Messe für Kunst und Antiquitäten in Brüssel: Surrealistisch inspiriert

Die Brafa in Brüssel präsentiert entspannte Vielfalt und hohe Qualität. Nach der Messe in Maastricht ist sie die zweitwichtigste Messe für Kunst und Antiquitäten.

Am Eingang des Brüsseler Expo-Geländes im Schatten des Atomiums fühlt man sich irgendwie beobachtet: Riesige blaue Augen, gemalt auf kreisrunden Kartons hängen von der Decke herab und begrüßen die Messebesucher mit ausdruckslosen, in die Ferne schweifendem Blick. Die leise baumelnden Papp-Augen verweisen auf den besonderen Akzent der diesjährigen Brafa, deren 69. Ausgabe den Surrealismus und insbesondere den belgischen Maler Paul Delvaux mit einer Präsentation anlässlich seines 30. Todestags ehrt.

15 seiner Werke werden in einer Sonderschau gezeigt, mehrere Galerien bieten seine Werke zum Verkauf. Surrealistisch inspiriert sind nicht nur die blauen Augen am Eingang, die Rahmen-Ästhetik der Hallen setzt auf Motive wie schwebende Wolken, rätselhafte Figuren in Rückansicht und ins Unendliche ansteigende Leitern.

Die Brafa wird gerne als kleine Schwester der Tefaf in Maastricht bezeichnet, tatsächlich ist sie mit 132 ausstellenden Galerien in den Hallen 3 und 4 der Brüsseler Expo alles andere als klein. Und obwohl sie sich ähnlich opulent präsentiert wie die Tefaf, ist die Brafa doch ungleich nahbarer als diese.

Dabei schwelgt auch die Brafa durchaus in Luxus und Genuss, vielleicht sogar mehr als die Tefaf, deren Standpreise nicht nur mehr als doppelt so hoch liegen wie die der Brafa, auch die Gastronomie ruft in Maastricht Spitzenpreise auf. In Brüssel dagegen sind am Preview-Tag in den Gängen lange Tische aufgebaut, an denen am Abend die Galerien ihre Kunden bewirten. Und schon bei der Vorbesichtigung werden großzügig Snacks und Champagner angeboten.

Trotz dieser Opulenz und der selbstbewussten Feier gehobener belgischer Lebensart ist die Stimmung auf der Messe äußerst geerdet und entspannt. Viele der teilnehmenden 132 Galerien zieht die Brafa als Dauergäste an, wie etwa Mathivet aus Paris, der die Brafa „sehr wichtig“ ist, am luftig präsentierten Stand offerieren die Pariser ein gelbes Textil-Bild von Josef Albers (250.000 Euro) und einen außergewöhnlichen Hocker mit einem Sitz aus Pergament mit mehrfarbigem Libellen-Dekor von Carlo Bugatti für 55.000 Euro.

Eine Bronze von Max Ernst

Bei der Zürcher Galerie Von Vertes ist das ungewöhnlich wilde „Abstrakte Bild“ (1984) von Gerhard Richter als Highlight des Angebots zu haben, das mit 2,8 Millionen Euro zu Buche schlägt. Die Galerie ist seit zehn Jahren dabei und „immer zufrieden“ mit der Brüsseler Messe. Ebenfalls seit zehn Jahren dabei ist Die Galerie aus Frankfurt, diesmal unter anderem mit einem wuchtigen Max-Ernst-Bronze-Trio „Corps enseignant pour une école de tueurs” für 2,7 Millionen Euro.

Neben den vielen Stammgästen sind in diesem Jahr mehr als die Hälfte der 20 neuen Aussteller Spezialisten für Alte Meister. Darunter Romigioli Antichità aus Mailand, der eine Rarität anbietet: ein Paar Putten aus Carrara-Marmor von Giovanni Baratta. Das Duo ist das Fragment eines verlorenen Altars aus der Kirche Santa Trinita in Florenz in der Via Tornabuoni und kostet 350.000 Euro.

Das Besondere ist die Vielfalt

Insgesamt sind an die 15.000 Objekte ausgestellt, eine Besonderheit der Brafa ist ihre Vielfalt und die betont lockere, nicht „sortenreine“ Anordnung der Kojen. Denn hier gibt es ein heiteres Nebeneinander aller Genres: Stände mit Popart neben barocken Skulpturen, flämische Altmeister neben Zero-Kunst, Comic neben Jugendstil, Porzellan neben afrikanischer Kunst, historischer Schmuck neben Klassischer Moderne und Zeitgenossen.

Das wirkt erfrischend und inspirierend, denn es hilft der gestaltenden Fantasie potenzieller Käufer auf die Sprünge, ohne mit musealer Distanz einzuschüchtern.

Die Alten Meister haben die Nase vorn

Insgesamt scheint das Angebot der Alten Meister die Nase leicht vorne zu haben. Besonders stark vertreten sind nicht nur belgische und niederländische Galerien mit dem Heimvorteil der ästhetischen Verwurzelung in der Region, sondern auch internationale Galerien bedienen das Segment mit herausragender Qualität und bestechender Präsentation.

Wie etwa die Genfer Galerie De Jonckheere, die an einer Wand um ein kleines „St. Martin‘s Fire“ von Abel Grimmer sechs runde Kleinformate von Pieter Brueghel dem Jüngeren gruppiert, Genreszenen und Porträts, darunter das eines herzhaft gähnenden Mannes. (Jeweils zwischen 250.000 bis 350.000 Euro). De Jonckheere hat aber auch ein delikates Bild des belgischen Schwerpunktkünstlers Paul Delvaux im Angebot, „The Storm“ kostet zwei Millionen Euro.

Schon bei der Preview sind erste rote Punkte zu entdecken, etwa für Maurice Utrillos frisch-farbiges Ölbild „Le Parc de M. et Mme Utrillo au Vésinet“, (1940) in der Londoner Galerie Willow: Unter dem Punkt schimmert gut sichtbar der Preis von 259.000 Euro durch.

Neben dem besonders gefeierten Künstler Paul Devaux gibt es einen Künstler, dessen Werke in zahlreichen Galerien auftauchen, offenbar treffen die abstrakten, bunten Farbflächen des russischen Malers Serge Poliakoff den Nerv der Zeit. Wie etwa seine „Abstract composition“ von 1960 bei Galeries des Moderns aus Paris.

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