Genaues Zuhören und Hinterfragen kann helfen, toxische Personen frühzeitig zu erkennen.
„Das war doch nur ein Scherz“ ist ein Satz, der in freundschaftlichen und partnerschaftlichen Beziehungen oft benutzt wird, um jemanden zu beschwichtigen. Oft bewirkt er allerdings das Gegenteil – und ist nicht der einzige Satz, der auf toxisches Verhalten hinweist. Ein Psychologe und eine Psychotherapeutin erklären, welche fünf Sätze auf ein toxisches Umfeld hindeuten können.
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Toxische Menschen: Diese Sprüche deuten darauf hin
Gleich vorweg: Toxische Sprüche sind für sich genommen kein Indikator für eine toxische Beziehung, betont Psychotherapeutin Verena Düttmann von der Online-Therapieplattform „HelloBetter“, wo sie für die Entwicklung von Online-Therapieprogrammen mitverantwortlich ist. Solche Äußerungen könnten auch in „gesunden“ Beziehungen vorkommen. „Toxisch werden die Äußerungen, wenn sie wiederholt und – mal mehr, mal weniger bewusst – mit der Absicht gemacht werden, Macht auszuüben“, sagt Düttmann.
Hinter folgenden Sätzen kann nach Einschätzung der Experten toxisches Verhalten stecken:
1. „Das war doch nur ein Scherz. Du bist zu empfindlich.“
Fällt ein solcher Satz im Rahmen einer toxischen Beziehung – etwa nach einer abwertenden Bemerkung über das Aussehen des Gegenübers – hilft er den Betroffenen in der Regel wenig. Zumal das Empfinden von Leid eine höchst subjektive Angelegenheit ist.
Düttmann warnt auch davor, mit einem solchen Satz das Fühlen, Denken und Verhalten des Gegenübers infrage zu stellen. Jemandem, der offensichtlich leidet, zu sagen, es gäbe Schlimmeres, hieße gewissermaßen, ihm die „Existenzberechtigung“ abzusprechen. „Das kann dazu führen, dass das Gegenüber an der Gültigkeit des eigenen Erlebens zu zweifeln beginnt“, sagt die Psychotherapeutin. Es werde deutlich gemacht, dass das, was der oder die Betroffene fühlt und wie er oder sie die Situation erlebt, übertrieben sei.
2. „Niemand wird dich so lieben, wie ich.“
Auch dieser Satz könne eine Rechtfertigung für übergriffiges oder kontrollierendes Verhalten sein, erklärt der Psychologe, Paartherapeut und Gründer der Online-Selbsthilfe-Plattform „couch:now“ Stefan Junker. Dies geschehe durch die Behauptung, das Verhalten sei trotz seiner Toxizität im Interesse des anderen. Tatsächlich handele es sich aber um „eine verzerrte Vorstellung von Liebe und Fürsorge“, so Junker.
Auch Düttmann meint, der Satz impliziere, dass es der Person ohne den toxischen Partner viel schlechter gehe: „Mit einer solchen Aussage wird versucht, die andere Person zu isolieren und abhängig zu machen, indem suggeriert wird, dass außerhalb der Beziehung keine ähnliche oder ‚bessere‘ Liebe gefunden werden kann“. Toxisch seien solche Aussagen deshalb, weil durch emotionale Manipulation versucht werde, „Selbstzweifel zu säen, das Selbstwertgefühl des Gegenübers herabzusetzen und ihn oder sie an den ‚toxischen Partner‘ zu binden“.
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3. „Das habe ich nie gesagt.”
Das Leugnen der Situation sei ein typisches Anzeichen für Gaslighting, sagt Verena Düttmann. So stehe Aussage gegen Aussage, was bei wiederholtem Auftreten dazu führe, so Düttmann, „dass die Betroffenen an ihrem eigenen Erinnerungsvermögen oder sogar an ihrer geistigen Gesundheit zweifeln“.
Benannt ist das Phänomen nach dem Theaterstück „Gas Light“ des Dramatikers Patrick Hamilton, in dem ein Mann versucht, seine Frau in den Wahnsinn zu treiben, indem er Gaslampen in ihrem Haus installiert, und dann abstreitet, dies getan zu haben. Wie das Stück treffend beschreibt, geht es beim Gaslighting darum, „den anderen zu kontrollieren, zu verunsichern und Macht zu gewinnen“, so die Psychotherapeutin.
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4. „Ich mache das nur, weil ich dich liebe.“
Etwas aus vermeintlicher Liebe zu tun, ist ebenfalls ein Anzeichen für Gaslighting. Dabei wird laut Paartherapeut Junker übergriffiges oder kontrollierendes Verhalten damit gerechtfertigt, dass es im Interesse des anderen sei. Durch die vorgetäuschte Fürsorge und die „verzerrte Vorstellung von Liebe“, so der Paartherapeut, werde die kontrollierte Person nicht nur emotional abhängig, sondern auch zunehmend verunsichert.
5. „Wenn du mich liebst, würdest du …”
Schon der Satz ist fragwürdig. Natürlich liebt der Betroffene seinen Partner beziehungsweise seine Partnerin. Aber mit einer solchen Aussage werde die Liebe an bestimmte Bedingungen geknüpft, sagt Psychotherapeutin Düttmann. Vereinfacht formuliert: Der kontrollierte Partner muss bestimmte Anforderungen erfüllen, um sich Liebe zu verdienen – aber auch die eigene Liebe zu beweisen. Denn, so Düttmann: „Die Betroffenen werden unter Druck – teils emotionalen Druck – gesetzt, ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu ignorieren, um zu beweisen, dass sie den Partner oder die Partnerin lieben.“
Meist geht es dem toxischen Partner darum, Macht zu erlangen. Dies gelinge durch „Kontrolle, Manipulation und das Schaffen von Abhängigkeiten“, erklärt die Psychotherapeutin. Ein Beispiel: „Wenn du mich lieben würdest, würdest du das Jobangebot ablehnen und bei mir bleiben.“ Auch in diesem Fall wird der Partner zu einer Handlung gezwungen und indirekt isoliert, vermutlich für die Absichten des toxischen Partners.
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Psychotherapeutin gibt Rat: So wehren Sie sich gegen Manipulation in der Partnerschaft
Nach diesen Sätzen wird dem einen oder anderen vielleicht klar: Wer in einer Beziehung ungesund kommuniziert, hat meist auch das Talent, die Schuld von sich auf den anderen Partner zu schieben. Das ist mitunter das Gefährliche an toxischen Beziehungen.
Umso wichtiger sei es, so die Psychotherapeutin Verena Düttmann, solche Muster zu erkennen und anzusprechen, um ein gesundes Beziehungsumfeld und gegenseitige Wertschätzung zu schaffen. Denn während eine „gesunde Beziehung“ auf Respekt und gegenseitigem Verständnis beruhe, gehe es in toxischen Beziehungen vor allem darum, „das Selbstwertgefühl der Betroffenen zu untergraben, Abhängigkeiten zu fördern und emotionale Manipulation zu betreiben“.
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