Schleswig-Holstein: Thorben Schütt ist neuer Landrat in Dithmarschen
Im schleswig-holsteinischen Dithmarschen ist nach einer knappen Wahl ein neuer CDU-Landrat gewählt worden. Über die Rolle möglicher AfD-Stimmen wurde heftig diskutiert.
Schleswig-Holstein: Thorben Schütt ist neuer Landrat in Dithmarschen
In Dithmarschen in Schleswig-Holstein wird der CDU-Politiker Thorben Schütt neuer Landrat. Der 33 Jahre alte Verwaltungsjurist setzte sich im Kreistag in Heide im zweiten Wahlgang gegen Amtsinhaber Stefan Mohrdieck (57) durch. Der von der CDU unterstützte Schütt, der laut eigenen Angaben als unabhängiger Kandidat angetreten war, erhielt 28 Stimmen der 54 Kreistagsabgeordneten. Auf Mohrdieck, der seit 2018 Landrat ist, entfielen 23 Stimmen. Es gab 3 Enthaltungen.
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Die bevorstehende Wahl hatte in der Landespolitik eine heftige Debatte ausgelöst, weil befürchtet worden war, dass die sechs Stimmen der AfD entscheidenden Einfluss haben könnten. CDU-Generalsekretär Lukas Kilian und SPD-Landeschefin Serpil Midyatli hatten sich deswegen Vorwürfe gemacht.
Mit 21 Sitzen stellt die CDU die größte Fraktion im Kreistag, die FDP hat 6 Sitze. Die SPD verfügt über 9 Sitze, die AfD stellt 6 Abgeordnete, die Grünen 5, die Unabhängige Wählergemeinschaft Dithmarschen (UWD) 4. Hinzu kommen 3 fraktionslose Abgeordnete.
AfD-Abgeordnete sagten nach der geheimen Wahl, sie hätten für Schütt gestimmt. Schütt entgegnete, er habe von Anfang an für sich entschieden, dass er nur dann antrete, wenn er eine Aussicht auf eine Mehrheit ohne die AfD habe. »Eine solche Mehrheit wurde mir in Aussicht gestellt. Insofern gehe ich davon aus, dass die dann auch eingetreten ist.« Die AfD-Abgeordneten seien während seiner Rede zum Teil gegangen und sie seien auch nicht aufgestanden, um zu klatschen. »Insofern halte ich es für absolut unglaubwürdig, dass der Kandidat, der sich von Anfang an ganz klar positioniert, derjenige ist, der von einer AfD gewählt wird«, sagte Schütt. Er warf der AfD vor, mit solchen Aussagen den gewählten Kandidaten beschädigen zu wollen. Der FDP-Landesvorsitzende Oliver Kumbartzky sprang Schütt zur Seite. »Ich halte das für Quatsch«, sagte er zu dem Bekenntnis der AfD.
Mohrdieck verließ Saal nach Ergebnisankündigung
Der unterlegene Amtsinhaber Mohrdieck verließ den Saal, nachdem das Abstimmungsergebnis bekannt gegeben worden war. In seiner Bewerbungsrede hatte er sich über die politische Einflussnahme aus der Landespolitik beklagt. »Wenn das Abstimmungsverhalten einzelner Abgeordneter auf diese Weise bestimmt wird, hat die AfD so oder so Einfluss auf das Wahlergebnis, dass es am Ende gar nicht mehr auf das tatsächliche Abstimmungsverhalten dieser Fraktion ankommt.« Der CDU-Generalsekretär Kilian hatte Mohrdieck vor einigen Tagen vorgeworfen, sich mit Stimmen der AfD wählen lassen zu wollen und die SPD unter Druck gesetzt, die Mohrdieck unterstützte. Der Amtsinhaber wies das zurück.
Mohrdieck warf die Frage auf, ob es sich nach dem Geschehen der vergangenen Tage noch um eine geheime Wahl handelt. Der 57-Jährige warb mit seiner Erfahrung nach fünfeinhalb Jahren an der Spitze der Kreisverwaltung für sich. Für die bevorstehende Ansiedlung der Batteriefabrik Northvolt und die Entwicklung des Kreises sei er der richtige Landrat.
Schütt warb für eine Amtsführung auf Augenhöhe und kündigte eine enge Zusammenarbeit mit den Parteien im Kreistag an. »Sie würden einen jungen Landrat bekommen«, sagte er mit Blick auf seine 33 Lebensjahre. Aber: »Das wächst sich schnell aus.«
Nach seiner Wahl sagte Schütt den Abgeordneten, er wolle die Dinge erledigen, die sie beschließen. »Ich hoffe, dass wir gut zusammenarbeiten werden.«