Der Lausanne HC spielt sich frei – der Klub steht erstmals im Play-off-Final

der lausanne hc spielt sich frei – der klub steht erstmals im play-off-final

Nach turbulenten Jahren ist im Lausanne HC unter der neuen sportlichen Führung endlich Ruhe eingekehrt. Anthony Anex / Keystone

Jahrelang galt im Schweizer Eishockey der polemische Grundsatz: Mit Welschen kannst du nichts gewinnen. Der HC La Chaux-de-Fonds, der zwischen 1968 und 1973 sechs Titel in Folge errungen und die letzte echte Dynastie im Schweizer Eishockey gebildet hatte, war ein halbes Jahrhundert lang der letzte Meister aus der Romandie gewesen. Der EHC Biel, der den Titel 1978, 1981 und 1983 gewann, liegt an der Grenze zwischen Deutsch- und Westschweiz und wird selbst im französisch sprechenden Teil des Landes nicht als welscher Klub wahrgenommen.

Doch nun ist auf einmal alles anders. Vor einem Jahr gewann der Genf/Servette HC den ersten Titel der Klubgeschichte und befreite die Romandie 50 Jahre nach der letzten Meisterschaft von La Chaux-de-Fonds von ihrem Fluch.

In dieser Saison wird das Eishockey nirgendwo leidenschaftlicher zelebriert als in Freiburg und Lausanne, wo die Stadien praktisch immer ausverkauft sind. Die Tickets für die ersten zwei Heimspiele der Finalserie waren in Lausanne in Minutenschnelle ausverkauft.

Die Wurzeln des Schweizer Eishockeys liegen in der Romandie

Über Jahre tendierte man in der Deutschschweiz dazu, die Romandie und ihre Eishockey-Bewegung nicht ganz ernst zu nehmen. Dabei ging allzu schnell vergessen, dass die Wurzeln des Schweizer Eishockeys nicht im Bündnerland oder Bernbiet und schon gar nicht im Millionen-Zürich, sondern am Lac Léman liegen.

Der erste Eishockey-Match in der Schweiz fand am 13. Dezember 1899 zwischen Villa d’Ouchy und Villa Longchamp in Lausanne statt. Im Herbst 1904 wurde in Montreux die Ligue de hockey sur glace de la suisse romande gegründet, aus der 1908 der nationale Verband hervorging. Die ersten Mitglieder waren der HC Bellerive Vevey, Les Avants HC und der Leysin-Sporting-Club. Kurz danach trat auch der Club des Patineurs de Lausanne der Liga bei. Der erste Meister kam 1909 aus Vevey.

Im Schweizer Eishockey sprach man ursprünglich also ausschliesslich Französisch. Der Lausanne Hockey Club wurde 1922 durch ehemalige Mitglieder des CP Lausanne gegründet und ist einer der ältesten Vereine der Schweiz. Wie der HC Fribourg-Gottéron hat auch er jedoch noch keinen Titel gewonnen. Zweimal war der Klub Meisterschaftszweiter (1950, 1951). Zu den prägendsten Spielern jener Epoche gehörten Claude Friedrich, Gérard Dubi und Jean-Guy Gratton, die eine landesweit beachtete und auch gefürchtete Sturmlinie bildeten. Diese «verbreitete in der ganzen Liga Terror», wie auf der Website der Fan-Vereinigung Lausanne HC-Partisans nachzulesen ist.

Doch in den vergangenen Jahren darbte der Eishockey-Sport in Lausanne. Für Schlagzeilen sorgten allenfalls das Missmanagement oder ein Kurzzeit-Engagement des dreifachen Grand-Slam-Siegers Stan Wawrinka, der während der besten Phase seiner Tenniskarriere auch noch im Verwaltungsrat des Klubs sass und dessen prominentester Anhänger war.

Der Lausanne HC galt in der Szene lange als schlummernder Riese. Mit seiner grossen und fanatischen Anhängerschaft geniesst der Klub den Rückhalt der ganzen, nicht unbedeutenden Wirtschaftsregion am Genfersee. Die Nähe zum Gewerbe der Region verschaffte ihm eine gewisse wirtschaftliche Stabilität.

Nach der Rückkehr in die National League 2013 unterstützten ihn mehr als siebzig Partner mit Beträgen zwischen 3000 und 300 000 Franken. Die wichtigsten Sponsoren waren aber das britische Petrochemieunternehmen Ineos und die Waadtländer Kantonalbank, die jede Saison gegen eine Million Franken einschossen. 2019 zog der Klub von der Patinoire de Malley in die neue Vaudois-Arena um, die ihm heute ganz neue Vermarktungsmöglichkeiten bietet.

Ueli Schwarz ist einer der besten und am weitesten gereisten Kenner der nationalen Eishockey-Szene. Zwischen 2002 und 2004 arbeitete er als Sportchef für den Lausanne HC, heute analysiert er die Meisterschaft als Experte für den Spartenkanal MySports. Schwarz sagt: «Die Euphorie rund um das Eishockey ist in Lausanne enorm, ganz egal, in welcher Liga und mit wie viel Erfolg der Klub gerade spielt. Gleichzeitig ist dieses emotionale Umfeld dem LHC auch immer wieder zum Stolperstein geworden.»

Immer wieder haben sich Glücksspieler und Gaukler am Klub und an seinem grossen, begeisterungsfähigen Umfeld versucht. Zuerst tat dies der Genfer Hugues Quennec zusammen mit seinem Kompagnon Chris McSorley. Als deren Doppelrolle in Genf und Lausanne publik und von der Liga gestoppt wurde, gaben sie ihre Aktien an den Amerikaner Ken Stickney und dessen Avenir-Gruppe weiter, der zuvor in Kloten versucht hatte, Geld zu verdienen und dabei vor allem einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden angerichtet hatte.

Gregory Finger bleibt ein Phantom

Von Stickney wanderten die Aktien in die Hände von Gregory Finger, Zdenek Bakala und Petr Svoboda weiter. Svoboda, ein ehemaliger NHL-Spieler und späterer Spieleragent, blähte den Betrieb des Klubs mit unsinnigen Transfers auf, bis er irgendwann 39 Spieler mit zum Teil wahnwitzigen Löhnen unter Vertrag hatte.

Am 22. November 2022 trat Svoboda von seinem Posten in Lausanne zurück. John Fust übernahm seine Rolle als Sportchef. Schwarz bezeichnet dieses Datum als grossen Wendepunkt in der Geschichte des LHC. Seither ist Ruhe eingekehrt im Klub. Alleiniger Besitzer ist heute der amerikanisch-russische Doppelbürger Gregory Finger, der im Rohstoffhandel ein Vermögen gemacht hat, seit Jahren in der Genferseeregion lebt und öffentlich trotzdem kaum je in Erscheinung tritt. Interviews gibt es von ihm ebenso wenig wie Bilder oder andere Zeugnisse seiner Existenz.

Die sportliche Führung übertrug Lausanne HC Geoff Ward, einem 62-jährigen Kanadier, der 2011 als Assistenzcoach der Boston Bruins den Stanley-Cup gewonnen hatte. Schwarz sagt: «Ward ist ein intelligenter Coach, der genau spürt, wie er seine Spieler am besten einsetzt. Er bindet sie in seine Entscheidungen ein und widerspricht damit dem Klischee des kanadischen Coachs, der den Weg diktiert.»

Ward trifft im Play-off-Final auf einen anderen NHL-erprobten Trainer: Marc Crawford, der 1996 mit den Colorado Avalanche und dem Freiburger Torhüter David Aebischer den Stanley-Cup errungen hat. Crawfords Vater war einer der ersten Trainer von Geoff Ward. So schliesst sich zumindest für ihn ein Kreis.

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