Mongolei brüskiert Putin: Diese Länder könnten ebenfalls Ansprüche auf mehr Territorium hegen

mongolei brüskiert putin: diese länder könnten ebenfalls ansprüche auf mehr territorium hegen

Putin beim Interview: Ob sich Moderator Tucker Carlson mit dem Fürsten Rurik, den Warägern und dem Fürstentum Nowgorod auskannte?

Ein Tweet des mongolischen Ex-Präsidenten geht im Nachgang des Putin-Interviews mit Tucker Carlson viral. Anlass ist nämlich die historische Begründung des russischen Präsidenten, warum seine Truppen seit nun fast zwei Jahren gegen die Ukraine Krieg führen. Sein ehemaliger Amtskollege aus der Mongolei, Tsakhiagiin Elbegdorj, erlaubt sich währenddessen einen scherzvollen Seitenhieb Richtung Moskau.

„Nach Putins Rede habe ich eine historische Karte der Mongolei gefunden“, schreibt Elbegdorj auf X, vormals Twitter. Die Darstellung zeigt Umrisse des Mongolischen Reiches im 13. Jahrhundert unter Dschingis Khan. Es ist bis heute das größte zusammenhängende Imperium der Menschheitsgeschichte und umfasste auch große Teile des heutigen Russlands, Chinas, des Mittleren und Nahen Ostens sowie des östlichen Europas. Doch man solle sich keine Sorgen machen. „Wir sind eine friedliche und freie Nation“, schreibt der ehemalige Präsident der Mongolei mit sarkastischem Unterton. Die von Elbegdorj geteilten Karten zeigen, wie winzig Russland beispielsweise im Jahr 1471 war.

Dabei ist die Mongolei bei weitem nicht das einzige Land der Erde, das in früheren Epochen einmal größer war und dem man heute – allerdings nicht unbedingt ernst gemeint – nachtrauert. Vielmehr nutzen Staats- und Regierungschefs, Diplomaten und Historiker solche Vergleiche, um zu zeigen, wie fehlgeleitet solche territorialen Ansprüche à la Putin seien.

Beispiel Großfürstentum Litauen: Ein im Mittelalter bestehender Staat, der sich über das Territorium der heutigen baltischen Staaten, Belarus, die Ukraine, Russland, Polen, Moldawien und Rumänien erstreckte. Auf dem Höhepunkt des Großfürstentums kurz vor 1400 reichte es von der Ostsee bis zu den Steppengebieten am Schwarzen Meer – der damals größte Staat Europas.

Im heute kleinen, aber stark prowestlichen Litauen nehmen Staatsvertreter immer wieder das Beispiel der eigenen Geschichte und spotten gegenüber Putin, das russische Smolensk sei ja eigentlich litauisch. Nachdem die russische Duma einen Gesetzentwurf eingebracht hatte, der die Anerkennung der Unabhängigkeit Litauens durch Russland ablehnte, verwies ein Mitglied des litauischen Parlaments auf den Smolensker Kriegsvertrag aus dem 17. Jahrhundert, der ebenfalls widerrufen werden sollte.

Der litauische Abgeordnete Matas Maldeikis schrieb auf X: „Wenn Russland seine Anerkennung der Unabhängigkeit Litauens von 1991 widerruft, wird Litauen den Ewigen Friedensvertrag von 1634 widerrufen und verlangen, dass Putin sich der Autorität von Wladyslaw IV. unterwirft und alle besetzten Gebiete an das Großherzogtum zurückgibt.“

Beispiel Alexanderreich: Kommt man, ob während einer Dienst- oder Urlaubsreise, im nordmazedonischen Skopje vorbei, sticht einem fast bei jedem Schritt das Gesicht Alexander des Großen ins Auge. Der Hauptstadtflughafen trägt seinen Namen, eine Autobahn ist nach ihm benannt, im Zentrum von Skopje steht eine fast schon überdimensional große, kitschige, goldene Statue, die Souvenir-Bestseller im Land sind Alexander-Shirts und Alexander-Kühlschrankmagnete.

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Ein Denkmal zu Ehren Alexander des Großen im Zentrum von Skopje, Nordmazedonien

Bis heute herrscht zwischen Mazedoniern und Griechen Streit, wer denn nun die wahren Erben des jungen Eroberers seien. Der verbale Konflikt führt gar so weit, dass sich Mazedonien vor wenigen Jahren in Nordmazedonien umbenannte. Trotzdem gibt es auf beiden Seiten der mazedonisch-griechischen Grenze Stimmen – jeweils aus dem nationalistischen Milieu –, die darauf verweisen, man sei der einzig echte Nachfolgestaat des althistorischen Alexanderreichs in der Antike.

Alexander der Große, der nur 32 Jahre alt wurde, begann mit seinem Feldzug 334 v. Christus und eroberte in den folgenden elf Jahren bis zu 20 Gebiete heutiger moderner Staaten: von Griechenland bis Usbekistan, von der Türkei bis Israel, von Ägypten bis Indien und von Tadschikistan bis Zypern. Dabei legt er einen Weg von rund 32.000 Kilometern zurück. Heute ist Nordmazedonien ähnlich groß wie Hessen und hat knapp über zwei Millionen Einwohner.

Kaiserreich Mexiko: Hält man sich heutzutage in den Südstaaten der USA auf, dann merkt man schnell, dass der Einfluss des Spanischen sehr stark ist. In Bundesstaaten wie Texas, Arizona oder Kalifornien leben viele Mischehen aus Amerikanern und Mexikanern, Millionen von Kindern entlang der amerikanisch-mexikanischen Grenze wachsen bilingual auf, Massen von Mexikanern versuchen seit Jahrzehnten über den Rio Grande in die Vereinigten Staaten zu flüchten.

Mexiko und die USA haben nämlich ebenfalls eine wechselreiche Geschichte. Wussten Sie, dass das Kaiserreich Mexiko zeitweise große Teile der heutigen USA umfasste? Las Californias, Nuevo Mexico, Sonora und Texas waren die nördlichsten Territorien des ersten unabhängigen mexikanischen Staates Mitte des 19. Jahrhunderts. Heute kennt man die Gebiete unter den Namen Kalifornien, Nevada, Arizona oder New Mexico. Kalifornien war beispielsweise 27 Jahre lang Teil Mexikos, bis es 1848 an die USA abgetreten wurde. Washington zahlte damals 15 Millionen Dollar für den berühmten Sonnenstaat.

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