Hat Toyota doch recht?

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Wieder in: Der Toyota Prius.

Allen Unkenrufen zum Trotz: Der Verkauf von Hybrid-Autos boomt derzeit weltweit.

Mit dem Prius ist Toyota in den Neunzigerjahren der grosse Wurf gelungen. Während die Konkurrenz, allen voran VW, auf den Dieselmotor setzte und von einem 1-Liter-Auto schwadronierte, lancierten die Japaner den Hybrid, eine Mischung aus Elektro- und Verbrennungsmotor. Auf kurze Distanzen fährt dieses Auto rein elektrisch, die Batterie lädt sich eigenständig wieder auf.

Wenig später folgte der Plug-in-Hybrid. Dieses Auto hat eine leistungsstärkere Batterie, die via Steckdose aufgeladen werden kann. Der Plug-in kann daher weit grössere Distanzen im reinen Elektromodus zurücklegen.

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Früher Prius-Fans: die Google-Gründer Sergey Brin (links) und Larry Page.

Der Prius wurde in der Folge bald zum Must-have-car aller Umweltbewussten. Nicht nur Uni-Professoren legten sich den umweltfreundlichen Japaner zu. Die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin liessen sich in dem äusserlich etwas seltsam anmutenden Gefährt ablichten und subventionierten den Kauf für ihre Mitarbeiter mit 5000 Dollar.

Toyota stieg darauf zum weltweit grössten Autohersteller auf. Während VW sich bald mit dem Diesel-Skandal herumplagen musste, galten die Japaner als Musterschüler der Autoindustrie.

Dann trat Tesla auf den Plan. Elon Musk bewies, dass ein rein elektrisch betriebenes Auto dank deutlich verbesserter Batterie-Technologie kein Zukunftstraum mehr sein muss. Dazu kam, dass immer mehr Regierungen dieses Auto grosszügig subventionierten und es so zumindest für den oberen Mittelstand erschwinglich machten.

Toyota hingegen konnte dem reinen Elektroauto lange nichts abgewinnen. Aus Sicht der Japaner war zwar auch der Hybrid-Antrieb eine sogenannte Überbrückungs-Technologie. Doch ihr Endziel war nicht das BEV (batterieelektrisches Fahrzeug), wie das reine Elektroauto in der Fachsprache genannt wird. Toyota hatte vielmehr das Wasserstoffauto vor Augen und mit dem Mirai auch bereits ein produktionsreifes Modell zur Hand.

Weil es keine Käufer fand, hat Toyota jedoch die Produktion des Mirai inzwischen eingestellt. Die Hybrid-Autos, in der Fachsprache HEV abgekürzt, gerieten derweil immer mehr in Verruf. Es seien «Schummelautos», wurde ihnen vorgeworfen. Ihr CO₂-Ausstoss sei weit höher als ursprünglich angenommen.

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War ein Flop: das Wasserstoff-Auto Toyota Mirai.

Toyota schien auf bestem Weg zu sein, das gleiche Schicksal wie VW mit dem Dieselmotor zu erleiden. Dass sich die Japaner zusätzlich politisch ungeschickt verhielten, machte die Sache nicht besser. In den USA versuchte Toyota, härtere Emissionsgesetze zu verhindern. Als Donald Trump versuchte, die harten Umweltbestimmungen in Kalifornien aufzuweichen, schlug sich Toyota auf die Seite des damaligen US-Präsidenten. GM und Ford hingegen unterstützten Kalifornien.

Und nun das: Toyota meldet jetzt, dass der Verkauf der Hybrid-Autos im letzten Jahr um eine Million Fahrzeuge auf insgesamt 3,4 Millionen angestiegen sei. Gleichzeitig hat sich dadurch der Gewinn des Unternehmens massiv erhöht, denn die HEVs sind im Gegensatz zu den BEVs äusserst rentabel. Toyotas Gewinn im Rechnungsjahr 2023 stieg deshalb auf sagenhafte 33 Milliarden Dollar. Der Aktienkurs ist um 80 Prozent in die Höhe geschnellt.

Der Segen soll zudem noch anhalten. Toyota rechnet damit, dass 2025 gar rund fünf Millionen HEVs vom Band rollen werden. All diejenigen, welche die Hybrid-Technologie bereits zu Grabe tragen wollten, müssen sich nun kübelweise Asche übers Haupt streuen. Einer davon ist Adam Jones, Analyst bei der Investmentbank Morgan Stanley. «Ich schulde Toyota eine Entschuldigung», sagt er reumütig gegenüber der «Financial Times».

Wie ist die Mini-Renaissance von Prius und all seinen Nachfahren zu erklären? Zum einen profitieren die HEVs davon, dass die Infrastruktur für die BEVs vielerorts immer noch zu wünschen übrig lässt. Wer keine eigene Garage hat, hat Mühe, sein Gefährt aufzuladen.

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Immer noch Mangelware: Ladestationen für Elektrofahrzeuge.

Auf der Webseite von Auto Schweiz erfährt man daher, dass hierzulande die HEVs immer noch rund 30 Prozent Marktanteil bei den Fahrzeugen mit alternativen Antrieben besitzen. Kommt dazu, dass die Subventionen für Elektroautos vielerorts gestutzt oder ganz gestrichen werden.

Die Zeit für reine Elektroautos ist noch nicht gekommen, die bereits totgesagten HEVs werden wieder attraktiv – und Toyota profitiert überproportional davon, denn die Japaner sind in dieser Technologie führend und die Konkurrenz schwach. Nur Honda, Kia und Hyundai können halbwegs mithalten.

Trotzdem kann sich Toyota nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Die Hybrid-Technologie bleibt eine Brückentechnologie. James Hong, Autoanalyst bei der Bank Macquarie, erklärt in der «Financial Times»: «Die Autohersteller, die nun grosse Profite mit den HEVs einfahren, sollten dieses Geld vernünftig verwenden, denn die BEVs werden sich früher oder später durchsetzen.»

Ein weiser Rat: In China entsteht gerade im BEV-Segment ein sehr mächtiger Konkurrent.

Nachtrag: Der American Council for an Energy Efficient Economy hat den Prius soeben zum «grünsten Auto» erkoren, allerdings die Plug-in-Version.

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