Botanischer Garten Frankfurt: Die Natur erwacht

botanischer garten frankfurt: die natur erwacht

Die Natur ist erwacht: Im Botanischen Garten sind Blüten und Farben zurück.

Das erste Buschwindröschen lugt weiß durch das Falllaub der kahlen Buchen. Daneben eine blaue Lungenkraut-Blüte. Eine rote Kamelie blüht am Eingang des Botanischen Gartens und an geschützten Stellen ein früher Rhododendron. Zur Saisoneröffnung sind so viele Besucher gekommen, dass Leiter Thomas Moos und Kustos Andreas König die Pflanzenfreunde in zwei Gruppen teilen müssen. Trötend fliegen auch Konrad und Margaritaria ein, die beiden Kanadagänse, die hier am Weiher des Botanischen Gartens zu Hause sind und ihren Brutplatz bald offensiv verteidigen werden. Mit Andreas König geht es zu den Feuchtgebieten. Unterwegs sind die Kleinen Schneeglöckchen und die ersten Narzissen zu sehen. Die Märzenbecher unter den Erlen sind aber schon abgeblüht.

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„Schnack, Schnack“: Kanadagänse Konrad und Margaritaria treffen am Weiher des Botanischen Gartens ein.

Die Phänologen, die das „Erscheinen“ der Pflanzen untersuchen und mit dem Projekt „Phänox“ auch das Grünen im Botanischen Garten Frankfurt beobachten, wären nicht überrascht: Seit den frühen Neunzigern hat sich die Vegetationsperiode um 14 Tage nach vorn ver­schoben. Leberblümchen blühen schon und Kornelkirschen auf dem Kalkhang gegenüber; als Gelee der ehrenamtlichen Freunde des Botanischen Gartens schmecken sie vorzüglich.

Der Lärm der nahen Miquelallee stört die immer noch kühle Idylle, Schallmauern sind nicht in Sicht, und Andreas König sorgt sich wegen eines potentiellen Eingangs der geplanten U-Bahn nach Ginnheim direkt vor dem Gartentor. Denn dazu würden wesentliche Teile des Gartens in Mitleidenschaft gezogen. „Eine Untertunnelung von Palmengarten und Grüneburgpark für die Verlängerung der U 4 wäre für den Botanischen Garten besser“, sagt er.

Sammler hat Umweltpflanzen hinterlassen

Seine Mitarbeiter waren nicht in Winterruhe, sondern haben das Nordamerikaareal um den bei Kindern so beliebten Mammutbaum neben dem Kompostplatz erweitert. Nadelbäume wurden notgefällt, weil sie von Borkenkäfern be­fallen waren. Dafür ist ein Pavillon für Kindergruppen entstanden. Bunte Primeln blühen schon neben blauen Krokussen, die sich gerade erst öffnen. Der regenreiche Winter hat viel Moos hinterlassen, noch gibt es keine Moosgartenecke, aber der Leiter des Botanischen Gartens hat ein Herz für die weltweit 20.000 Moosarten und lässt die garteneigenen jetzt beschildern.

Die Chinesische Scheinhasel im Ostasiengelände blüht auch schon mit zarten Traubengehängen. Vorbei am Arzneigarten, für den die meisten Führungen gebucht werden, kommt das erste Highlight in Sicht: Schachtelhalme in 38 Kübeln, teils gelocht für die Drainage, teils mit erwünschter Staunässe. Ein Sammler hat diese Urweltpflanzen dem Botanischen Garten überlassen. Früher nutzte man sie zum Putzen von Zinngeschirr, heute dienen sie mit ihrer Kieselsäure als Spritzjauche für Obstbäume und andere Gartenpflanzen. Dahinter: Kübel mit Brombeeren. Sie wurden von ihrem allzu sonnigen Standort in den Halbschatten umgesiedelt. Rund 200 Brombeerarten wüchsen, so König, in Hessen, etwa 40 davon im Botanischen Garten. In ganz Deutschland sollen es mehr als 400 sein.

Ein einsames Stockentenpaar verdrückt sich vor den Besuchern, die jetzt das zweite Highlight bestaunen: scheinbar leere Wasserbecken, aus denen Äste ragen, damit hineingeratene Tiere wieder hinausklettern können. Hier werden „Raritäten“ kultiviert: das Pyrenäenlöffelkraut, Schwimmendes Froschkraut, die Wasserfalle und die Purpurgrasnelke, die hierzulande nur noch in einem Allgäuer Ried endemisch ist. „Jede Population hat ihre eigene Genetik“, erläutert König. Von Frankfurt aus kann das Saatgut wieder an den entsprechenden Standorten ausgebracht werden. Eine Gedenktafel erinnert an Meistergärtner Ralf Kremser, der hier gewirkt hat, aber im November tödlich verunglückt ist. Eine letzte Nieswurz lässt die Blütenköpfe hängen. Doch das junge Grün lässt sich nicht aufhalten.

Durch den Frühlingswald im Botanischen Garten führen Andreas König und Ulrike Meierhöfer am 6. April um 14 Uhr.

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