Wegen Social Media: Männer unter Druck, Frauen mehr Luxus zu bieten
Auf Social Media sind teure Autos, Kleider und schöne Ferien allgegenwärtig. M.* (36) fühlt sich deshalb verpflichtet, seiner Frau einen luxuriösen Lebensstil zu ermöglichen. Damit ist er nicht alleine.
Teure Autos, teure Kleider, Ferien an den teuersten Orten: auf Social Media omnipräsent. Alle haben das Beste und das teuerste. Ständig beim Scrollen zu sehen, was andere sich leisten und besitzen, befeuert den Vergleichsdruck. «Es ist ein gewisser Druck da, diesem Standard gerecht zu werden», erzählt B.M* (36). «Früher hat man Luxusgüter vielleicht ab und an mal in einem Magazin gesehen und dieses wieder weggelegt. Heute wird man auf Social Media konstant damit konfrontiert. Diesen Lifestyle zu leben wird quasi zu einer Selbstverständlichkeit. Für Männer ist Geld und Erfolg immer noch Statussymbol, bei Frauen liegt der Druck eher auf den Äusserlichkeiten.»
«Sie würde mich nicht verlassen, wenn ich ihr das nicht kaufe, sondern ich möchte ihr einfach einen gewissen Lifestyle bieten.»
Gewisse Standards möchte er auch in der Beziehung einhalten können. So verspürt er eine gewisse Erwartungshaltung seiner Partnerin beispielsweise bei Geschenken oder der Ferienplanung. «So schickt sie mir Screenshots von Luxustaschen, die sie gerne hätte. Dies ist für mich jedoch okay, da ich ihre Ansprüche kannte. Sie würde mich nicht verlassen, wenn ich ihr das nicht kaufe, sondern ich möchte ihr einfach einen gewissen Lifestyle bieten.»
Luxusgüter seien vor allem bei jungen Menschen beliebt, sagte Jara Koller, Abteilungsleiterin Mode und Vintage bei Koller Auktionen, schon Anfang 2023 zu 20 Minuten. Das habe viel mit Social Media zu tun. «Berühmtheiten haben solche Accessoires, da identifizieren sich viele damit und möchten sie auch haben.»
«Männer symbolisieren mit ihrem Konsum Status, Frauen Schönheit»
Konsum- und Wirtschaftspsychologe Christian Fichter bestätigt B.’s Wahrnehmung als Phänomen der Männerwelt. «Grundsätzlich ist es in der Konsumtheorie so, dass Männer mit ihrem Konsum eher Status symbolisieren wollen und Frauen Schönheit», so Fichter. Social Media sei das passende Tool dafür, Luxus und Status zu signalisieren.
«Selten kauft man teure Gegenstände für sich, sondern für die anderen.»
«Früher ist man mit dem Porsche durch Zürich gefahren – heute kann man den Luxus auch auf Tiktok präsentieren.» Und: Der Konsum von Luxusgütern sei stark getrieben von dem Wunsch, etwas damit zu erreichen. «Selten kauft man teure Gegenstände für sich, sondern für die anderen.» Dazu gehöre auch, Frauen die Konsumgüter kaufen zu können: «So bringen Männer Stärke und Macht zum Ausdruck.»
Christian Fichter, Konsum- und Wirtschaftspsychologe
«Jahrelange empirische Beobachtungen haben bestätigt: Männer kaufen etwas Teures, das die Frauen schmückt.» Das sehe man auch in der Tierwelt. «Bei Affenmännchen kann man beispielsweise beobachten, wie sie aufwendige eroberte Gegenstände den Weibchen schenken.»
«Menschen kaufen vermehrt Luxusgüter in Krisenzeiten»
«Wenn Menschen wieder vermehrt Luxusgüter kaufen, spiegelt das eine Rückkehr zu traditionellen Konsummustern wider. Dies passiert besonders in Krisenzeiten.» Die dahinterliegende Begründung liege darin, einen höheren Wert auf dem Heiratsmarkt zu haben. «Natürlich schenkt kein Mann einer Frau eine Tasche im Gedanken, dadurch für Fortpflanzung zu sorgen. Wenn man aber die ganz grundlegende Motivation dahinter betrachtet, geht es genau darum.»
*Initialen geändert