Der Schützenpanzer Marder von Rheinmetall
Am 1. April erfolgte ein Raketenangriff auf die iranische Botschaft im syrischen Damaskus. Dabei wurden einige hochrangige iranische Generäle und Vertreter der Revolutionsgarden getötet. Der Iran macht Israel für diesen Angriff verantwortlich und spricht seitdem immer wieder Drohungen aus, dass man sich rächen werde.
Bei diesem Angriff und den folgenden Drohungen handelt es sich um die nächste Eskalationsstufe in dem Nahostkonflikt, der mit dem am 7. Oktober 2023 erfolgten Angriff der Hamas auf Israel und dem darauffolgenden Krieg im Gazastreifen erneut aufgeflammt war. Teil davon sind auch die anhaltenden Angriffe der vom Iran unterstützten jemenitischen Huthi-Rebellen auf den Schiffsverkehr im Roten Meer.
Angesichts dieser Gemengelage könnte man schon fast vergessen, dass der Krieg in der Ukraine nun schon mehr als zwei Jahre tobt. Hinzu kommen unzählige kalte und bereits ausgebrochene militärische Konflikte weltweit. Die ungelöste Taiwan-Frage und die fortgesetzte aggressive Rhetorik Chinas ist nur ein Beispiel. Es lässt sich feststellen, dass die Welt unsicher geworden ist. Entsprechend rüsten viele Staaten auf.
Europas Waffenimporte ziehen an
Deutschland hatte ebenfalls auf den Ausbruch des Krieges in der Ukraine reagiert. Damals hatte Bundeskanzler Olaf Scholz noch von einer Zeitenwende gesprochen. Als Reaktion auf den Angriff Russlands auf die Ukraine wurde ein Sondervermögen für die Bundeswehr im Volumen von 100 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Außerdem wurde gelobt, in Zukunft das NATO-Ziel, von Ausgaben in Höhe von mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung, Jahr für Jahr einhalten zu wollen. Die stärkere Fokussierung vieler Regierungen auf Rüstungsfragen ist bereits an nackten Zahlen abzulesen.
In einer Studie der Friedensforscher von SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) heißt es, dass sich die europäischen Waffenimporte zuletzt fast verdoppelt hätten. Demnach hätten die Staaten in Europa ihre Einfuhren von Großwaffen zwischen 2019 und 2023 gegenüber 2014 bis 2018 um 94 Prozent gesteigert. Weitaus größere Mengen an Waffen flossen in diesem Zeitraum laut SIPRI nach Asien und Ozeanien sowie in den Nahen Osten, wo neun der zehn größten Waffenimporteure ansässig seien. Als größter Waffenexporteur steigerten die USA ihre Waffenexporte noch einmal um 17 Prozent.
Rüstungsbranche boomt
Angesichts der ungelösten geopolitischen Konflikte ist davon auszugehen, dass die Rüstungsausgaben weiter steigen sollten, was letztlich Branchenvertretern wie dem deutschen Rheinmetall-Konzern zugutekommt.
Die Düsseldorfer setzten somit im vergangenen Jahr ihren Wachstumskurs fort. Das Geschäftsjahr 2023 schloss der Technologiekonzern mit Rekordzahlen beim Ergebnis und beim Auftragsbestand ab. Zahlreiche Großaufträge der Bundeswehr und anderer Streitkräfte wurden unter Vertrag genommen, vor allem im Munitionsbereich, bei Gefechtsfahrzeugen und der Flugabwehr. Auch der Ukraine ist Rheinmetall ein wichtiger Partner geworden, der mit umfangreichen Lieferungen aus dem gesamten Produktportfolio hilft – von taktischen Fahrzeugen über Munition für Gepard-Flakpanzer bis zum mobilen Feldlazarett.
Umsatzrekord 2024 prognostiziert
Für das Geschäftsjahr 2024 prognostizierte der Konzern bei der Zahlenbekanntgabe für 2023 – angesichts des sicherheitspolitischen Umfelds – anhaltend starkes Umsatz- und Ergebniswachstum. Erstmals in der Konzerngeschichte soll das prognostizierte Umsatzvolumen die Größenordnung von zehn Milliarden Euro erreichen.
„Bei allem, was wir tun, ist es unser vorrangiges Ziel, der Bundeswehr und den Streitkräften unserer Verbündeten und Freunde ein leistungsfähiger Partner zu sein und so vor allem dem Frieden in Europa zu dienen“, sagte im März Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG.
Rheinmetall-Aktie haussiert
An der Börse spiegelt sich der Wachstumskurs von Rheinmetall eindrucksvoll wider. Mit einem Kursplus von mehr als 80 Prozent ist die Rheinmetall-Aktie seit Anfang 2024 der mit Abstand stärkste Dax-Wert. Das Papier erreichte zuletzt neue Höchststände im Bereich der Marke von 570 Euro – allerdings läuft die Rallye bei Rheinmetall & Co bereits seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 an. Die Luft für die Bewertungen ist deutlich dünner geworden.
So hob Victor Allard, Analyst bei Goldman Sachs, bei einem bestätigten „Buy“-Rating das Kursziel für die Rheinmetall-Aktie massiv von 381,00 auf 606,00 Euro an – gegenüber dem Allzeithoch würde dies jedoch nur einem Kurspotenzial von rund 6 Prozent entsprechen. Angesichts der Aufstockung staatlicher Verteidigungsbudgets würden europäische Rüstungs-Aktien derzeit aus Analystensicht historisch hoch bewertet gehandelt, so Allard weiter. Für das kommende Jahr sieht der Analyst daher „mehr Abwärts- als Aufwärtspotenzial“. Mit Blick auf Rheinmetall ist er aber optimistischer als der Konsens und erwartet ein Rekordjahr für die Aufträge.
Investitionen in Rüstungsaktien waren lange Zeit verpönt – ob zu Recht oder zu Unrecht muss jeder Anleger selbst entscheiden. Klar ist: Wer vor einer Dekade 10.000 Euro in Rheinmetall investierte, konnte sein Kapital bis heute mehr als verzehnfachen. Dennoch kann niemand davon ausgehen, dass sich diese Entwicklung in den nächsten zehn Jahren wiederholt. Die gesamte Rüstungsbranche ist an der Börse zuletzt stark überkauft und die Bewertungen sind hoch.
Sollte es in der Ukraine oder im Nahen Osten zu einer Beruhigung der Kampfhandlung kommen, dürfte dies auch auf den Aktienmärkten zu spüren sein. Das Aufwärtspotenzial der Rüstungsaktien ist zugleich aufgrund der Begrenztheit der finanziellen Mittel der Staaten ebenfalls überschaubar.
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