Umweltschützer schlagen wegen Beerenimport Alarm
Noch haben sie nicht Saison, gleichwohl gibt es Beeren aktuell überall zu kaufen. Für Umweltschützer ein Dorn im Auge. Sie machen auf die Machenschaften illegaler Plantagen im Ausland aufmerksam.
Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren: Ja, die Auswahl an Beeren ist aktuell gross – und das, obschon viele dieser Früchte hierzulande gar nicht Saison haben. Möglich ist das nur dank zahlreicher Einfuhren aus dem Ausland, etwa aus Südspanien.
«Aus dieser Region kommen viele Erdbeeren», sagt Sylvia Meyer, Programm-Managerin für nachhaltige Märkte bei der Umweltorganisation WWF, gegenüber SRF. Das Problem: «20 Prozent sind illegal angebaut.» Und einige dieser illegalen Plantagen führen zu grossen Umweltproblemen.
Illegale Bauern machen das grosse Geld
Die Region Huelva in Andalusien beispielsweise leidet seit geraumer Zeit unter Dürre. Dortige Plantagen graben deshalb der Doñana Wasser ab – und tragen so dazu bei, dass das Feuchtgebiet des Nationalparks «Coto Doñana» allmählich austrocknet.
Umweltschützer Juan Romero kämpft vor Ort gegen den Wasserraub illegaler Erdbeerfarmen. Er finde es traurig, dass die Umweltbehörden das sähen und billigten. Doch: «Für einen Hektar Erdbeeranbau kann man etwa 14’000 bis 15’000 Euro bekommen», sagt Romero. «Es geht also um eine Menge Geld beim Erdbeeranbau.»
Das Feuchtgebiet des Nationalparks «Coto Doñana» in Andalusien, Spanien.
Doch vielleicht geht es dem illegalen Erdbeeranbau schon bald an den Kragen. Denn das Austrocknen des Nationalparks hat die Europäische Union auf den Plan gerufen und sie droht mit empfindlichen Geldstrafen.
Davon abschrecken lassen sich hiesige Detailhändler bisher aber nicht, wie der aktuelle Verkauf von spanischen Beeren zeigt. Doch wieso? «Unsere Kundinnen und Kunden wünschen eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Die Beeren leisten dabei auch in der Phase, wenn noch nicht viele Schweizer Früchte erhältlich sind, einen wichtigen Beitrag», sagt Migros gegenüber SRF.
Auch Konkurrent Coop rechtfertigt den Beerenimport mit dem Kundenbedürfnis. «Sobald Produkte aus der Schweiz in ausreichender Qualität und Quantität verfügbar sind, bieten wir diese unseren Kunden und Kundinnen an.»
Der WWF Schweiz ist unterdessen aus einem lokalen Projekt zur Verbesserung der Anbaustandards mit der Migros ausgestiegen. «Wir brauchen nicht einzelne Projekte von einzelnen Händlern. Wir brauchen eine Allianz von allen Händlern über die Schweiz hinaus, da muss ganz Europa zusammenkommen und sagen, der Anbau muss jetzt nachhaltig werden», erklärt Sylvia Meyer.