Viel Nachfrage, wenig Spenden
Viel Nachfrage, wenig Spenden
Irene Benz (Zweite von links) und ihre Mitarbeiter kümmern sich um das Spendenzentrum. Koberg
Spendenzentrum für Ukrainer meldet hohen Bedarf / 14 Ehrenamtliche helfen
HOCHTAUNUS – Es ist mittlerweile über zwei Jahre her, dass der russische Präsident Wladimir Putin am 24. Februar 2022 mit seinem Heer die Ukraine überfiel. Seitdem tobt ein Krieg zwischen den beiden Nachbarländern, der Tausende von Todesopfern gefordert und Millionen Menschen aus ihrem Heimatland vertrieben hat.
Auf der Suche nach einer sicheren Bleibe sind seitdem auch viele Ukrainer in den Hochtaunuskreis gekommen. Aktuell leben rund 3250 Menschen aus dem Kriegsgebiet hier. Darunter, so Kreissprecher Alexander Wächtershäuser, sind 762 Bad Homburg zugewiesen worden, 229 Friedrichsdorf, 640 Oberursel und 191 Usingen.
Da fast alle geflüchteten Ukrainer nur mit dem Notwendigsten ankamen, richtete der Hochtaunuskreis bereits kurze Zeit nach Kriegsbeginn eine Kleiderkammer ein, um den geflüchteten Menschen ihren Start hier zu erleichtern: Zunächst im Hewlett-Packard-Gebäude in Ober-Eschbach untergebracht, ist diese seit einiger Zeit im früheren Gemeindezentrum St. Franziskus im Gluckensteinweg 101 in Kirdorf.
Buggys händeringend gesucht
Mit dem Umzug bekam die Hilfezentrale auch einen neuen Namen. Aus der ehemaligen „Kleiderkammer“ wurde das „Spendenzentrum“, da die Menschen nicht nur Kleidung, sondern auch Dinge wie Haushaltszubehör, Elektrogeräte und Spielzeug oder Fahrräder für Kinder und Jugendliche benötigen.
Nach wie vor wird das Zentrum von der Servicegesellschaft der Hochtaunus-Kliniken betrieben. 80 bis 200 ukrainische Flüchtlinge kommen jeweils an den drei Öffnungstagen ins Spendenzentrum, wo sich sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Servicegesellschaft sowie ein 14-köpfiges ehrenamtliches Mitarbeiterteam um den reibungslosen Ablauf kümmern.
Während am Eingang die Flüchtlingsausweise kontrolliert werden, um sicherzugehen, dass die gespendeten Sachen auch wirklich nur den Kriegsgeflüchteten zugutekommen, nehmen Mitarbeiter des Teams neue Spenden entgegen und andere räumen zwischendurch auch mal die Kleiderstapel wieder auf.
Leider, so bedauert Kreispressesprecher Wächtershäuser, habe die Spendenbereitschaft in der letzten Zeit etwas nachgelassen. Doch es wird noch immer viel gebraucht. Die Menschen, die ins Spendenzentrum kommen, seien sehr froh und dankbar für die Hilfe und Unterstützung der Bevölkerung und der Bundesregierung. Viele von ihnen helfen mit den Sachen auch ihren Familien in der Ukraine, wo die Not ständig wächst.
„Aktuell wären wir sehr froh, wenn wir ein paar Buggys gespendet bekommen würden“, sagt Irene Benz, die das Spendenzentrum leitet und den Überblick darüber hat, was besonders gebraucht wird. Gleichzeitig bittet sie darum, dass Spenden nur zu den Öffnungszeiten gebracht und nicht einfach vor dem Gebäude abgestellt werden. So habe man leider schon einige Male Spenden nicht mehr verwenden können, weil sie durch schlechtes Wetter nass und dadurch teilweise unbrauchbar geworden seien.
Doch nicht nur hier hilft der Hochtaunuskreis den Menschen aus der Ukraine, sondern auch vor Ort in den Kriegsgebieten. So wurden in diesem Jahr zusammen mit der Unterstützung der Ukrainehilfe Taunus bereits zwei Lastwagen mit Krankenhausbetten, Krankenhausmobiliar und anderen medizinischen Hilfsgütern nach Zhovti Vody gebracht: Mit der Stadt im Zentrum der Ukraine besteht seit Beginn des Krieges eine Solidaritätspartnerschaft auf kommunaler Ebene. Zhovti Vody hat viele Kriegsverletzte, aber auch Flüchtlinge, die aus den umkämpften Gebieten ins ukrainische Inland geflüchtet sind, aufgenommen. Entsprechend besteht nach wie vor ein hoher Bedarf an medizinischen Hilfsgütern. Außerdem benötigt die Kommune einen Treppenlift für gehbehinderte Personen und eine Reha-Ausstattung für ihr Krankenhaus. Im Bereich der Infrastruktur, wie der Installation und Verbesserung von Warnsystemen sowie der Einrichtung von Kindergärten und Schulen, besteht ebenfalls hoher Bedarf.
Kreis holt sich Hilfe vom Bund
Allerdings könne, so Wächtershäuser, die Menge der notwendigen Hilfsgüter nicht allein mit den Mitteln des Hochtaunuskreises gedeckt werden. Damit aber noch vor dem Sommer zwei weitere Lkw-Ladungen mit den entsprechenden Hilfsgütern in die Ukraine gebracht werden können, hat der Hochtaunuskreis auch Mittel des Bundes über die Organisation Engagement Global und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Anspruch genommen.
Wer die Hilfslieferungen finanziell unterstützen möchte, kann dies tun in Form einer Spende auf das Konto der Ukrainehilfe Taunus e. V., IBAN: DE59 5125 0000 0000 0033 44 / Stichwort: Ukrainehilfe.
Falls eine Spendenquittung benötigt wird, muss die Adresse in der Überweisung vermerkt werden.