächste Pop-up-Radweg, und wo sind Radstellplätze vorgesehen? Ein Überblick.

Bei X, einst Twitter, wogt die Diskussion. „Der neue Fahrradweg in der Boelckestraße wird eröffnet. Endlich ist die Straße auch für Fahrradfahrerinnen und Schulkinder sicherer geworden“, schreibt eine Radfahrerin namens Frau Kulli. Der User Berlin-Radler entgegnet: „Leider gibt es viele ungeschützte Abschnitte, Transblechplätze und fehlende Schutzpoller für Fußgängerübergänge und Zebrastreifen.“ Die Verwaltung der Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) habe einiges „verschlimmbessert“.

Abseits der Debatte wird aber klar: Auch unter der CDU-SPD-Koalition, die das jahrelang von Grünen-Politikerinnen geleitete Verkehrsressort 2023 einer Christdemokratin übergab, wächst das Radverkehrsnetz in Berlin. In (teilweise) grün regierten Bezirken nutzt die Verwaltung ihre Zuständigkeit für die Nebenstraßen. Auf den Berliner Hauptverkehrsstraßen, für die der Senat zuständig ist, werden ältere Vorhaben verwirklicht. Doch es geht nicht so schnell voran, wie sich das viele Radfahrer wünschen.

Wichtige Projekte, etwa die Pläne für Radfahrstreifen in der Torstraße in Mitte, liegen auf Eis. Neue Vorhaben: vorerst Fehlanzeige. Sie würden noch abgestimmt, so der Senat. Erst danach steht fest, welche Maßnahmen der Senat den Bezirken finanzieren kann.

die neuen radwege für berlin: wo fahrradfahrer bald mehr platz haben

Wo bisher Autos parkten, sind Fahrräder unterwegs. Die Visualisierung zeigt, wie die Radfahrstreifen zwischen Gleim- und Topsstraße aussehen sollen. Die Arbeiten haben im Herbst 2023 begonnen.

Der geschützte Radfahrstreifen in Richtung Pankow ist so gut wie fertig. In Richtung Zentrum scheinen die Arbeiten nur langsam voranzugehen. „Sie stehen aber nicht still“, sagt Britta Elm, Sprecherin von Verkehrssenatorin Schreiner. Bald würden Markierungen aufgebracht und 15 Zentimeter hohe Borde geklebt. „Geplant ist eine vollständige Umsetzung der Maßnahme im zweiten Quartal“, heißt es. Die Arbeiten haben im September 2023 begonnen. Die Pläne für den 720 Meter langen Abschnitt sehen bis zu 2,50 Meter breite Radfahrstreifen und elf Lieferzonen vor. Alle Autostellplätze sind weggefallen. Vor einem Jahr sah es so aus, als würde der neue Senat das Projekt stoppen. Doch die Baufirma war bereits beauftragt.

Zwischen der Mollstraße und dem Knotenpunkt Am Friedrichshain/Greifswalder Straße/Prenzlauer Berg möchte der Senat auf beiden Seiten Radfahrstreifen anlegen, teilt das Bezirksamt Pankow mit. So habe es die inzwischen aufgelöste Projekteinheit Radwege geplant, heißt es. Der Fahrgastverband IGEB kritisiert, dass für dieses Projekt eine Busspur wegfallen soll. Nach bundesweiten Regularien reicht die Zahl der Busfahrten nicht aus, um sie zu rechtfertigen.

Der mittlere Teil der Nord-Süd-Verbindung, die durch die historische Mitte führt, ist bereits als Fahrradstraße ausgeschildert – was bedeutet, dass Autos langsam fahren müssen und Nebeneinander-Radeln erlaubt ist. 2024 sollen die Abschnitte zwischen Unter den Linden und Dorotheenstraße sowie Leipziger Straße und Zimmerstraße folgen, so das Bezirksamt. In der Gartenstraße will der Bezirk ebenfalls ein weiteres Fahrradstraßen-Teilstück einrichten, zwischen Grenz- und Liesenstraße. Auf der Liste stehen auch viele andere Projekte dieser Art – zum Beispiel in der Lynar-, Togo-, Lützow-, Thomasius- und Genthiner Straße sowie in der Wilsnacker und Schwedter Straße.

Es ist ein Vorhaben, das schon seit fünf Jahren köchelt – und Anwohner zu heftiger Kritik reizt. Die Pläne für die 500 Meter zwischen der Bornitz- und der Rüdigerstraße sehen vor, alle 58 Autostellplätze zu beseitigen. An deren Stelle sollen geschützte Radfahrstreifen entstehen: zwei Meter breit, grün eingefärbt sowie mit 80 bis 90 Zentimeter hohen, fest verankerten Pollern geschützt. Ein Teil der Stellplätze soll in der Rüdigerstraße neu eingerichtet werden. 2024 solle das Projekt nun verwirklicht werden, teilt Verkehrsstadträtin Filiz Keküllüoğlu auf Anfrage mit. Auch die geplanten Radfahrstreifen in der Scheffelstraße würden auf der Liste stehen, so die Grünen-Politikerin.

Der Pop-up-Radweg auf der Bundesstraße 96 ist bereits „verstetigt“ worden und ist nun endgültig. Jetzt ließ Stadträtin Claudia Leistner (Grüne) mitteilen, dass für dieses Jahr die Radverkehrsanlage stadteinwärts zwischen Dörpfeldstraße und Fennstraße auf der Liste steht. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick weist darauf hin, dass darüber hinaus noch weitere Radverkehrsanlagen wie beispielsweise auf der Köpenicker Landstraße zwischen Baumschulenstraße und Bulgarische Straße geplant sind. „Die Umsetzung scheitert jedoch an der fehlenden Anordnung der zuständigen Senatsverwaltung“, heißt es. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick wird sich aber weiterhin für eine Umsetzung der Projekte einsetzen.

Auf der Nordseite der Stralauer Allee, wo nach einem Wasserrohrbruch die Fahrbahn unterspült wurden, wurde ein 550 Meter langer Radfahrstreifen markiert. Bis Mai wird westlich davon das Radfahren auf einem weiteren Abschnitt dieses Hauptverkehrsstraßenzugs sicherer. Auf dem Stralauer Platz am Ostbahnhof wird der bestehende Radfahrstreifen auf 335 Meter Länge mit Schutzelementen versehen. Wie das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg weiter mitteilt, steht 2024 auch der Umbau der Gitschiner Straße in Kreuzberg an. Dort entstehen Radfahrstreifen, die Knotenpunkte und der Mittelstreifen werden umgestaltet.

Wie berichtet lässt der Senat einen 880 Meter langen Abschnitt der Hauptverkehrsstraße im Osten der Stadt umbauen. Erwartete Dauer: drei Jahre. Dabei werden die vor vier Jahren geschaffenen Pop-up-Radwege durch 2,50 Meter breite Radfahrstreifen ersetzt. Weil künftig nicht mehr quer, sondern parallel zur Fahrbahn geparkt wird, fallen rund 200 Autostellplätze weg.

Für dieses Projekt hat die Taskforce des Senats Änderungen durchgesetzt – zulasten der Radfahrer, wie kritisiert wird. Auf 1600 Metern lässt die landeseigene GB Infravelo Radfahrstreifen und Ladezonen einrichten. Die Arbeiten sollen im Sommer dieses Jahres beginnen, so die Senatsverwaltung.

Nicht mehr lange, dann beginnt das Bezirksamt Mitte damit, die stark befahrene Hauptverkehrsstraße zwischen Alt-Moabit und Sickingenstraße mit geschützten Radfahrstreifen auszustatten. Die senatsinterne Datenbank sieht ein Bauende für 31. Juli vor.

Pop-up-Radwege – so hießen die provisorisch markierten Radfahrstreifen, die in Berlin eingerichtet wurden, als die Corona-Pandemie vor vier Jahren die ersten Höhepunkte erlebte. Offizielle Begründung war damals, dass mehr Platz für Radfahrer geschaffen werden muss, um die Ansteckungsgefahr zu senken. Die Pandemie ist vorbei, trotzdem nutzt das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf das Instrument, um eine stark befahrene Hauptverkehrsstraße für Radler sicherer zu machen. Auf dessen Liste steht die Einrichtung eines Pop-up-Radwegs am Spandauer Damm zwischen der Sophie-Charlotten-Straße und dem Klausenerplatz.

die neuen radwege für berlin: wo fahrradfahrer bald mehr platz haben

Den Berliner Fernsehturm im Blick: Die Torstraße kreuzt den Rosenthaler Platz. Es gibt Pläne, die stark genutzte Hauptverkehrsstraße in Mitte mit Radfahrstreifen zu versehen, aber sie liegen auf Eis.

In den 1960er- und 1970er-Jahren entstanden in Berlin Bürgersteig-Radwege, die inzwischen arg verschlissen sind. In Wilmersdorf stehe die Sanierung des Radwegs in der Bundesallee zwischen der Meierottostraße und dem Hohenzollerndamm für dieses Jahr auf dem Programm, teilt das Bezirksamt mit.

In der stark befahrenen Geschäftsstraße im Westen Berlins entstand während der Corona-Pandemie 2020 einer der ersten Pop-up-Radwege Berlins. Damit reagierte das Bezirksamt auch auf einen Unfall, bei dem ein Radfahrer von einem Auto getötet worden war. Das Provisorium stand schon bald in der Kritik, weil Autostellplätze erhalten geblieben sind und auf den verbliebenen Fahrstreifen auch Busse im Stau stehen. Trotzdem solle es zwischen Dernburg- und Wilmersdorfer Straße „verstetigt“ werden, kündigt der Bezirk an. „Eventuell auch erst ab 2025.“

So heißt die rund 2,2 Kilometer lange Radverkehrstrasse, die von der Bismarck- zur Olbersstraße führen wird. Jetzt gehe es um die Straßenzüge Wintersteinstraße, Sömmeringstraße und Lise-Meitner-Straße, teilt das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf mit. Am zweiten der drei Abschnitte werde bereits gearbeitet, heißt es. So werden die Route grün beschichtet, für Fußgänger werden Querungshilfen geschaffen. Bis Herbst möchte die GB Infravelo GmbH die Radtrasse fertigstellen, so der Senat. 100 Autostellplätze entfallen, 250 bleiben erhalten.

PS-Poser, aggressive Fahrer, Busverkehr – die Hauptverkehrsstraße ist für Radfahrer unangenehm, teilweise sogar gefährlich. Nun teilt die Senatsverwaltung mit, dass Anfang Mai in der Sonnenallee damit begonnen wird, geschützte Radfahrstreifen anzulegen. Allerdings vorerst nur zwischen Krebsgang und Bezirksgrenze, also außerhalb der risikoreichen Abschnitte.

Dort plant die landeseigene GB Infravelo zusammen mit dem Bezirk Pankow geschützte Radfahrstreifen – in der Grellstraße auf der Nordseite zwischen Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße sowie in der weiterführenden Storkower Straße beidseitig zwischen Greifswalder Straße und Kniprodestraße. „Ob ein Baubeginn noch in diesem Jahr erfolgen kann, ist unklar, da die Planungen noch nicht abgeschlossen sind“, so das Bezirksamt.

die neuen radwege für berlin: wo fahrradfahrer bald mehr platz haben

Nachdem ein Autofahrer einen Radfahrer tödlich verletzt hatte, wurde 2020 in der Kantstraße in Charlottenburg ein provisorischer Radfahrstreifen angelegt. Er solle 2024 oder 2025 verstetigt werden, teilt das Bezirksamt mit.

Für den 25. April, 18 Uhr, laden die ADFC-Stadtteilgruppe Steglitz-Zehlendorf, das Netzwerk fahrradfreundliches Steglitz-Zehlendorf und Changing Cities zu einer Raddemo vor der Freien Universität ein. Ursprünglich sollte in der Thielallee im vergangenen Jahr der Bau von 1,2 Kilometer langen Radfahrstreifen beginnen, die Studenten die Fahrt zum Campus erleichtern würden. CDU-Politiker erreichten, dass das Projekt gestoppt wird. Es steht aber weiterhin in der Datenbank des Senats. Danach will die GB Infravelo GmbH das Vorhaben bis Jahresende 2024 realisieren.

Im Projekt „Bike+Ride“ der Deutschen Bahn sollen an den S-Bahnhöfen Adlershof, Lichterfelde-Süd und Hermsdorf gesicherte Stellplätze für insgesamt 144 Fahrräder entstehen, so der Senat. Die Planungen laufen, ein Fertigstellungsdatum gibt es noch nicht. Beim Projekt „mobile Fahrradabstellanlagen“ stellt die GB Infravelo GmbH an mehreren Stationen Einzelboxen und Sammelschließanlagen auf. Der Senat nennt die U-Bahnhöfe Alt-Mariendorf und Wutzkyallee sowie die S-Bahnhöfe Schöneweide und Friedrichsfelde Ost. Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sind in diesem und im nächsten Jahr bis zu 500 gesicherte sowie bis zu 550 ungesicherte Fahrradstellplätze geplant.

Im April solle damit begonnen werden, im gesamten Berliner Stadtgebiet Reparaturstationen für Fahrräder aufzustellen, so die Senatsverwaltung. Bisher gibt es bereits fünf dieser Stationen in Form einer kleinen eckigen Säule (Stück: 2000 Euro): in Friedrichshain an der Bibliothek Pablo Neruda, in Kreuzberg an der Yorckstraße 37, am Rathaus Neukölln, in Reinickendorf am Rathaus und an der Schloßstraße. Jede Station verfügt über Werkzeuge wie Schraubenzieher, Schraubenschlüssel, Inbusschlüssel und Reifenheber, die kostenlos benutzt werden dürfen. Sie sind vor Diebstahl geschützt. Rund 20 solcher Stationen seien geplant, bekräftigte der Senat.

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