Too Many Bones im Test: Das Rollenspiel-Brettspiel mit Deluxe-Ausstattung
Frosted Games bringt zweite deutschsprachige Auflage von Too Many Bones in den Handel
Too Many Bones im Test: Das Rollenspiel-Brettspiel mit Deluxe-Ausstattung
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150€ Kaufpreis sind schon eine stolze Ansage. Wir haben überprüft, für wen sich die Anschaffung von Too Many Bones wirklich lohnt.
Lange Zeit war es kaum noch zu bekommen, jetzt ist es aber endlich wieder im Handel verfügbar. Die Rede ist von Too Many Bones von Frosted Games. Das Berliner Verlagshaus ist für die deutschsprachige Ausgabe des Brettspiels von Chip Theory Games zuständig und hat jüngst eine leicht überarbeitete zweite Auflage veröffentlicht. Das Spiel glänzt mit einer extrem üppigen Ausstattung, ruft allerdings auch einen stolzen Preis auf. Ist Too Many Bones eine reine Materialschlacht? Oder hat es auch spielerisch genug zu bieten, um die Investition von 150€ zu rechtfertigen? Vor dem Weg zum Brettspielhändler des Vertrauens kann sich daher ein genauer Blick auf das Spiel lohnen.
Too Many Bones bringt stattliches Gewicht auf die Waage
Die Spielschachtel fällt bei Too Many Bones noch vergleichsweise kompakt aus. Doch holt man das Spiel einmal aus dem Regal, fällt einem das Teil doch fast auf die Füße. Das Spiel bringt ein ordentliches Gewicht auf die Waage. Was ist also drin? Haufenweise Spielpläne und detailverliebte Miniaturen? Fehlanzeige! Hinsichtlich der optischen Ausgestaltung der Spielwelt hält sich Too Many Bones ziemlich zurück. Sämtliche Spielfiguren und Gegner werden durch Pokerchips dargestellt. Ähnlich abstrakt geht es auf dem Schlachtfeld zu. Verzweigte Gänge durch einen Dungeon oder Objekte, die möglicherweise die Sichtlinie durchbrechen, finden sich in Too Many Bones ebenfalls nicht wieder.
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Kämpfe finden aber natürlich trotzdem regelmäßig statt. Sie werden jedoch – auf den ersten Blick – ziemlich simpel auf einer Spielmatte mit wenigen Feldern ohne besondere Extras ausgetragen. Die weitere essentielle Zutat von Too Many Bones sind Würfel… viele Würfel… sehr viele Würfel. Schon allein jeder spielbare Charakter wird mit sechzehn(!) individuellen Würfeln ausgestattet, mit denen die speziellen Fähigkeiten des Individuums festgehalten werden. Insgesamt liegen dem Spiel mehr als 130 Würfel bei. Da sollte das hohe Gewicht der Spieleschachtel niemanden mehr verwundern.
Name des Spiels | Too Many Bones |
Spielerzahl | 1-4 Personen |
Altersempfehlung | ab 12 Jahren |
Spieldauer | 90-120 Minuten |
Autor | Adam Carlson, Josh Carlson |
Verlag | Chip Theory Games/Frosted Games |
Preis | ca. 150€ |
Gearlocs sind die Stars in Too Many Bones
Doch worum geht’s in Too Many Bones denn eigentlich? Die Hintergrundgeschichte des Spiels ist schnell erzählt. In einer Fantasy-Welt ist der Friede im Land extrem gefährdet. Mächtige Tyrannen habe ihre dunklen Diener um sich geschart, um die Herrschaft an sich zu reißen. Das unscheinbar wirkende Volk der Gearlocs – das seid natürlich ihr – hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Machenschaften der Tyrannen ein Ende zu bereiten. Rein optisch wirken die Gearlocs wie eine seltsame Mischung aus Elfen und Goblins. Sie sind nicht nur extrem intelligent, sondern in ihrer Art auch ziemlich vielfältig.
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Das spiegelt sich in der Ausgestaltung der Charaktere wider. Dem Basisspiel liegen vier Spielfiguren bei, die über ein ziemlich unterschiedlich ausgestaltetes Set von Eigenschaften verfügen. Man würde den Charakteren allerdings nicht wirklich gerecht, sie in Kategorien wie Heiler, Tank oder Damage Dealer einzusortieren. Natürlich wird jede Figur mit einem gewissen Grundset ausgeliefert, die weitere Ausgestaltung der Fähigkeiten liegt in weiten Teilen jedoch in euren Händen.
Too Many Bones eröffnet euch viele Möglichkeiten
An dieser Stelle kommen die bereits erwähnten sechzehn Fähigkeiten-Würfel ins Spiel. Jeder Gearloc verfügt über einen individuellen Talentbaum mit Eigenschaften, die freigeschaltet werden können. Einige Talente sind von Beginn an verfügbar, andere erfordern hingegen das Erlernen weiterer Eigenschaften im Vorfeld. Um euren Gearloc weiterzuentwickeln benötigt ihr Trainingspunkte. Das Aufleveln ist nicht sonderlich komplex. Für jedes Talent muss ein Trainingspunkt investiert werden, ganz egal an welcher Stelle es sich im Talentbaum befindet.
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Allerdings braucht ihr die Trainingspunkte außerdem noch zur Steigerung der Attribute. Ohne ein gewisses Maß an Geschick werdet ihr nicht weit kommen. Das Geschick legt fest, wie viele Würfel im eigenen Zug geworfen werden dürfen. Dazu zählen neben den persönlichen Fähigkeitswürfeln auch die Angriffs- und Verteidigungswürfel, die jedem Gearloc zur Verfügung stehen. Diese werden vornehmlich im Gefecht eingesetzt und dürfen ebenfalls nur in engen Grenzen eingesetzt werden. Wie oft die beiden Würfelarten geworfen werden dürfen, wird über die Werte Offensive und Defensive festgelegt.
Too Many Bones? Was es mit den Knochen auf sich hat…
Die Basics eines Kampfs fallen erwartungsgemäß aus. Es gibt Symbole für Schaden, sowie Schilde, die euch vor selbigem beschützen. Sollte doch mal ein Treffer eure Verteidigung durchdringen, müssen Lebenspunktechips abgegeben werden. Auf den Würfeln befinden sich jedoch ebenfalls Knochensymbole, die als Fehlschlag gewertet werden. Der Begriff ist aber tatsächlich ein wenig irreführend, da sämtliche Knochen auf dem sogenannten Backup-Plan im Spielertableau eingesetzt werden. Jeder Charakter verfügt über besondere Zusatzfähigkeiten, die durch das Sammeln von ausreichend Knochen ausgelöst werden. Habt ihr gleich sechs Knochen im Backup-Plan gebunkert, schaltet ihr sogar ein Talent-Upgrade bei, das euch ab sofort bis zum Spielende zur Verfügung steht.
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Das Salz in der Suppe sind aber sicherlich die ganzen Spezialfähigkeiten, mit denen Too Many Bones nur so um sich wirft. Gearloc Patches agiert im Spiel nicht nur als Heiler der Gruppe, sondern verfügt über eine recht breite Palette an weiteren Möglichkeiten. Boomer ist hingegen die Sprengstoffexpertin unter den Charakteren, die während der Partie immer wieder diverse Zutaten sammeln muss, um damit ihre hochexplosiven Geschosse auf die Gegner loslassen zu können. Wählt ihr Picket, dann schlüpft ihr in die Rolle des Tanks. Er verfügt über eine überragende Verteidigung, kann aber trotzdem mächtig austeilen. Bleibt noch Tantrum, eine Art Beserker, der von der Kraft seiner Wut lebt und damit mal so richtig viel Schaden verteilen kann und die Defensive dabei manchmal etwas außer Acht lässt.
Vielseitige Gegner in Too Many Bones
Vielseitigkeit besteht jedoch nicht nur bei den Helden, sondern auch auf der Seite des Bösen. Die Fieslinge kommen ebenfalls mit etlichen Spezialeffekten daher, die euch das Leben ganz schön erschweren. Es handelt sich tatsächlich nicht nur um eine Handvoll Gimmicks, sondern um eine lange Aufstellung, die ganze zwei DIN-A4-Seiten in Anspruch nimmt. Für die Tyrannen, die Anführer des Bösen, gilt das natürlich ganz besonders. Sie legen fest, mit welchen Monstern ihr euch im Verlauf der Partie auseinandersetzen müsst und haben selbstverständlich auch ein paar eigene Gemeinheiten für die Gearlocs auf Lager.
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In jeder Partie tretet ihr nur gegen einen von insgesamt sieben Tyrannen an. Bevor ihr euch dem Bossgegner stellt, gilt es eine ganze Reihe von Begegnungen zu überstehen. Würdet ihr versuchen, dem Tyrannen in der ersten Runde gegenüberzutreten, ihr hättet nicht den Hauch einer Chance. Daher sammelt ihr zunächst erstmal wertvolle Trainingspunkte und Loot, um für den finalen Kampf gerüstet zu sein.
Too Many Bones konzentriert sich auf Gefechte
Um euch vor einer gnadenlosen Niederlage zu schützen, fordert das Spiel das Sammeln einer bestimmten Menge an Fortschrittspunkten, bevor der Endkampf naht. Diese erhaltet ihr für das erfolgreiche Abarbeiten von Begegnungskarten. Too Many Bones ist kein klassischer Dungeon Crawler, bei dem ihr durch die Gänge eines Kerkers streift. Stattdessen handelt ihr lediglich eine Begegnungskarte nach der andern ab. Eine Begegnung eröffnet euch mehrere Möglichkeiten, wie ihr auf die Situation reagieren könnt. Oft bietet sich eine friedliche Option, die weniger gefährlich ist, dafür aber auch weniger Belohnungen auslobt. Entscheidet ihr euch für den Konflikt, geht es ab auf die Gefechtsmatte und tragt einen Kampf gegen die Mächte des Bösen aus.
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Die Belohnung, die für euch dabei herausspringt, fällt in der Regel ungleich höher aus. Und genau auf diese Belohnungen seid ihr angewiesen. Mit besserer Ausrüstung, gesteigerten Fähigkeiten und Attributen verbessert ihr die Überlebenschancen doch ganz erheblich. Dies ist umso wichtiger, da die Kämpfe mit zunehmender Spieldauer immer anspruchsvoller werden. Einige Schätze sind jedoch leider zunächst in verschlossenen Truhen verborgen. Erst nach Absolvierung verschiedener Proben geben sie den Loot frei.
Irgendwann seid ihr dann hoffentlich gut vorbereitet für das Gefecht gegen den Tyrannen, der euch nochmal eine gute Zeit beschäftigen sollte. Für eine Partie benötigt ihr laut Angaben auf der Verpackung zwischen 90 und 120 Minuten, was sich jedoch als eher eine ziemlich optimistische Schätzung herausstellt. Oftmals pendelte sich die Spieldauer zwischen zwei und drei Stunden ein. Too Many Bones ist für ein bis vier Personen ab zwölf Jahren geeignet. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von etwa 150€ im Handel.
Fazit: Opulente Ausstattung – opulentes Gameplay! Für Too Many Bones haben wir diese ingame-Testwertung auf unserem Backup-Plan hinterlegt.
Wertungsgrafik Too Many Bones
Too Many Bones ist nicht das Spiel, das man direkt nach dem Auspacken locker und flockig draufloszockt. Auch wenn die Grundregeln gar nicht mal allzu komplex ausfallen, es dauert schon eine gewisse Zeit, bis man sich mit den Feinheiten der Mechanik vertraut gemacht hat. Sowohl die Spielercharaktere als auch die Monsterhorden verfügen über zahlreiche Sonderfähigkeiten, die es erstmal zu meistern gilt. Doch genau das macht eben auch den großen Reiz des Spiels aus. Too Many Bones steckt voller Möglichkeiten. Nach einer Partie möchte man am liebsten den gleichen Charakter direkt noch einmal spielen, um zu sehen, wie er sich mit einer alternativen Ausgestaltung der Talente gespielt hätte. Aber da warten schließlich auch noch drei andere Spielfiguren, die noch erkundet werden möchten. Je nachdem welchen Charakter ihr wählt, wie ihr sie ausgestaltet und welchen Loot ihr einstreichen könnt, ergibt sich ein neues Spielegefühl. Ähnlich abwechslungsreich sieht es auf der Gegenseite aus. Jeder der sieben Tyrannen hat eine invidivuelle Zusammenstellung an Dienern, Begegnungen und natürlich eigenen Fähigkeiten. Für eine ordentliche Langzeitmotivation sollte damit wohl gesorgt sein, die den Preis von rund 150€ rechtfertigen. In Sachen Immersionsgrad und darstellerischem Detailreichtum kann Too Many Bones nicht ganz mit Fantasy-Brettspielen dieser Preisklasse mithalten. Das Spiel von Chip Theory Games ist durch den massiven Einsatz von Pokerchips, sowie den Verzicht auf Miniaturen und andere 3D-Objekte eben doch deutlich abstrakter. Taktische Aspekte kommen dafür allerdings nicht zu kurz. Trotz der reduzierten Darstellung der Gefechte sind die Strategen unter euch gefordert. Positionierung der Spielfiguren, Timing der Angriffe und die Nutzung der zahlreichen Boni erfordern reichlich strategisches Geschick. Sehr viel Freude bereitet außerdem das Spielmaterial. Die Pokerchips, alle hübsch verpackt in stabilen Trays, fühlen sich absolut hochwertig an und es macht sehr viel Spaß damit zu hantieren. Spitzenqualität gibt es aber auch bei den restlichen Bestandteilen. Da wären beispielsweise die tollen Neopren-Matten, die als Charaktertableau für die Gearlocs fungieren oder natürlich die vielen individuellen Würfel in dreistelliger Stückzahl. Selbst an der Kartenqualität wurde nicht gespart. Alle Karten haben einen feinen Plastiküberzug, der die Verwendung von Hüllen überflüssig macht. Auch in dieser Hinsicht geht der hohe Anschaffungspreis daher in Ordnung. Wer auf Fantasy-Prügeleien steht, die taktisch etwas mehr in die Tiefe gehen und sich vor allem an einer intensiven Charakterentwicklung mit vielen Möglichkeiten erfreuen kann, sollte Too Many Bones unbedingt einmal ausprobieren.
Pro | Con |
---|---|
+ Spielmaterial der Extraklasse | – hoher Anschaffungspreis |
+ Charakterentwicklung mit sehr vielen Möglichkeiten | |
+ hoher Wiederspielwert | |
+ taktisch fordernde Gefechte | |
+ motivierendes Lootsystem |