Kryptowährungen in Bitcoin-ETF: Warum die SEC das Comeback von Bictoin und Co. beschleunigt

Der Bitcoin-Kurs steigt, die US-Finanzaufsicht lässt ETFs auf Spotbasis zu. Das zeigt: Der Kryptosektor hat trotz der Rückschläge im vergangenen Jahr eine Zukunft. Dabei geht es um viel mehr als nur Investmentchancen.

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Kryptowährungen in Bitcoin-ETF: Warum die SEC das Comeback von Bictoin und Co. beschleunigt

Die Nachricht, die der Kryptowährung Bitcoin den höchsten Kurssprung des noch jungen Jahres bescherte, war eine Falschmeldung. Hacker hatten den Account der US-Börsenaufsicht SEC beim Kurznachrichtendienst X gekapert und verbreitet, dass ab sofort Bitcoin-ETFs an allen registrierten Wertpapierhandelsplätzen gelistet werden können. Der Bitcoin-Preis stieg daraufhin zeitweilig auf knapp 48.000 US-Dollar, nachdem er 2023 noch bei etwa 42.000 Dollar abgeschlossen hatte. Die offizielle Zulassung von Bitcoin-ETFs erfolgte dann tatsächlich wenige Stunden später und sorgte kaum noch für Aufregung.

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Dabei war die Euphorie der Anleger durchaus berechtigt. Denn es geht hier um weit mehr als die Frage, ob man jetzt in Bitcoin investieren sollte. Der Bitcoin-Kurs ist ein Gradmesser für die Zukunft des gesamten Krypto-Sektors. Und von diesem wiederum hängt ab, wie Banken mit einer weiteren Expansion von Decentralized-Finance-Protokollen umgehen sollten. Sind diese eine Konkurrenz oder eine Ergänzung ihres traditionellen Geschäftsmodells?

Der Puls des Krypto-Sektors

Dass der Bitcoin-Preis gern als Indikator für den gesamten Krypto-Sektor gewählt wird, hat mehrere Ursachen. Die offensichtlichste ist, dass Bitcoin die mit Abstand größte Marktkapitalisierung unter den Kryptowährungen hat und damit öffentliche Aufmerksamkeit auf sich und den gesamten Sektor zieht. Je mehr Menschen davon berichten, dass sie mit ihren Bitcoin-Investments reich geworden sind, desto mehr Investoren begeben sich auf die Suche nach anderen Kryptoassets, die den Bitcoin-Erfolg wiederholen könnten. So hat sich der Wert von Ether, der zweitwichtigsten Kryptowährung, in weiten Teilen parallel zum Bitcoin entwickelt.

Darüber hinaus profitieren die zentralisierten Kryptobörsen, die trotz der FTX-Pleite 2022 noch immer einen wichtigen Teil des Krypto-Ökosystems ausmachen, von dem Preisaufschwung. Privatanleger möchten an den Gewinnen partizipieren und der bequemste, wenn auch nicht unbedingt sicherste Weg, besteht darin, an einer der bekannten Kryptobörsen wie Coinbase, Binance oder Bison Bitcoin und andere Kryptowerte zu erwerben.

Und schließlich kommt der höhere Bitcoin-Preis auch den Decentralized-Finance-Protokollen (DeFi) zugute, in denen Kryptowerte unter anderem verwahrt, gehandelt und “gestaket” werden können (beim “Staking” können Bitcoin-Inhaber vereinfacht gesagt ihre Token hinterlegen und auf diese Weise ein Einkommen erzielen). Steigende Kryptokurse heizen die Transaktionshäufigkeit und damit die Nutzung dieser Protokolle an, während der Wertgewinn der Kryptoassets zusätzlich dazu führt, dass die von den DeFis verwalteten Kryptowerte steigen – und damit auch der Wert der jeweils zugeordneten Coins. So ist der Total Value Locked von DeFi-Anwendungen kürzlich wieder über die Marke von 50 Milliarden US-Dollar gestiegen, vor einem halben Jahr lag dieser Wert noch bei weniger als 40 Milliarden.

Konkurrenz für Kreditinstitute

Die Dynamik bei den DeFi-Protokollen steht noch ganz am Anfang. Zum Vergleich: Der Total Value Locked aller globalen DeFi-Anwendungen liegt bei weniger als 0,5 Prozent der aggregierten Bilanzsummen aller deutschen Kreditinstitute. Man kann daher nicht ernsthaft behaupten, dass DeFis den Banken das Wasser abgraben. Oder doch?

Zumindest am Arbeitsmarkt ist die Lage nicht mehr so eindeutig. Es kommt immer wieder vor, dass Bewerberinnen oder Bewerber ein dynamisches Blockchain-Start-up einer traditionell konservativen Bank vorziehen. Auch dass Bankmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in den Krypto-Sektor wechseln, kommt inzwischen häufiger vor.

Dass die Gewinnmargen der Kreditinstitute durch DeFis unter Druck geraten oder gar ein negativer Einfluss auf die Geschäftsvolumina zu spüren wäre, lässt sich dagegen nicht beobachten. Gedanken machen sollte man sich dennoch darüber. Denn die Geschäftsmodelle zahlreicher DeFi-Anwendungen bieten im Prinzip dasselbe an wie klassische Banken: die Ausgabe von Krediten und deren Refinanzierung über Einlagen. Der Unterschied besteht darin, dass man über DeFis ausschließlich Kryptokredite aufnehmen und Kryptoassets anlegen kann.

Doch wie groß wird dieser Unterschied bleiben, wenn man in die Zukunft denkt? Technisch gesehen können alle Wertpapiere, selbst Immobilien und andere Vermögenswerte auf Basis der Blockchain-Technologie “tokenisiert” werden. Das bedeutet, dass Vermögenswerte in beliebig viele kleine digitale Einheiten geteilt, gehandelt und verwahrt werden können. Und dann?

Die Hürden bleiben hoch

Dass dies bisher nur in wenigen Ländern in nennenswertem Ausmaß geschieht, liegt an der Regulierung, technischen Hürden sowie dem Beharrungsvermögen, das jahrzehntelang eingeübte Prozesse mit sich bringen. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat die Tokenisierung von festverzinslichen Wertpapieren zwar schon 2021 ermöglicht, konnte sich im Aktienbereich aber nur zur Tokenisierung von Namensaktien durchringen.

Immobilien können erst dann sinnvoll tokenisiert werden, wenn auch die Grundbücher auf der Blockchain gespeichert sind. Angesichts des digitalen Fortschritts in Deutschland ist damit so bald kaum zu rechnen. Dazu kommt, dass DeFi-Anwendungen für technisch wenig affine Menschen schwer zugänglich sind. Das muss und wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ändern. Dies ist sicherlich auch ein Grund dafür, warum der Widerstand der Finanzinstitute, sich auf die neue Technologie einzulassen, nach wie vor groß ist.

Chancen für die Finanzwelt von morgen

Neben Wettbewerbsfragen geht es für die Kreditinstitute aber um etwas noch viel Spannenderes: Die Blockchain-Technologie könnte am Ende statt einer Bedrohung eine sinnvolle Ergänzung des bisherigen Geschäftsmodells sein. Banken könnten ihren Kunden künftig anbieten, Investitionen nicht nur über Kredite, Anleihen und Aktien zu finanzieren, sondern sie dabei beraten, über Kryptokredite tokenisierte Windkraftanlagen oder tokenisierte Containerfrachter zu finanzieren. Aus dieser Beratung und gegebenenfalls Umsetzung könnten sich neue Einnahmequellen ergeben.

Zudem könnten die Banken bei ihren Kunden punkten, wenn ihnen Kunden ermöglichten, Wertpapiertransaktionen über die Blockchain abzuwickeln und dafür einen Stablecoin als Settlement-Währung zur Verfügung stellen. Bei der Verwahrung von Wertpapieren könnten Banken günstigere Konditionen bieten als derzeit im Rahmen der Girosammelverwahrung. Und auch die Refinanzierung von Banken könnte auf eine breitere Basis gestellt werden. Die französische Bank Société Générale hat dies vorgemacht, indem sie Liquidität in Form von Stablecoins, besichert mit eigenen tokenisierten Wertpapieren, bei einer DeFi besorgt hat.

Bei aller berechtigten Kritik an der Kryptowelt sollte man zwei Dinge nicht übersehen: Erstens waren echte dezentralisierte Anwendungen von den Betrugsskandalen der vergangenen Jahre nicht betroffen, was mit dem hohen Transparenzgrad der DeFi-Protokolle zusammenhängt. Zweitens können sämtliche tokenisierten Vermögenswerte auf der jetzt im Aufbau befindlichen Infrastruktur finanziert, gehandelt und verwahrt werden. Mit anderen Worten: Die Blockchains und Kryptoanwendungen von heute sind die Infrastruktur für die Finanzwelt von morgen. Und ihr Aufbau geschieht umso rascher, je stärker der Bitcoin-Kurs steigt.

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