Trump in Iowa
Spätestens seit dem Ausgang der Abstimmungen in Iowas Nachbarschaftsversammlungen ist klar: Die Welt muss sich mit der Möglichkeit arrangieren, dass Donald Trump aufs Neue das Weiße Haus bezieht. Im Nominierungswettbewerb der Republikanischen Partei liegt Trump weit vor seinen Widersachern in den Umfragen. Im Präsidentschaftswahlkampf wäre er zwar mit der Tatsache konfrontiert, dass ihm die Mehrheit der Amerikaner ablehnend gegenübersteht. Noch unbeliebter ist allerdings Präsident Joe Biden.
Interessant zu wissen wäre es, wie die Spitzen der amerikanischen Wirtschaft sich zu einer abermaligen Trump-Präsidentschaft stellen werden. Extrem zurückhaltend, so darf man vermuten. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre werden sie es aber vermeiden wollen, in die sich ausbreitenden Kulturkämpfe hineingezogen zu werden. Sie haben das Schicksal des Kurzzeit-Disney-Chefs Bob Chapek vor Augen, der sich auf Druck von Aktivisten gegen ein illiberales Schulgesetz in Florida wendete und darauf den Zorn des republikanischen Gouverneurs Ron DeSantis auf sich zog.
Disney verlor seinen steuerlichen Sonderstatus und Chapek seinen Job. Trump ist mindestens so nachtragend wie DeSantis und wertet politischen Widerstand als Illoyalität, das schlimmste Vergehen in seiner Weltsicht.
Die Deregulierung der Wirtschaft fortsetzen
Als Präsident hätte Trump die Mittel, Unternehmen das Leben schwerzumachen. Ein zusätzliches Risiko offenbarte sich am 6. Januar 2021, dem Tag des Sturms auf das Kapitol. Trump kann Massen mobilisieren, lernte die Welt. Er könnte sie gegen missliebige Unternehmen in Stellung bringen und zu einem Kaufboykott aufrufen. Ein warnendes Beispiel ist vielen Unternehmensführern gegenwärtig: Amerikas Biermarke „Bud light“ verlor ihre marktführende Position, weil sie eine Transgenderpersönlichkeit zur Werbefigur machte und damit in einen Kulturkampf geriet, den Trump zwar nicht gestartet, aber unterstützt hatte. Kurz gesagt, es ist riskant, sich gegen Präsidenten Trump zu stellen.
Zum Bild gehört allerdings auch, dass viele Wirtschaftsgrößen mit einer Neuauflage der Trump-Präsidentschaft gut leben können. Der Ex-Präsident verspricht, die Deregulierung der Wirtschaft fortzusetzen. Vor allem die Öl-und Gaskonzerne können mit der Entlastung von Auflagen und Beschränkungen aus der Biden-Ära rechnen. Investmentbanker dürfen hoffen, dass eine Kartellaufsicht weniger übernahmefeindlich wäre als die aktuellen Wettbewerbshüter.
Klar ist jetzt schon, dass Trump als Präsident versuchen würde, die unter seiner Ägide verabschiedeten Steuersenkungen über 2025 hinaus zu verlängern – im Gegensatz zu Biden. Unternehmer und Gutverdiener, lehrt die Lebenserfahrung, finden niedrige Steuern besser als hohe. Die Minderheit der Millionenerben, die ihre Tugendhaftigkeit im Erflehen höherer Steuern zu finden glauben, ist eher nicht wahlentscheidend.
Etwas schwindelig dürfte manchem beim Gedanken werden, dass der Berg der Bundesschulden auf diese Weise schnell wächst und damit die Gefahr von Wirtschaftskrisen. Nur: Biden ist in fiskalischen Fragen keinen Deut verantwortungsbewusster. Hier treffen sich zwei alte Männer, die sich nicht scheuen, die Kosten ihrer Politikphantasien nachkommenden Generationen aufzubürden.
Vergangenes Jahr testete Trump die Geduld von Wirtschaftsgrößen mit der Ankündigung, jegliche Importe mit einem Zollaufschlag von zehn Prozent belegen zu wollen. Bei einem Importvolumen von mehr als 3 Billionen Dollar entspräche das einer Verbrauchsteuererhöhung von 300 Milliarden Dollar mit entsprechenden Konsequenzen für die wirtschaftliche Aktivität. Hinzu käme, dass viele Länder auf solche Zölle mit Strafzöllen zulasten der amerikanischen Exportindustrie reagieren würden. Das wäre ein schwerer Schlag für die Wirtschaft. Jedoch ist unklar, wie ernst es Trump meint. Wiederholt hat er diesen Plan in jüngerer Zeit nicht.
Mitmachen ist günstig
Manager mögen sich mit der Hoffnung trösten, dass es Apple-Chef Tim Cook in Gesprächen mit Trump gelang, eine Zollbelastung von iPhones zu vermeiden. Auf Pragmatismus dürften auch die Unternehmen setzen, die vom Klimapaket des „Inflation Reduction Act“ und anderen Subventionen der Biden-Regierung profitieren wollen. Zwar nimmt Trump die Klimaerwärmung nicht ernst, scheut sich aber doch, Subventionen zu streichen, wie seine erste Regierungszeit belegt.
Das nüchterne Fazit lautet: Amerikas Wirtschaft wird sich mit einem Präsidenten Trump arrangieren – weil Widerstand Courage verlangte und Mitmachen günstig ist.
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