Tschetschenien: Ukrainer Nikita Schurawel nach Prügel von Diktatoren-Sohn Kadyrow wegen Koranverbrennung verurteilt

Nikita Schurawel verbrannte in Russland einen Koran und muss nun in Tschetschenien eine Haftstrafe abbüßen. Brisant an dem Fall: Der Ukrainer war zuvor vom Sohn des Machthabers Kadyrow zusammengeschlagen worden.

Tschetschenien: Ukrainer Nikita Schurawel nach Prügel von Diktatoren-Sohn Kadyrow wegen Koranverbrennung verurteilt

In Tschetschenien ist ein Mann wegen einer Koranverbrennung verurteilt worden, der vom Sohn des dortigen Machthabers vor laufender Kamera verprügelt worden war. Nikita Schurawel wurde der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Der 20-Jährige war im Mai 2023 festgenommen worden, nachdem er eine Kopie des Koran vor einer Moschee in Wolgograd verbrannt hatte, 800 Kilometer von der tschetschenischen Hauptstadt Grosny entfernt. Ein Video der Aktion hatte sich über Telegram rasch verbreitet und die Vertreter des islamischen Klerus auf den Plan gerufen. So hatte der Mufti der Region Wolgograd beispielsweise gesagt, dass es sich um eine Provokation durch ukrainische oder westliche Sonderdienste handele.

DER SPIEGEL fasst die wichtigsten News des Tages für Sie zusammen: Was heute wirklich wichtig war – und was es bedeutet. Ihr tägliches Newsletter-Update um 18 Uhr. Jetzt kostenfrei abonnieren.

Bereits am nächsten Tag war der 19-jährigen Ukrainer Schurawel vom örtlichen FSB festgenommen worden. Direkt nach der Festnahme erfolgte das Geständnis: Schurawel habe den Koran angeblich im Auftrag des ukrainischen Sicherheitsdienstes für 10.000 Rubel (etwa 100 Euro) verbrannt und das Video umgehend an seinen Kontaktmann gegeben.

Der Fall wurde von Alexander Bastrykin, dem Leiter des russischen Ermittlungsausschusses, nach Tschetschenien verlegt mit der Begründung, es habe viele entsprechende Anfragen gegeben. Später wurde ein Video veröffentlicht, in dem zu sehen ist, wie der Sohn von Machthaber Ramsan Kadyrow Schurawel in der Haft tritt und schlägt.

Ein Vertreter eines russischen Anwaltsverbands, Jewgeni Smirnow, erklärte, die Strafe könne angesichts der Prügel und der öffentlichen Demütigungen als milde angesehen werden. Schurawel hatten bis zu zehn Jahre Gefängnis gedroht. Tschetschenien hat eine überwiegend muslimische Bevölkerung, Kadyrow stellt sich als Russlands führender Verteidiger des islamischen Glaubens dar. Die Region genießt unter seiner Führung einen vergleichsweise weiten Spielraum von Präsident Wladimir Putin im Gegenzug für regionale Stabilität.