Uran, UBS, Infineon, OMR, Erwin Müller, Air Up – das war Dienstag, 7.5.2024
Uran, UBS, Infineon, OMR, Erwin Müller, Air Up – das war Dienstag, 7.5.2024
Wenn Aktivisten von Greenpeace sich von einem Kraftwerkskühlturm abseilten oder im Schlauchboot einem japanischen Walfangschiff den Weg versperrten, war die Rollenverteilung klar: hier gut, dort böse. Inzwischen verschwimmen die Grenzen. Als Greenpeace im März beim ersten Nuclear Summit in Brüssel gegen Atomkraft demonstrierte, sahen sie sich den Klimaaktivisten von WePlanet gegenüber. Diese fordern einen raschen Ausbau der CO2-freien Kernenergie und haben Greenpeace sogar verklagt: Der Anti-Atom-Kurs schade dem Klima.
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Die Kernkraft erlebt, außer in Deutschland und Australien, weltweit ein Comeback. Die Formel „Atom und Erneuerbare zugleich“ hat die Nachfrage nach Uran in die Höhe schießen lassen. Kraftwerkslaufzeiten werden verlängert und die Forschung zu Small Modular Reactors politisch angeschoben, wie mein Kollege Christian Schütte berichtet. Die Kurse von Unternehmen wie dem Uranproduzenten Cameco, der Investmentgesellschaft Yellow Cake und Co. sind zwar schon kräftig gestiegen, doch langfristig könnte sich ein Investment in die boomende Nische für Investoren lohnen: Atomkraft im Depot – riskant, aber so lukrativ wie nie.
Die Wirtschaftsnews des Tages:
Vor rund einem Jahr hat die UBS auf Drängen der Schweizer Regierung die taumelnde Credit Suisse (CS) übernommen – zum Schnäppchenpreis von 3 Milliarden Franken. Dass die Übernahme für Umsatz und Gewinn durchaus zuträglich war, beweist die UBS nun mit einem Gewinnzuwachs um 70 Prozent. Die UBS-Aktie vollzog am Dienstag einen Kurssprung, doch die Integration der CS dürfte noch die eine oder andere Milliarde kosten.
Der Münchener Chiphersteller Infineon kappt wegen der schwachen Nachfrage in der Autoindustrie erneut seine Prognose, Chef Jochen Hanebeck (56) legt ein Sparprogramm auf. Die Aktionäre lassen sich vom tristen Alltagsgeschäft die Feierlaune nicht verderben: Die Aktie legte am Dienstag um mehr als 10 Prozent zu.
Apropos trister Alltag: 1367 Unternehmen sind im April in Deutschland in die Pleite gerauscht. Das ist ein Rekordwert, aber das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sieht Anzeichen für eine Besserung.
Trist, trister, Boeing. Der US-Flugzeugbauer hat eine neue Untersuchung der US-Flugaufsicht FAA am Hals. Diesmal geht es um den Langstreckenjet 787 Dreamliner. Ein Albtraum.
Die Zahl des Tages:
Zwei. Oder 2 Prozent. Heißt: Nur 2 der 100 größten Familienunternehmen in Deutschland werden von weiblichen Familienmitgliedern als CEO geführt. Anna Maria Braun (44; B. Braun Melsungen) und Nicola Leibinger-Kammüller (64; Trumpf) sind damit in einer Ausnahmeposition. Doch es kommt Bewegung rein, wie der neue Bericht der AllBright Stiftung zeigt.
Damit Sie mitreden können:
Wenn Sie derzeit in und um Hamburg unterwegs sind, werden sie Ihnen aufgefallen sein: Menschen mittleren Alters mit Laptop und meist riesigen Kopfhörern, die forscher ausschreiten als nötig, um einen dynamischen Eindruck zu vermitteln. Es ist wieder Zeit für das OMR Festival, rund 70.000 Online Marketing Rockstars in spe treffen sich zu einem der größten Digitalevents in Europa. Gründer Philipp Westermeyer hat mit seiner Marketingbude Ramp106 eine Gelddruckmaschine geschaffen. Meine Kollegin Anna Driftschröer wirft für Sie einen Blick in die Bilanz: das Millionengeschäft mit dem OMR Festival.
Das Landgericht Ulm hat eine wichtige Frage zu klären: Hat Drogeriekönig und Milliardär Erwin Müller (91) seine drei „Jagdfreunde“ Andreas, Stefanie und Albin J. nur adoptiert, um seinen leiblichen Sohn Reinhard günstiger aus der Firma zu drängen? „Wir haben das Gefühl, benutzt worden zu sein“, sagte Andreas J. gestern vor dem Landgericht. Die drei sehen sich als Opfer eines „teuflischen Plans“. Folgt das Gericht dieser Argumentation, winkt den drei Adoptivkindern eine Millionensumme. Ihre Jagd nach dem Pflichtteil hat aber nur geringe Erfolgschancen, schreibt mein Kollege Martin Mehringer. Er war im Gerichtssaal und fasst die fünfstündige Anhörung zu Erwin Müllers Erbfehde für Sie zusammen.
Meine Empfehlung für den Abend:
Wenn Sie sich häufig in der S-Bahn oder in Innenstädten aufhalten, kennen Sie den Anblick: Junge Menschen, die einen mit einem Liter Wasser gefüllten sogenannten Stanley Cup mit sich herumtragen und sich daran fast einen Bruch heben. Inzwischen hat sich die „Stay hydrated“-Szene um Menschen erweitert, die eine leicht gekrümmte, nicht minder hippe Air-Up-Plastikflasche zur Schau tragen. Getrunken wird daraus schlichtes, gesundes Wasser, aber die aufgesteckte Duftkapsel gaukelt dem Gehirn vor, man trinke leckere Orangen-, Apfel- oder Zitronenlimonade. Das Prinzip des retronasalen Riechens ist lange bekannt, doch die Münchener Gründer Lena Jüngst (31) und Tim Jäger (32) sind die Ersten, die daraus ein Geschäftsmodell gemacht haben. Sie gehören zu den wenigen deutschen Start-ups, die mit ihrem Produkt auch bei jungen Endkonsumenten punkten – die nicht nur regelmäßig hydriert, sondern auch angeschaut werden wollen. Nun plant Air Up ganz neue Produkte.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend – und dem BVB heute viel Erfolg in Paris
Ihr Kai Lange
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