Gründer von Zürcher Vegan-Firma jetten für Dinner nach London

Sie wollen mit einem umweltschonenden Lederersatz Produkte fürs gute Gewissen machen. Doch privat reisen sie mit dem Privatjet.

Zwei Brüder aus Zürich stellen aus Apfelresten einen Lederersatz her. Mit Nachhaltigkeit und verantwortungsvollem Handeln wollen sie die Lederindustrie revolutionieren, wie Lucas und Claudius Knecht schreiben.

Sie wollen «keine Kompromisse» eingehen. Ihre veganen Portemonnaies und Handyhüllen machen ein gutes Gewissen, versprechen die Gründer des Start-ups Sohotree im Interview mit dem HSG-Absolventen-Netzwerk.

Öko-Brüder reisen im Privatjet

Doch für eine Privatfeier in London schieben sie Öko zur Seite und nehmen den Privatjet, wie der Finanzblog «Inside Paradeplatz» berichtet. Privatjets sind das klimaschädlichste Transportmittel (siehe Box).

Nach den Gründen für die Reise im Privatjet gefragt, schreibt Lucas Knecht zu 20 Minuten: «Mein Bruder und ich hatten mit Freunden aus Zürich und London einen privaten Anlass in London.» Es sei ein privates Abendessen gewesen.

Sie hätten sich einem Leerflug angeschlossen und damit auch nicht die Privatjetindustrie unterstützt. Auf die Frage, ob die Reise im Privatjet ein Fehler war, sagt Knecht: «Dieser Flieger wäre mit oder ohne uns nach London geflogen, wir haben ihn nicht extra gebucht».

Zurück in die Schweiz fliege er nun aber Economy mit der Swiss. «Wenn wir fliegen, buchen wir immer kommerzielle Airlines.» Eigentlich würden sie auch nie nur für einen privaten Anlass fliegen. Sie versuchten stets, private und geschäftliche Reise-Aktivitäten so gut wie möglich zu verbinden.

«Das falsche Signal»

Kommunikationsexperte Andreas Bantel findet das Vorgehen der Junggründer widersprüchlich. Wichtig sei eine konsistente Botschaft. «Wenn man das Thema Ökologie als Vorteil seines Angebots bezeichnet, sollte man konsequent sein und am besten Zug wählen. Mit Sicherheit aber nicht den Privatjet, das ist in jedem Fall das falsche Signal», sagt Bantel.