Nichts ist verlogener als der Vorwurf des „Völkermords“ gegen Israel

Man muss es immer wieder betonen: Die Israelis kämpfen gerade um ihre nackte Existenz, ihre erste militärische Niederlage wäre vermutlich ihr Ende als Volk und Staat. Geradezu tragikomisch mutet es deshalb an, wenn sogenannte Pazifisten meinen, sie hätten die Macht über Krieg und Frieden.

nichts ist verlogener als der vorwurf des „völkermords“ gegen israel

Harald Martenstein Matthias Schardt/kombinatrotweiss

Nancy Fraser ist Amerikanerin, Professorin, Feministin, links, Jüdin und berühmt. Sie hat einen Boykottaufruf gegen Israel unterschrieben, unter anderem gegen israelische Unis. Daraufhin wurde sie von der Universität Köln ausgeladen, die ihr zuvor eine Ehrenprofessur angetragen hatte.

Fraser hat dazu der „Zeit“ ein Interview gegeben, in der Sätze stehen wie dieser: „Wer von der offiziellen Linie abweicht, ist in Deutschland nicht willkommen und wird bestraft.“ Oder dieser: „Eine Universität ist nur der freien Forschung und Lehre verpflichtet und der Suche nach der Wahrheit.“

Wenn Linke gecancelt werden, verwenden sie also exakt die gleichen Argumente und die gleichen Sätze wie Konservative oder Liberale, die wegen ihrer Meinung Schwierigkeiten bekommen haben, und zwar unter Federführung der woken Linken. Diese Parallelität beruhigt irgendwie, oder? Wir sind am Ende eben doch alle Menschen mit den gleichen Gefühlen.

Dass Nancy Fraser selber gerade eben zur Bestrafung mittels Boykott aufgerufen hatte, und zwar gegen Israel, scheint ihr in der Zwischenzeit entfallen zu sein. Das Personal israelischer Unis kann für die Politik der dortigen Regierung ebenso wenig etwas wie ein deutscher Physikprofessor für das deutsche Heizungsgesetz.

Die Grenzlinie zwischen legitimer Israel-Kritik und Antisemitismus ist der Gedanke der Kollektivschuld, eine zutiefst menschenfeindliche und atavistische Idee. Kein Kind wird schuldig geboren, wegen seiner Hautfarbe oder des Geschlechts, niemand ist schuldig nur wegen des Passes, den er oder sie besitzt. Schuld ist immer individuell, nie angeboren, man muss etwas tun dafür. Das gilt nicht nur für Juden und Israelis, es gilt auch für Muslime, die nicht kollektiv schuldig sind am Islamismus, es gilt auch für Russen, für Deutsche, für Amis, für jeden Menschen.

Über das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza und die Folgen des harten israelischen Vorgehens ist viel Richtiges gesagt worden, in letzter Zeit. Aber ein, zwei wichtige Aspekte werden dabei fast immer unterschlagen. Zum Beispiel, dass die Hamas dieses Blutbad sofort beenden könnte, wenn ihr am Leben der Menschen in Gaza wirklich etwas läge. Wenn die überlebenden Geiseln heute freigelassen würden, gäbe es vermutlich morgen einen Waffenstillstand. Und übermorgen könnte man über Frieden sprechen, wenn die Feinde Israels das Existenzrecht dieses Staates anerkennen würden. Ein Satz nur: „Ihr dürft hier leben, wir werden euch nicht töten.“ Etwas in dieser Art würde genügen.

Nichts ist verlogener als der Vorwurf des „Völkermords“ gegen Israel. Es sind ja die Juden, die wieder einmal ausgelöscht werden sollen. Sie kämpfen in Israel um ihre nackte Existenz, nicht nur die individuelle, auch die als Volk und Staat. Ihre erste militärische Niederlage wäre vermutlich ihr Ende. Sie können sich keine Schwäche leisten. Das ist ihre 2000 Jahre alte Lektion.

Wie oft muss man das eigentlich noch sagen?

Wer wirklich über Krieg und Frieden entscheidet

Dem französischen Philosophen Michel Onfray verdanke ich ein paar Einsichten über die Irrtümer des Pazifismus. Die Pazifisten glauben, sie besäßen die Macht, über Krieg und Frieden zu entscheiden: Wenn sie sich weigern, den anderen als Feind zu betrachten, dann werde dieser Feind über kurz oder lang auch seinerseits die Feindschaft als erledigt ansehen. Das kommt vor. Aber es ist leider die Ausnahme. Und wenn man keine Waffen liefert, so glauben die Pazifisten, dann höre der Krieg bald auf.

Das sind tragikomische Irrtümer. In Wirklichkeit entscheidet derjenige über Krieg und Frieden, der den Krieg beginnt. Ob dieser Krieg dann mit der Vernichtung der Angegriffenen endet, mit einer Niederlage der Angreifer oder mit einem Kompromiss, entscheiden in der Regel die Waffen und das Durchhaltevermögen. Wer den Angegriffenen militärische Hilfe verweigert, beendet nicht den Krieg. Er hat lediglich Einfluss darauf, wer am Ende gewinnt.

Es ist ein legitimes Ziel, die Hamas zu zerschlagen, soweit möglich. Die Hamas-Kämpfer sind keine Soldaten, sondern gewöhnliche Mörder, die sich bei nächster Gelegenheit die nächsten Opfer suchen. Das können jüdische Babys sein oder Dissidenten aus dem eigenen Volk, so wie die deutsche SS ja auch deutsche Deserteure erschossen hat.

Warum werden an die Hamas oder an den Iran eigentlich so selten Aufrufe und offene Briefe geschickt? Weil klar ist, dass es Teheran einen Dreck interessiert.

In Israel wird längst darüber diskutiert, ob die Armee noch verhältnismäßig handelt. Welches andere Land wäre, bei vergleichbarer Bedrohung, noch immer so vielstimmig?

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