Was sich am Arbeitsmarkt bei einem „Migrationsschock“ tun würde
Wien, Laxenburg – Vorneweg: Das hier ist ein Gedankenexperiment. Was wäre, wenn plötzlich 250.000 Menschen aus dem Ausland nach Österreich kommen würden? Welche kurz- bis mittelfristigen Auswirkungen dieses ausgedachte Szenario auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt hätte, untersuchte ein Team um Sebastian Poledna vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg in Niederösterreich. Dabei zeigte sich u. a., dass Migration sehr unterschiedlich auf die Arbeitslosigkeit verschiedener Bevölkerungsgruppen wirken kann.
Eine Zuwanderung in diesem Größenmaßstab sei angesichts aktueller Herausforderungen wie Klimawandel, zunehmender Globalisierung und instabiler geopolitischer Lagen durchaus plausibel, schreiben die Forscher. Ihre Simulation mit einem Zeithorizont von fünf Jahren liefere Hinweise, dass Österreichs Wirtschaft und Arbeitsmarkt „das Potenzial habe“, resilient und damit mit einer gewissen Widerstandskraft auf einen derartigen – so steht es wörtlich in der Arbeit –„Migrationsschock“ zu reagieren. Die Studie ist in der frei verfügbaren Fachzeitschrift Comparative Migration Studies erschienen. Zentral dafür sei, die Auswirkungen von Migration „sehr differenziert erkennen und damit auch darauf reagieren zu können“, so Erstautor Poledna gegenüber der APA.
Das Ergebnis der Studie in Kürze: Gebürtige Österreicher wären von einem starken Zuzug im Allgemeinen weniger betroffen als Bürger aus der EU und anderen Ländern, Frauen wären im Allgemeinen weniger betroffen als Männer, und Männer aus anderen Ländern außerhalb der EU würden am stärksten durch die Migration beeinflusst.
Wie schon frühere Studien, wies auch die aktuelle Arbeit eine positive Auswirkung der Migration auf das Wirtschaftswachstum – durch erhöhten Konsum und Investitionen – aus, allerdings bei gleichzeitigem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Kopf. Beim Migrationsszenario käme es zu einem leichten prognostizierten Rückgang des Pro-Kopf-BIP. „Eine Erholung würde dann aller Voraussicht nach langfristig wieder eintreten“, so Poledna. (TT, APA)