Angeschlagenere Dax-Konzern: Was der Umbau in Vorstand und Aufsichtsrat für Bayer bedeutet

angeschlagenere dax-konzern: was der umbau in vorstand und aufsichtsrat für bayer bedeutet

Großes Stühlerücken bei Bayer: Neubesetzung im Aufsichtsrat und Management.

Wenige Tage bevor der neue Bayer-Vorstandsvorsitzende Bill Anderson den Investoren seine Strategie auf seinem ersten Kapitalmarkttag erklären will, hat der Aufsichtsrat des Pharma- und Agrarchemiekonzerns eine große Personal­rochade beschlossen. Sie betrifft sowohl das Kon­trollgremium selbst als auch den Vorstand des zuletzt arg angeschlagenen Dax-Konzerns.

So verlässt Heiko Schipper, der Vorstand der Konsumentensparte mit rezeptfreien Medikamenten, das Unternehmen Ende April, wie Bayer am Donnerstagabend mitteilte. Ursprünglich wäre der Vertrag des 54 Jahre alten Niederländers noch bis zur Hauptversammlung im Frühjahr 2025 gelaufen. Schipper wechselt zum 1. Mai zum britischen Konsumgüterkonzern Unilever, dort soll er die Ernährungssparte leiten, eine von fünf Divisionen. Das teilte das Unternehmen am Freitag mit. Schipper hatte seine Karriere auch in der Branche begonnen, er war jahrelang für Nestlé tätig, bevor er vor sechs Jahren zu Bayer kam.

Schipper hatte es in wenigen Jahren geschafft, die Consumer-Health-Sparte zu einem verlässlichen Wachstums- und Gewinnbringer zu machen, während die Pharma- und Agrarsparte gerade in den letzten Jahren zu kämpfen hatten. Allerdings ist das Segment, in dem unter anderem Aspirin vertrieben wird, das kleinste im Konzern – und Schipper wurde immer nachgesagt, dass er nach Höherem gestrebt habe. Er war, neben Pharma-Chef Stefan Oelrich, auch nach dem vorzeitigen Abtritt des Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann auf der Nachfolgeliste der internen Kandidaten. Bekanntlich wurde es aber dann der Amerikaner Anderson, der von Roche zu Bayer wechselte.

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Hedgefonds-Manager Jeffrey Ubben

Zwei Richtungen könnte Bayer nun nehmen

Obwohl Unilever auch erst im vergangenen Jahr einen neuen Vorstandsvorsitzenden bekommen hat, sieht der Niederländer dort offenbar bessere Karrierechancen als in dem Leverkusener Dax-Konzern. Sein Weggang kann in zwei Richtungen gedeutet werden: So könnte man argumentieren, dass es eher dafür spricht, dass Anderson gar nicht daran denkt, demnächst die Consumer-Health-Sparte vom Rest des Konzerns abzuspalten.

Aus Investorenkreisen war vor dem Kapitalmarkttag zu hören, dass es ohnehin für unwahrscheinlich gehalten wird, dass der neue Vorstandsvorsitzende eine grundlegende Änderung der Konzernstruktur am Dienstag ankündigen werde. So lege der neue Vorstandsvorsitzende den Fokus zunächst auf die Umsetzung des neuen Organisationsmodells, der ei­nen erheblichen Stellenabbau beinhaltet.

Gleichzeitig sind die drängendsten Pro­bleme des Konzerns die hohen Schulden von zuletzt 39 Milliarden Euro bei einem ausbleibenden freien Barmittelzufluss und der lange dahindümpelnde Aktienkurs. Allein seit einem Jahr hat das Bayer-Papier die Hälfte an Wert verloren.

Wertsteigerung des Unternehmens dringend geboten

Einig sind sich Vorstand, Aufsichtsrat und Investoren wie auch Kleinaktionäre darin, dass der Wert des Unternehmens dringend gesteigert werden muss. Ob das durch eine Aufspaltung passiert, dürfte hingegen selbst nach dem Kapitalmarkttag noch offenbleiben – obwohl von Investoren erwartet wird, dass diese Option weiter besteht. Einer gleichzeitigen Abspaltung der Agrar- und Consumer-Health-Sparte hatte Anderson schon im November eine Absage erteilt. Der Wert der Agrarsparte leidet immer noch unter den Rechtsrisiken im zuletzt wieder angeheizten Streit rund um Glyphosat in den Vereinigten Staaten.

Genauso könnte man argumentieren, dass der Wechsel im Vorstand gerade dafür sprechen könnte, dass eine geordnete Abtrennung der Consumer-Health-Sparte eingeleitet werden kann. Eine Ab­spaltung des Geschäfts der rezeptfreien Medikamentenmarken wird etwa von Analysten der britischen Investmentbank Barclays für „zunehmend wahrscheinlich“ gehalten. Durch die Pläne der turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung Bayers werden die Stimmen derer, die sich durchaus auch eine Auftrennung des Kon­glomerats vorstellen können, im Konzern jedenfalls stärker. So soll mit Jeff Ubben der Gründer des Investmentfonds Inclusive Capital Partners in den Aufsichtsrat einziehen.

Der Hedgefonds-Manager hatte Anfang vergangenen Jahres mitgeteilt, einen Anteil von 0,8 Prozent an Bayer erworben zu haben, und die vorzeitige Ablöse des Bayer-Vorstandsvorsitzenden Wer­ner Baumann gefordert. Zudem sagte der Hedgefonds-Manager, dass Bayer einige Möglich­keiten zur Wertschöpfung habe. Ubben, der als Fachmann für ESG-Fragen, also alles rund um Umwelt, Soziales und Governance, gilt, saß zuletzt schon im Nach­haltigkeitsrat des Unternehmens.

Neben ihm sollen auf der Hauptversammlung Ende April die Biotechnologieexpertin Nancy Simonian, 63, und die Juristin Lori Schechter, 62, in das Kontrollgremium gewählt werden. Simonian kennt sich vor allem in Biotechnologie aus und soll die Forschungsthemen vorantreiben. Schechter ist Rechtsexpertin, sie war lange Jahre Chefjustiziarin eines Unternehmens in den USA und soll in den Monsanto-Rechtsstreitigkeiten beraten.

Im Vorstand verstärkt sich Bayer aus den eigenen Reihen: Der Kolumbianer Julio Triana, 58, verantwortet das Konsumentengeschäft von Mai an. Der frühere Finanzchef der Berliner Pharmazentrale leitet derzeit das internationale Pharmageschäft mit Ausnahme USA und Chinas.

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