Vermisster Arian: Experte fürchtet entscheidenden Fehlgriff der Polizei – und plädiert für neue Aktion
Vier Theorien zum Verbleib des Sechsjährigen
Vermisster Arian: Experte fürchtet entscheidenden Fehlgriff der Polizei – und plädiert für neue Aktion
Arian ist immer noch vermisst, die aktive Suche beendet. Und jetzt? Vermisstenexperte Peter Jamin empfiehlt eine neue Aktion in der Region zu starten – und nennt vier Theorien.
Bremervörde – Seit die aktive Suche nach dem vermissten Arian aus Bremervörde beendet ist, häufen sich die Fragen. Wieso fehlt vom Sechsjährigen jede Spur? Ist er noch am Leben? Und vor allem: Wo ist Arian?
Arian weiterhin vermisst – Experte fürchtet, dass der Sechsjährige nie gefunden wird
Die Hoffnung, den Jungen zu finden, scheint nach und nach weniger zu werden. Zwar behauptete ein Klavierspieler, Arian gesehen zu haben und eine Frau gab einen scheinbar wichtigen Hinweis auf den nahe gelegenen Fluss Oste – doch nichts brachte Fortschritte. „Es ist nichts Ungewöhnliches, dass bei einer Vermisstensuche nichts gefunden wird – auch bei Suchaktionen in diesem Umfang“, sagte Vermisstenexperte Peter Jamin bei IPPEN.MEDIA.
Resignation ist für den Fachmann allerdings keine Alternative. Jamin befürchtet: „Wenn jetzt nicht mehr gemacht wird, ist die Wahrscheinlichkeit nicht groß, dass das Kind gefunden wird.“ Zwar arbeitet eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe daran, Hinweise auf Adrian zu finden und ihnen nachzugehen, wirklich groß ist dieses Team aber nicht. Mordkommissionen erreichen schnell eine Größe von 20 Kopf.
Vermisstenexperte plädiert für neue Suchaktion nach Arian: „Man muss jede Tür öffnen“
Aber die Ressourcen der Polizei sind erschöpft, weshalb auch die aktive Suche vor einigen Tagen eingestellt wurde. Was also tun? „Wenn ich das Sagen hätte, würde ich sagen: Jetzt nehmen wir uns nochmal die nahe Umgebung vor“, so Jamin.
Er empfiehlt, notfalls mit einem privaten Suchtrupp nochmal alle Häuser und Garagen in der Region zu durchsuchen. „Man muss jede Tür öffnen“, selbstverständlich möglichst mit Einwilligung der Bewohnerinnen und Bewohner sowie den Eltern von Arian.
Peter Jamin (r.) fürchtet, der vermisste Arian könnte für immer verschwunden bleiben, wenn die Suche jetzt nicht verstärkt wird.
Entscheidender Fehlgriff der Polizei? „Leute wurden aufgerufen, in ihren eigenen Häusern und Garagen nachzusehen“
Denn der Experte befürchtet, die Polizei könnte einen entscheidenden Fehlgriff begangen haben, indem sie sich bei der Suche auf Privatgrundstücken auf die Anwohnerinnen und Anwohner verlassen hat. Jamin erklärte: „Die Leute wurden dazu aufgerufen, in ihren eigenen Häusern und Garagen nachzusehen, aber Fremde – im besten Fall Fachleute – tun das viel aufmerksamer.“ Gleichzeitig hatte die Polizei von privaten Suchgängen in der Natur abgeraten, für Jamin irritierend. Privatleute hätten den autistischen Jungen vermutlich nicht mehr verschreckt als die großen Suchtrupps.
Das zweite Problem laut Jamin: „Trotz Experten übersieht man viel.“ Bei Vermisstensuchen werden gerade in der nahen Umgebung wichtige Dinge nicht bemerkt. Der 73-Jährige erinnert an einen Fall aus Düsseldorf, bei dem die Leiche eines Vermissten direkt neben dem Altenheim nicht gefunden wurde – nur ein Beispiel von vielen.
1000 Personen suchten vermissten Arian – „für ein Gebiet dieser Größe nicht viel“
In der ersten Woche der Suche nach Arian wurden laut Polizeiangaben 5300 Hektar Land durchkämmt. Dabei kamen 1000 Personen pro Tag zu Einsatz. „Das ist für ein Gebiet dieser Größe nicht viel“, findet Jamin. Für ihn durchaus denkbar, dass etwas übersehen wurde.
Jamin hatte bereits beklagt, die aktive Suche sei zu früh eingestellt worden. Erneut betonte er, die Polizei habe gerade in der ersten Woche viel richtig gemacht und Kreativität bewiesen – aber eben nicht lange genug. Die Sonderkommission Arian könne jetzt nur noch vier Theorien nachgehen:
- Arian läuft immer noch im Freien herum.
- Arian wurde Opfer eines Verbrechens.
- Arian geriet in einen Unfall, fiel beispielsweise in einen Fluss.
- Oder ein Vorfall in der Familie – für Jamin in diesem Fall die unwahrscheinlichste These.
„Weiter suchen!“ So die Botschaft von Peter Jamin. Der mit Blick auf die aktuelle Situation festhält: „Eigentlich muss man jetzt auf ein Wunder hoffen – weil auch nicht mehr viel gemacht wird.“ (moe)