Staatliche Kinderbetreuung ist für Dettling kein Tabu mehr

Weniger Zuwanderung, mehr Cervelat: Als Parteichef will Marcel Dettling den bewährten Kurs der SVP mit neuen Elementen ergänzen – und ein Augenmerk auf die Schulen richten.

Nationalrat Marcel Dettling will Präsident der SVP werden.

Der Sieg bei den Parlamentswahlen 2023 ist Marcel Dettling nicht genug. Der erfolgreiche Wahlkampfleiter greift nun nach dem Parteipräsidium und will die Vormachtstellung der SVP weiter ausbauen. «Die SVP hat ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft», sagt er.

Dettling glaubt, dass es das Wichtigste als Präsident sei, am Puls der Menschen zu sein.  Nebst dem Kampf gegen die Zuwanderung und die EU will sich Dettling deshalb künftig ebenso des «Wertezerfalls in unserem Land» annehmen, wie er sagt. «Es kann nicht sein, dass keine Cervelats mehr serviert und keine Weihnachtslieder mehr gesungen werden dürfen.» Die Schweiz dürfe sich nicht an den Zuwanderern ausrichten, «sondern diese müssen sich uns anpassen».

Kitas: Bund soll nicht alles regeln

Handlungsbedarf sieht Dettling insbesondere in den Schulen. Diesen will er ein besonderes Augenmerk schenken. «Vielerorts geht die Entwicklung in eine falsche Richtung.» Als SVP-Präsident möchte er gezielt Leute aufbauen, die sich dieser Thematik annehmen.

Dettling nimmt auch die Kritik von SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner auf, der kürzlich das Parteiprogramm als «etwas verstaubt» bezeichnet hatte und unter anderem forderte, die SVP sollte sich für erschwingliche Kita-Plätze auf dem Land einsetzen.

Dettling verteidigt zwar das Parteiprogramm und betont, zuletzt habe die SVP Themen wie den «Gender-Terror und Woke-Wahnsinn» aufgenommen. Doch er stellt ebenfalls fest: «Kita-Plätze sind auch bei den SVP-Wählern ein Thema.» Das Familienleben habe sich in den letzten 30 Jahren verändert.

Die entscheidende Frage ist für Dettling, wie mehr Kita-Plätze organisiert und finanziert werden. «Der Bund muss das nicht alles regeln.» Die Kantone und Gemeinden könnten das genauso gut. «Es gibt viele gute Modelle in unserem Land.»

Blochers Segen hat er schon

Der 42-jährige Dettling ist selbst Vater von drei schulpflichtigen Kindern. Er führt in Oberiberg im Kanton Schwyz einen Bauernhof. Seit 2015 ist er Nationalrat und seit 2022 Vizepräsident der SVP Schweiz.

In den letzten Tagen wurde Dettling bereits als Favorit für die Nachfolge von Parteichef Marco Chiesa gehandelt. Nun gab er im «Blick» bekannt: «Ich kandidiere! Zusammen mit meiner Familie und der Partei bin ich zu diesem Schluss gelangt.» SVP-Doyen Christoph Blocher sagt, Dettling sei ein «hervorragender Kandidat».

Bislang ist Marcel Dettling der einzige Bewerber für den Chefposten. Ob das so bleibt, spielt für ihn keine Rolle. «Ich habe kein Problem, wenn es eine Ausmarchung ums Parteipräsidium gibt. Ich stelle mich dem gerne.»

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