Brutalismus im Grünen: So cool und hell wirkt eine 47-Quadratmeter-Wohnung nach dem Umbau

Small Spaces

Brutalismus im Grünen: So cool und hell wirkt eine 47-Quadratmeter-Wohnung nach dem Umbau

Umbau in Paris: Die Architektin Saba Ghorbanalinejad erweckte diesen Small Space nahe dem idyllischen Park Buttes-Chaumont mit sanften Rundungen, Holz und Beton zu neuem Leben.

Ein relativ neues Apartment zu renovieren ist nicht unbedingt einfacher, als einen klassischen Altbau aufzufrischen – diese Erfahrung machte die Architektin Saba Ghorbanalinejad beim Umbau einer kleinen Wohnung im Nordosten von Paris. Dennoch gelang ihr, das umständlich strukturierte, von Asbest beeinträchtige 47-Quadratmeter-Apartment in eine lichtdurchflutete kleine Stadtoase zu verwandeln. Der Pariser Small Space liegt in einem Gebäude aus den 1970er-Jahren. „Es kommen immer mehr Immobilien aus dieser Zeit auf den Markt“, sagt Ghorbanalinejad. „Dabei sind die Grundrisse verglichen mit jenen im Haussmann-Stil fortschrittlicher, halten aber auch neue Herausforderungen bereit.“

Das Potenzial dieser kleinen Wohnung lag nicht nur in ihrer Ausrichtung zum Garten hin, sondern auch in etwas versteckten Details wie den Decken und Böden aus Beton – die Architektin wusste, sie müsste diese für einen eleganten brutalistischen Touch nur freilegen, was sie auch tat. Die ursprünglich weiß gestrichenen Holzfensterrahmen beizte sie ab, wodurch sie noch mehr zur Geltung kommen. Aber auch der Grundriss bedurfte einiger Veränderungen, da, unter anderem, der Eingangsbereich mit mehreren Türen zu viel Platz eingenommen hatte, während das Wohnzimmer zu klein war.

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Das Herzstück ist eine grüne, glänzende Wand

Ein Schlüsselelement der Renovierung ist eine große abgerundete Wand, die den Schlaf- vom Wohnbereich trennt und der Wohnung ein fließenderes Raumgefüge gibt. Dazu trägt auch bei, dass Saba Ghorbanalinejad das Wohnzimmer zum Eingangsbereich öffnete, indem sie einen Wandabschnitt entfernte. So gehen nun Wohnzimmer, Entree und Küche ohne Türen ineinander über. Der zweite Teil der grünen Wand trennt wiederum Küche und Schlafzimmer, in dem die Fenster wie im Wohnzimmer zum Garten hin ausgerichtet sind – dadurch bekommen beide Räume viel Tageslicht. „Da die Wohnung so schön in Richtung Garten und Grün blickt“, sagt die Architektin, „bietet mir diese Wand die Gelegenheit, das Grün ins Innere zu holen; dabei sorgt die lackierte und glänzende Oberfläche für jede Menge Reflexionen.“ Die Spiegelung des Lichts und der grünen Natur geht auf die handgearbeitete, ungleichmäßige Wandoberfläche zurück, wobei manche Stellen mehr Licht als andere einfangen – die Wirkung ändert sich darüber hinaus entsprechend der Tages- und Jahreszeit. „Die Wand ist immer an der gleichen Stelle und doch verändert sie sich; sie ist durch den kräftigen Grünton sehr präsent und verschmilzt gleichzeitig mit dem Grün der Umgebung; sie interagiert mit dem Äußeren, tritt aber auch in den Hintergrund.“

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Ein raffinierter Komplex aus Bad und Schlafzimmer

Hinter der grün lackierten Wand brachte die Architektin links das Schlafzimmer und rechts das Badezimmer unter. Die beiden Räume sind nicht durch eine Wand, sondern durch eine Konstruktion aus gebürsteten Aluminium voneinander getrennt. Der Einbau hat sowohl einen kühlenden als auch einen reflektierenden Effekt. „Es wirkt locker und ist ein Zusammenspiel aus Reflexionen. Ich liebe Materialien, deren Erscheinungsbild sich mit dem Lauf der Sonne verändert.“ Der Aluminium-Einbau verfügt auf der Schlafzimmerseite über Stauraum, der als begehbarer Kleiderschrank dient, und auf der Badseite über eine integrierte Badewanne. Der trennwandartige Komplex reicht nicht bis zur Decke, sodass Tageslicht vom Schlafzimmer ins Bad gelangt. „Die abgerundete Decke über der Wanne und ihr gelbes Tadelakt-Finish sorgen dort für eine ‚Sonnendusche‘.“ Inspiriert von der Treppe der Chanel-Boutique in der berühmten Rue Cambon sind die Spiegel-Lamellen hinter dem Waschtisch der Rundung der Wand nachempfunden und vervielfältigen die Licht-Reflexionen.

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Holz und Beton sind die Stars des Interieurs

Der Boden aus Beton Ciré steht in sanftem Kontrast zu den in warmem Weiß gestrichenen Wänden und dem natürlichen Holz der Fensterrahmen, die abgebeizt und neu lackiert wurden. Die beiden einzigen Türen in der Wohnung sind raumhoch, um einen nahtlosen Übergang zur freigelegten und abgeschliffenen Betondecke zu schaffen. In der kleinen Wohnung gibt es eine begrenzte Auswahl an Möbeln, hauptsächlich Fundstücke, die sich gut in das Holz-und-Beton-Ensemble dieser mehr als 50 Jahre alten Architektur einfügen, die nun wieder ganz zeitgemäß wirkt. „Man muss sich an die Architektur der 1970er-Jahre heranwagen“, resümiert Saba Ghorbanalinejad. „Solche Wohnungen verfügen oft über Teppichböden und Zwischendecken, wodurch sich die Eigentümer:innen das Ganze nur schwer vorstellen können. Aber die Bauten dieser Zeit haben durchaus ihre Qualitäten: Balkone, oft große Fenster und einen modernen Komfort, den der Haussmann-Stil nicht hat.“ Sieht man sich die Renovierung des charmanten Small Space an, kann man Ghorbanalinejad nur zustimmen.

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Zuerst erschienen bei AD France.

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