Nahost aktuell: Israel und Hamas verlängern Feuerpause

Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas wird um einen Tag verlängert. Beide Seiten ließen am Abend Geiseln und Häftlinge frei. Aus Jerusalem wird ein blutiger Schusswaffenangriff gemeldet. Nachrichten im Überblick.

nahost aktuell: israel und hamas verlängern feuerpause

Ein Palästinenser nutzt die Waffenruhe im Dorf Khuza’a in der Nähe des Grenzzauns zu Israel für eine Fahrt

Das Wichtigste in Kürze:

Israel und Hamas verlängern Feuerpause um einen Tag Netanjahu: Werden Krieg gegen Hamas fortsetzen Mehrere Opfer bei Schusswaffenangriff in Ost-Jerusalem Faeser warnt vor islamistischen Anschlägen in Deutschland

Israel und die Terrororganisation Hamas setzen die Waffenruhe um einen siebten Tag fort. Das teilte das Golfemirat Katar mit, das in dem Krieg ebenso wie Ägypten und die USA vermittelt. Alle militärischen Aktivitäten müssten eingestellt bleiben und die Einfuhr von humanitärer Hilfe in den Gazastreifen weiter ermöglicht werden, sagte ein Sprecher des katarischen Außenministeriums. Das israelische Militär und die islamistische Hamas bestätigten die Verlängerung kurz vor Ablauf der Frist der Feuerpause. Am Mittwochabend hatte die militante Palästinensergruppe 16 Geiseln freigelassen, darunter auch drei Israelis mit deutschem Pass. Im Gegenzug wurden 30 weitere palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen.

nahost aktuell: israel und hamas verlängern feuerpause

Ein Fahrzeug fährt freigelassene Geiseln durch Urim in Israel

Die israelische Regierung erklärte, sie habe eine neue Liste mit Geiseln bekommen, die am Donnerstag von der Hamas freigelassen werden sollen. Dabei handele es sich um “Frauen und Kinder”, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit, ohne eine Zahl zu nennen. Israel geht davon aus, dass noch 140 Geiseln im Gazastreifen festgehalten werden. Die Hamas ist eine militante, islamistische Palästinensergruppe; die Europäische Union ebenso wie Israel, die USA, Deutschland und weitere Länder stufen sie als Terrororganisation ein.

Bereits etwa 100 Geiseln in Freiheit

Während der Feuerpause, die am vergangenen Freitag in Kraft getreten war, wurden bisher insgesamt 70 israelische Frauen und Kinder sowie rund 30 weitere ausländische Geiseln, überwiegend Gastarbeiter aus Thailand, freigesetzt. Im Gegenzug entließ Israel bisher 210 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen. Die Kampfpause war zuletzt um zwei Tage verlängert worden. Nach der ursprünglichen Übereinkunft soll die Pause auf maximal bis zu zehn Tage verlängert werden können. Die Waffenruhe brachte dem Gazastreifen die erste Atempause nach sieben Wochen Krieg und ermöglicht auch Hilfslieferungen für die notleidende palästinensische Zivilbevölkerung.

Bei ihrem brutalen Überfall am 7. Oktober hatte die Hamas rund 240 Menschen verschleppt. Hunderte Terroristen waren nach Israel eingedrungen und hatten nach israelischen Angaben auch etwa 1200 Menschen getötet. Israel bombardierte als Reaktion wochenlang massiv Ziele im Gazastreifen aus der Luft und setzte auch Bodentruppen ein. Angaben der Hamas zufolge, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem fast 15.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.

Netanjahu: Werden Krieg gegen Hamas fortsetzen

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte in einer Mitteilung an, die Kämpfe wiederaufzunehmen, wenn “diese Phase der Rückkehr unserer Geiseln vollendet ist”. Auch ein Armeesprecher erklärte, man sei für den Fall, dass die jetzige Frist ablaufe, für die Fortsetzung der militärischen Einsätze zur völligen Vernichtung der Hamas bereit.

Mehrere Opfer bei Schusswaffenangriff in Ost-Jerusalem

Mehrere mutmaßlich palästinensische Attentäter haben an einer Bushaltestelle in Jerusalem das Feuer auf Menschen eröffnet. Eine junge Frau sei dabei getötet worden, teilte der israelische Rettungsdienst Magen David Adom mit. Mindestens acht Menschen seien verletzt worden, fünf von ihnen schwer. Mindestens zwei Attentäter seien bei dem Vorfall in der Siedlung Ramot erschossen worden, teilte der Rettungsdienst Zaka mit. Die Angreifer seien aus Ost-Jerusalem gekommen, sagte der Chef des örtlichen Polizei-Bezirks, Doron Turgeman.

nahost aktuell: israel und hamas verlängern feuerpause

Israelische Kräfte bergen Opfer des Schusswaffenangriffs in Jerusalem

Faeser warnt vor islamistischen Anschlägen in Deutschland

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat angesichts des Terrorangriffs der Hamas auf Israel und jüngster Festnahmen in Deutschland vor Attentaten gewarnt. “Islamistische Terrororganisationen, aber auch islamistische Einzeltäter sind eine jederzeit bestehende, erhebliche Gefahr”, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Der Krieg im Gazastreifen habe unmittelbare Auswirkungen auf die Sicherheitslage. “Wir sind in den letzten Wochen so konsequent gegen die islamistische Szene vorgegangen, weil wir die veränderte Bedrohungslage genau im Blick haben”, sagte die Ministerin. Dem Bundeskriminalamt sei es zu verdanken, dass inzwischen etwa 170 Kanäle oder Inhalte allein auf dem Netzwerk Telegram entfernt wurden, “mit denen widerwärtige antisemitische und islamistische Propaganda verbreitet wurde”, betonte die SPD-Politikerin.

nahost aktuell: israel und hamas verlängern feuerpause

Deutliche Worte zur Sicherheitslage: Bundesinnenministerin Nancy Faeser

In Burscheid in Nordrhein-Westfalen und im brandenburgischen Wittstock/Dosse sind in den vergangenen Tagen zwei Jugendliche festgenommen worden, die nach Angaben aus Sicherheitskreisen vom Mittwoch mutmaßlich unter anderem einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Leverkusen erwogen hatten. Die Hinweise dazu kamen aus dem Ausland. Das Amtsgericht Neuruppin erließ am Donnerstag Haftbefehl gegen einen 16-jährigen Jugendlichen aus Brandenburg wegen des dringenden Verdachts der Planung eines gemeinschaftlichen Terroranschlags. Das Amtsgericht Leverkusen hatte am Mittwoch Haftbefehl gegen den 15-Jährigen erlassen.

Vor Bekanntwerden der Festnahmen hatte der Verfassungsschutz am Mittwoch gewarnt, dass vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts die Gefahr für mögliche Terroranschläge gegen jüdische und israelische Personen und Einrichtungen sowie gegen “den Westen” zuletzt deutlich zugenommen habe.

kle/se/AL (afp, rtr, dpa)

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World