Verborgene Wandmalerei in der Hausener Kirche spät entdeckt
Die Kirche im Dorf lassen: Bunte Fresken im alten Turm
Verborgene Wandmalerei in der Hausener Kirche spät entdeckt
Der älteste Teil der Hausener Kirche ist der Turm um 1400, das erste Kirchenschiff war noch ein Fachwerkbau und wurde 1767 ersetzt.
55 Gotteshäuser der evangelischen Kirche gibt es im ehemaligen Kirchenkreis Witzenhausen. Jede Kirche hat mindestens eine spannende Geschichte zu erzählen. Heute: Hausen.
Hausen – Der älteste Teil der Hausener Kirche ist sein viereckiger gotischer Chorturm auf der Ostseite, der in acht Metern Höhe von einem Satteldach mit gemauerten Giebeln gekrönt wird.
In den Jahren 1958 bis 1960 wurden unter dem Putz entdeckt, dass der Chor mit seinem Kreuzrippengewölbe im Mittelalter zum größten Teil ausgemalt gewesen war. Anhand der Malereien, die um 1400 datieren, kann man davon ausgehen, dass der Turm um diese Zeit oder auch ein wenig früher erbaut wurde. Zu ihm gehörte wohl ein kleines Kirchenschiff, 6,75 Meter breit und 8,20 Meter lang, das vermutlich in Fachwerkbauweise errichtet worden war. Als Eingang zum Turm wurde im 16. Jahrhundert ein Spitzbogenportal, eine spätgotische Presbyterpforte eingebaut, die heute zugemauert ist.
Da die Kirchen-Rechnungen seit 1656 erhalten sind, kann man sehen, wie das Gebäude laufend unterhalten und erneuert werden musste. Besonders das hölzerne Schindeldach musste immer wieder ausgebessert werden. 1704 wurde grundlegend renoviert, 1740 war dann der Turm dran und erhielt einen neuen Spitzbogen als Übergang zwischen Chor und Kirchenschiff.
Doch es nützte alles nichts. Spätestens 1767 war das Kirchenschiff baufällig geworden, hatte wohl Risse bekommen, sodass es durch einen Neubau ersetzt wurde – nun aber in Stein. Dieser war auch vier Meter länger und zwei Meter breiter. Doch man achtete auf die Kosten und verbaute im Dach alte Balken aus dem Vorgängerbau. 1777 wurde auf das Turmdach ein achteckiger Dachreiter aufgesetzt. Der Chor öffnet sich heute im Innern mit einem breiten Spitzbogen zum Kirchenschiff hin.
Bis 1958 waren die Wände im Chor noch von den Männerständen, dem Pfarrstand und der Chorempore verdeckt. Jetzt wurde umgebaut. Die hölzernen Einbauten kamen raus und die Wandmalereien wurden dahinter entdeckt.
Der Turm erhielt zudem ein neues Ziegeldach. Im Kirchenschiff wurde das Gestühl erneuert, der Holzfußboden durch Asphalt ersetzt und die Lichtanlage erneuert. Außerdem gab es einen neuen Anstrich. Doch bereits 1974 gab es den nächsten große Umbau im ganz neuen Stil: Nun wurde das Mauerwerk trockengelegt, das Dach neu gedeckt, die zweiflügelige Eingangspforte von der Mitte nach links versetzt und ein Oberlicht eingesetzt.
Die größten Veränderungen aber gab es Innen: Sämtliches Gestühl im Chor und im Kirchenschiff wurde ausgebaut und auch noch die Seitenempore an der Nordwand entfernt. Der Fußboden wurde trockengelegt und erhielt wieder neue Bodenplatten. Übrig blieben nur noch die Orgelempore und der Taufstein von 1566, das älteste Ausstattungsstück. Der alte Steinaltar wurde durch einen neuen Tischaltar aus Holz ersetzt, ebenso die Kanzel von 1602. Auch Heizung und Elektrik wurden erneuert. Die nun durchgehenden Bänke sowie die Empore wurden in Holzoptik lasiert.
Im Rahmen der Dorferneuerung erhielten sechs alte Grabsteine schließlich einen geschützten Platz in einem kleinen Pavillon neben der Kirche.
Neu gestrichen wurde auch noch einmal 1997, ein Jahr später wurde das Buntglasfenster mit dem Verkündigungsengel in die Ostwand des Chors eingesetzt. Und 2001 wurden die Fresken erneut zum Leuchten gebracht. Aber wieso waren sie überhaupt verdeckt gewesen? Im Zuge der Reformation, besonders unter Landgraf Moritz von Hessen, war es um 1605 in den hessischen Kirchen so gut wie allem an den Kragen gegangen, was vom Gebet ablenken konnte. So verschwanden auch in Hausen die mittelalterlichen Wandmalereien unter dem Putz. Sie zeigen die vier Evangelistensymbole und Szenen aus dem Leben Jesu Christi aus den Evangelien. Die dargestellten Vorhänge sind nicht etwa Schmuck, sondern symbolisieren den Blick hinter die Vorhänge des göttlichen Geheimnisses, der den Gläubigen zuteilwird.
Mit den Bänken in Holzoptik verströmt die Hausener Kirche heute gemütliche Wohnzimmer-Atmosphäre, findet auch Pfarrer Olliver Heinemann. Der Schaukasten vor der Kirche verrät, wo sich Besucher einen Schlüssel abholen können, wenn sie die Kirche besichtigen möchten. (zkw)
Pfarrer in Hausen: Olliver Heinemann.
Hier zu sehen sind Maria und Elisabeth, eines der Freskenmotive aus dem Mittelalter, die erst um 1958 unter einer Putzschicht entdeckt wurden.
Die Presbyterpforte war der Eingang zum Turm.