Wer nicht bezahlt, fliegt raus: So läuft der Produkttest-Bschiss
Tester loben Kindersitze für ihre Sicherheit, dabei schützen sie nur unterdurchschnittlich. Eine Recherche deckt auf, wie das Geschäft mit den Tests läuft.
Die beste Fritteuse oder der Staubsauger mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis: Produkttests gibt es online für fast alles.
Sie erleichtern die Auswahl aber nur scheinbar. Der Testsieger ist nicht immer das beste Produkt. Viele Tests sind nicht unabhängig. Denn auch vermeintlich seriöse Test-Webseiten lassen sich von den Herstellerfirmen bezahlen und manipulieren das Ergebnis, wie eine Recherche der dänischen Zeitung «Jyllands-Posten» zeigt.
Eine Redaktion für zahlreiche Testwebseiten
Die dänischen Zeitungsredakteure gaben die Suchbegriffe Test und Bett auf Google ein. So landeten sie bei «Die 16 besten Betten im Test» mit Bewertungen einer angeblich unabhängigen Redaktion.
Doch die neunköpfige Testredaktion sitzt in Bosnien und schreibt über praktisch alles, was es online zu kaufen gibt. Ihre Inhalte landen dann auf mindestens 13 Testwebseiten.
So stiessen die dänischen Journalisten auch auf einen Test aus Bosnien mit Kindersitzen fürs Auto. Die Redaktion aus Bosnien empfiehlt das «Britax Römer KIDFIX2 s» und lobt unter anderem die Sicherheit. Der Sitz biete hervorragenden Schutz gegen Seitenaufprall.
Ganz anders lautet das Urteil des dänischen Verbraucherrats. Der hebt zwar die gute Bedienbarkeit, Ergonomie und das Fehlen schädlicher Chemikalien hervor. Doch der Seitenaufprallschutz sei unterdurchschnittlich. Nur ein anderes Modell schnitt im Test des Verbraucherrats schlechter ab.
«Es handelt sich um Werbung»
Die Webseite verdiene Geld damit, indem sie die Produkte zeigt, sagt der Marketingrechtsprofessor Jan Trzaskowski von der Copenhagen Business School. «Dabei handelt es sich tatsächlich um Werbung, bei der alle Konkurrenten eliminiert wurden, die nicht bezahlt haben.
Manche vermeintliche Tester haben die Produkte nicht einmal in der Hand gehalten. Sie sichten Rezensionen auf grossen Verkaufsplattformen oder in Produktinfos der Hersteller. Nach welchen Kriterien daraus ein Testergebnis entsteht, ist nicht nachvollziehbar, schreibt die deutsche Verbraucherzentrale.
Ist das Produkt zu einem Shop verlinkt, kann der Händler pro Klick oder Kauf eine Provision bekommen. Dabei handelt es sich um sogenanntes Affiliate-Marketing, das es beispielsweise auch bei Youtube-Videos gibt.
Das sagt der Konsumentenschutz
«Das ist unterdessen ein Wirtschaftszweig, bei dem viel Geld im System ist», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin vom Konsumentenschutz, zu 20 Minuten. Konsumentinnen und Konsumenten könnten Testergebnissen deshalb auf keinen Fall blindlings vertrauen.
Es gebe aber einzelne Webseiten, die seriös testen. Dazu zählt Stalder alle Testpublikationen, welche sich auf die Ergebnisse des internationalen Testzentrums ICRT stützen würden.
Ebenfalls hilfreich seien glaubwürdige Auszeichnungen oder Labels wie bei der Energieetikette oder Lebensmitteln, bei denen es klare Regelungen und unabhängige Kontrollen gebe. Nicht vertrauen würde Stalder unbekannten Labels von einzelnen Branchen.
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