Verleihung des Deutschen Filmpreises 2024: Es war uns eine Ehre

verleihung des deutschen filmpreises 2024: es war uns eine ehre

Die beste Showeinlage des Abends: Hanna Schygulla bei der Filmpreisgala in Berlin

Ehre. Früher habe sie das Wort überhaupt nicht leiden können, sagte Hanna Schygulla auf der Bühne des Filmpalasts am Potsdamer Platz. „Aber jetzt fühle ich doch, dass es mir auch guttut.“ Die goldene Lola, den Preis für ihr Lebenswerk, den sie an diesem Abend empfing, hatte sie da längst aus der Hand gegeben, um besser reden zu können. Und auch das Mikrofon, das für sie zu niedrig eingestellt war, hatte sie nach einigem Ringen auf ihre Höhe gebracht. Man spürte, dass sie nicht die Absicht hatte, ihren Platz im Scheinwerferlicht so schnell wieder zu räumen.

Und das tat sie auch nicht. Zehn Minuten lang sprach sie, mit einem leicht verknitterten, in übergroßen Buchstaben beschrifteten Manuskript in der Hand, über ihre Kindheit und ihre Karriere, über die Regisseure ihres Lebens, Fassbinder natürlich, aber auch Alexander Kluge, von dem sie lange nichts mehr gehört habe – „dabei war er damals doch einer der Großen“ –, über die Sorgen, die sie sich mache, weil so viele Jugendliche bei der anstehenden Europawahl offenbar die AfD wählen wollten, und über die Filmprojekte, an denen sie auch jetzt, mit achtzig Jahren, beteiligt sei. Man dürfe sie nicht bloß als museales Erinnerungsstück betrachten: „Ich bin noch mit dabei.“ Es war, wenn man so will, die beste Showeinlage dieser Filmpreisgala, und zur Show gehörte auch die lässige Penetranz, mit der Hanna Schygulla die einsetzenden Gitarrenklänge der Saalband ignorierte, die ihren Abgang beschleunigen sollten, und die Gesten ihres Laudators Dieter Kosslick, der ihr vom Bühnenrand signalisierte, dass es nun wirklich genug sei. Sie war noch mit dabei, sie war immer noch da, und alle sollten es sehen.

verleihung des deutschen filmpreises 2024: es war uns eine ehre

Der Sieger: Matthias Glasners „Sterben“ wurde als bester Film ausgezeichnet

Eigentlich geht es ja auch um nichts anderes bei der alljährlichen Verleihung des Deutschen Filmpreises in Berlin. Die Nominierten und die Nominierer, die Film- und Fernsehsternchen, die Förderer und die Geförderten, die Veteranen und die Hoffnungsträger, sie alle wollen mit dabei sein, teilnehmen am großen symbolischen Lagerfeuer der Branche, das mit einer Leistungsschau nicht zu verwechseln ist. Denn hier geht es nicht um Leistung, sondern um Selbstvergewisserung: Wir sind noch da, und das ist gut so. Am deutlichsten brachte Florian Gallenberger, der zusammen mit Alexandra Maria Lara der Deutschen Filmakademie präsidiert, diesen Kollektivgeist zum Ausdruck, als er die anwesende Kulturstaatsministerin beschwor, die geplante Reform der Filmförderung endlich umzusetzen: „Wir brauchen das dringend, wir brauchen das jetzt. Liebe Claudia, bitte kämpfe das für uns durch.“

Deutsches Kino in der Mittellage

„Für uns“ geht es dabei regelmäßig ums Ganze, denn die Zeiten, in denen der Deutsche Film, mit Hanna Schygulla als Postergirl, weltweit Aufmerksamkeit erregt hat, sind lange vorbei. Im vergangenen Jahr konnte man sich darüber mit der Tatsache hinwegtrösten, dass der deutsche Regisseur Edward Berger mit seinem im steuerbegünstigten Prag gedrehten Kriegsdrama „Im Westen nichts Neues“ den Auslands-Oscar gewonnen hatte, und entsprechend räumte die Netflix-Produktion auch bei der Filmpreisverleihung die meisten Auszeichnungen ab.

Diesmal freilich lag das Kandidatenfeld wieder auf deutschem Normalniveau. Über Auslandserfolge der sechs für den Hauptpreis nominierten Spielfilme von Matthias Glasner, Ayşe Polat, Adrian Goiginger, Timm Kröger, Milena Aboyan und Hans Steinbichler ist nichts bekannt. Der kommerziell erfolgreichste Film der Auswahl, Steinbichlers Literaturverfilmung „Ein ganzes Leben“, hatte nur gut zweihunderttausend Zuschauer, der als besucherstärkste Produktion des Jahres ausgezeichnete Jugendkrimi „Die drei ??? – das Erbe des Drachen“ auch nicht mehr als 1,6 Millionen. Mit einem Umsatzanteil von 24 Prozent bei ohnehin schwachen Besucherzahlen hat sich das deutsche Kino in einer üppig subventionierten Mittellage zwischen Marktmacht und Bedeutungslosigkeit eingependelt.

Nur vier Preise für Glasners „Sterben“

Diesem so unentschiedenen wie bequemen Dauerzustand entspricht auch der diesjährige Preissegen. Als hätte sie vorab die Kritikerkommentare gelesen, die ihr lähmende Berechenbarkeit und Einseitigkeit bei ihren Mehrheitsentscheidungen vorwerfen, verteilte die Akademie ihre Trophäen diesmal nach dem Gießkannenprinzip. Matthias Glasners „Sterben“, der mit neun Nominierungen wie der sichere Favorit ausgesehen hatte, gewann neben der Goldenen Lola für den besten Film nur drei weitere Auszeichnungen – wobei es für Glasner besonders bitter war, dass sein dreistündiges autobiographischen Familienporträt weder den Regie- noch den Drehbuchpreis bekam.

Beide gingen an die Deutschkurdin Ayşe Polat, deren Politthriller „Im toten Winkel“ mit einer weiteren bronzenen Spielfilm-Lola der heimliche Sieger des Abends war. Aber auch Timm Krögers Retro-Sci-Fi-Kabinettstück „Die Therorie von Allem“, Goigingers „Der Fuchs“, die Geschichte eines österreichischen Deserteurs im Zweiten Weltkrieg, und die aufrüttelnde Dokumentation „Sieben Winter in Teheran“ über den Justizmord des iranischen Regimes an der Studentin Reyhaneh Jabbari durften sich mit jeweils mindestens zwei Filmpreisen über ausreichend screen time freuen.

Wobei man bei einer Nominierungsprämie von einer Viertelmillion Euro auch diejenigen Spielfilme, die am Ende leer ausgingen, nicht wirklich als Verlierer bezeichnen kann. Der eigentliche Verlierer dieser Filmpreisgala ist das Kinopublikum, das sich für ganz andere Produktionen entschieden hat als die Filmakademie. Diese Spannung zwischen Anspruch und Wirklichkeit war dem Deutschen Filmpreis von Anfang an eingeschrieben. Aber seit statt einer Jury die Branche selbst ihre Auszeichnungen vergibt, ist sie eklatant.

Von der Lola-Verleihung des Jahres 2024 wird deshalb neben den zehn Bühnenminuten der Hanna Schygulla vor allem der Besuch einer Greisin mit schneeweißem Haar in Erinnerung bleiben, die am Arm von Wim Wenders auf die Bühne kam, um ihren Aufruf zur Menschlichkeit vor den versammelten Akademiemitgliedern zu wiederholen. Als Margot Friedländer vor 102 Jahren geboren wurde, besaß der deutsche Film das, was er heute nicht mehr hat: Weltgeltung. Zwölf Jahre später hatte er sie verspielt, und abermals zwölf Jahre danach entkam Friedländer knapp der Mordmaschinerie des Nationalsozialismus. Heute ist sie eine der letzten Zeuginnen, die noch erlebt haben, wovon zahlreiche deutsche Filme seither mit geringem Erfolg zu erzählen versucht haben. Schon aus diesem Grund war ihr Auftritt eine Ehre. Nicht für sie. Für uns.

OTHER NEWS

20 minutes ago

Video: THE CHIC LIST: Anyone for tennis looks with winning style?

20 minutes ago

Video: Mother, 29, gasps in fear when she realises the 'door is open' on a 36ft ferris wheel she is riding with her two-year-old son

20 minutes ago

Iowa superintendent and former Olympian bested in footrace by 5th grader

22 minutes ago

Panthers reach Eastern Conference finals for second straight year, eliminating Bruins in 6 games

22 minutes ago

Arsenal v Everton: Mikel Arteta press conference - part two

22 minutes ago

Nationwide doubles maximum personal loan to £50k amid rising building costs

22 minutes ago

Mikel Arteta confirms plan to hold talks over Arsenal future as contract expiry nears

22 minutes ago

Zayn Malik tells screaming fans ‘I’ve missed this’ during debut UK solo show

23 minutes ago

What life is like in the world's happiest country, from a 28-year-old who left the U.S. for Finland

25 minutes ago

Cape Town fishing boat sinks: 11 Fishermen missing, 9 rescued

25 minutes ago

Dolphins No.7 Katoa gets Bennett tick ahead of Tigers

25 minutes ago

Seven dead after powerful storms slam Houston, Texas

25 minutes ago

John Cleese says vertigo has made him terrified of using stairs

27 minutes ago

Pirates' Paul Skenes throws six no-hit innings in his second MLB start

29 minutes ago

Taylor Sheridan Says Farewell To Dabney Coleman, Explains Why He Gave Mentor Unforgettable Turn As Dutton Family Patriarch In ‘Yellowstone’

30 minutes ago

Signed napkin that secured Lionel Messi's move to Barcelona aged 13 is sold for £760,000 - more than DOUBLE its starting price

30 minutes ago

Laura Woods on covering Saudis shocking Messi at the World Cup and watching Keane and Souness go at it live on air as she reveals she will miss Tyson Fury vs Oleksandr Usyk after a freak holiday accident

30 minutes ago

Court orders Yair Netanyahu to post NIS 20,000 to cover journalist's legal expenses

30 minutes ago

‘Best president for gun owners’ Trump to address National Rifle Association

30 minutes ago

Councils hit back after drivers make cars 'invisible' to speed and bus lane cameras

30 minutes ago

Stormont leaders request for Rishi Sunak meeting yields nothing to date

31 minutes ago

‘It’s become innate to us’: The act of desperation that turned defeat into victory for thrill king Pies

31 minutes ago

Stocks have 5-10% more upside from here, says JPMorgan’s Jordan Jackson

31 minutes ago

Millions of people live in poverty in the UK – so why is it still so taboo?

31 minutes ago

KwaMashu football icon passes away after short illness

31 minutes ago

Cavin Johnson: Mood in the Kaizer Chiefs camp is positive

31 minutes ago

Up in smoke: Workers remove dozens of apparent marijuana plants from Wisconsin Capitol tulip garden

32 minutes ago

Ex-military surgeons embrace new mission: stop Americans from bleeding to death

32 minutes ago

Steve Wozniak: When I die, these are the moments I want to remember—they don't involve co-founding Apple

36 minutes ago

Cannes First Look: ‘Under the Stars' Starring Toni Collette and Andy Garcia

36 minutes ago

What went wrong for the Bruins and what comes next

36 minutes ago

Survey results: O’s fans see Kimbrel back as closer before too long

36 minutes ago

The AI revolution just took a big step forward

36 minutes ago

Haley protest votes raise red flags for Trump

36 minutes ago

Hapless Crusaders suffer first loss to Brumbies in 15 years

36 minutes ago

National landmarks show two views of American history. Which is yours?

37 minutes ago

Orioles legend Cal Ripken Jr. thinks Jackson Holliday may have needed more time in the minors

37 minutes ago

Simone Biles: What to know about US Olympic gold medal gymnast

37 minutes ago

US-based company innovates 'cutting-edge technology' to help improve military

37 minutes ago

Consumer ETFs showing the real inflation picture

Kênh khám phá trải nghiệm của giới trẻ, thế giới du lịch