Warum Neu-Rennsieger Lando Norris beliebter als Lewis Hamilton ist
Düsseldorf. In seiner sechsten Saison hat er es endlich geschafft! Lando Norris ist Rennsieger. Der Brite ist außerhalb der sogenannten Bubble fast gänzlich unbekannt. Dennoch gilt er als einer der beliebtesten Fahrer überhaupt. Das liegt vor allem an seinen Social-Media-Aktivitäten.
Wir stellen Ihnen Lando Norris vor.
Einen Signature-Move hat er bereits. Das ist ein Jubel, an dem man ihn speziell erkennt: Nach seinem ersten Sieg in der Formel 1 in Miami nahm Lando Norris seine Champagnerflasche, stieß sie mit dem Flaschenboden aufs Podest und begann mit dem Sprühen. Tausende Fans an der Strecke jubelten mit – wie bei Cristiano Ronaldos berühmten „Siu“-Schrei.
Es war sein erster Sieg in der Formel 1. Bis dahin hatte er den Rekord inne für die meisten Podestplatzierungen, ohne ein einziges Rennen zu gewinnen. Und doch ist der Brite schon seit Jahren der heimliche Star der Formel 1. Das zeigt auch, dass so viele Fahrerkollegen nach dem Rennen erst einmal zu ihm gegangen sind, um ihm zu gratulieren. Seine Ex-Kollegen Daniel Ricciardo und Carlos Sainz oder auch Charles Leclerc. Max Verstappen und Lewis Hamilton applaudierten ihm sogar schon aus dem Auto heraus. Dominator Verstappen wirkte ohnehin schon fast glücklicher, als wenn er selbst gewonnen hätte.
Max Verstappen ist ein enger Freund
Mit dem Niederländer verbindet den Sohn eines britischen Multimillionärs und einer Belgierin eine innige Freundschaft. Beide nahmen während der Corona-Krise an einem virtuellen 24-Stunden-Rennen der Racing-Simulation „iRacing“ teil. Das Highlightvideo, als Verstappens Bremse an seinem Equipment kaputt ging, Norris sich erst darüber lustig machte und dann nervös einspringen musste, ging genauso viral wie viele seiner zahlreichen Twitch-Streams, beispielsweise zu den virtuellen Formel-1-Rennen im April 2020.
Dort nahmen zahlreiche aktuelle und ehemalige Formel-1-Fahrer teil, aber auch andere prominente Sportler wie der belgische Nationalkeeper Thibaut Courtois. In der Pause zwischen Qualifikation, in der sein PC streikte und er deswegen als Letzter starten musste, und Rennen holte er sich Tipps von Kollegen. Von Verstappen („Ich würde den PC ausmachen und stattdessen eine Serie schauen“), seinem damaligen Teamkollegen Carlos Sainz – die „Bromance“ als „Carlando“ gilt als kultigste Fahrerpaarung aller Zeiten –, Renningenieur Andrew Jarvis oder McLaren-CEO Zak Brown.
Mit seinen Twitch-Streams sorgte Norris während der Corona-Krise ohnehin für einige Erfolge. In der rennfreien Zeit versammelte er regelmäßig Fahrerkollegen wie George Russell, Charles Leclerc oder Alexander Albon zum gemeinsamen Zocken. Seien es Egoshooter wie „Call of Duty“, Sportspiele wie das offizielle F1-Spiel oder Fifa, oder Casual Games wie „Fallguys“ oder „Rocketleague“. Sie zeigten ein völlig neues Miteinander unter den Fahrern oder auch einen Kampf von Norris mit zwei Bienen im Zimmer.
„Team Quadrant“ – Norris‘ eigenes Esports-Projekt
Nicht ohne Grund bezeichnet sich Norris in Interviews gerne auch mal als Vollzeit-Streamer und Teilzeit-F1-Fahrer. Mit dem „Team Quadrant“ betreibt er ein eigenes Esports-Projekt, das ihn in wöchentlich erscheinenden Videos mit britischen Influencern bei verschiedensten Tätigkeiten zeigen: Kart-Challenges, Malwettbewerbe oder den „Britischen Grand Prix auf Rasenmähern“.
Seit 2019 ist Norris für McLaren am Start, bleibt seinem Rennstall auch seither treu und unterschrieb im vergangenen Jahr einen langfristigen Vertrag. Bei einer offiziellen Marktforschung der Formel 1 wurde Lando Norris zum zweitbeliebtesten Fahrer des Feldes gewählt, noch vor dem siebenfachen Weltmeister Lewis Hamilton.
In Interviews und Pressekonferenzen fällt Norris mit seinem Humor immer wieder auf. Die „Orange Army“ des Seriensiegers Max Verstappen nimmt er aufgrund seines papayafarbenen Rennautos gerne scherzhaft für sich in Anspruch und ist auch sonst nie um einen Spruch verlegen. Wie zuletzt beim Lügendetektortest mit Sky Sport UK, als er auf die Frage, ob er denn noch an seinen ersten Sieg glaube, antwortete: „Ich war genervt davon, es nicht mehr zu tun. Deswegen habe ich jetzt mein Mindset geändert.“
Das war offenbar erfolgreich, denn nun ist er auch endlich Grand-Prix-Sieger in der echten Formel 1. Was ihm auch sichtlich jeder im Fahrerlager gegönnt hat.
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