TV-Film „Ich habe Auschwitz überlebt“: Das Leben der Eva Umlauf

tv-film „ich habe auschwitz überlebt“: das leben der eva umlauf

Eva Umlauf ist die jüngste Auschwitz-Überlebende

Als Eva Umlauf und ihre Eltern im November 1944 nach Auschwitz deportiert werden, haben die Nazis das Morden in den Gaskammern gerade beendet. Umlauf kommt auf eine Krankenstation, die Josef Mengele leitet. Ihr Vater wird auf einen Todesmarsch geschickt. Am 27. Januar 1945 befreit die Rote Armee die Gefangenen im KZ, unter ihnen Umlauf, die zu diesem Zeitpunkt gerade einmal zwei Jahre alt ist.

Eva Umlauf ist eine der jüngsten Auschwitz-Überlebenden. Der Bayerische Rundfunk erzählt ihre Geschichte nun in der Dokumentation „Ich habe Auschwitz überlebt“ in der Reihe „Lebenslinien“. In 45 Minuten zeigt die Autorin und Regisseurin Christiane Streckfuß die wichtigsten Stationen in Umlaufs Leben, die mittlerweile 81 Jahre alt ist.

Eva Umlauf und ihre Mutter ziehen nach ihrer Befreiung in die Heimatstadt des Vaters in der Slowakei. Alle Familienangehörigen sind ermordet worden. Umlauf besucht später die Schule, doch ist immer wieder krank – die körperlichen Folgen ihrer Gefangenschaft in Auschwitz.

Von der braunen in die rote Diktatur

Die Familie traut sich während dieser Zeit nicht, sich öffentlich zum Judentum zu bekennen. „Wir sind von einer braunen Diktatur in die rote Diktatur gekommen. Die Kommunisten waren große Antisemiten“, sagt Eva Umlauf.

Sie will Kinderärztin werden, eine Entscheidung, die sie mit ihrer Biographie begründet, und studiert schließlich Medizin in Bratislava. Eva Umlauf lernt einen Mann aus dem Westen kennen und wird daraufhin mehrmals von der Geheimpolizei verhört. Sie heiratet ihn, zieht nach München und bekommt einen Sohn. Mit 27 ist sie Witwe und alleinerziehende Mutter. Umlauf arbeitet in einem Kinderkrankenhaus, heiratet ein zweites Mal und bekommt zwei weitere Kinder.

Ihre Geburt in einem Zwangsarbeitslager und ihre Deportation mit zwei Jahren bestimmen Eva Umlaufs gesamtes Leben – und auch das ihrer Söhne und Enkelinnen wird davon beeinflusst. Umlauf nennt das „Gefühlserbschaft“, ein Begriff aus der Psychoanalyse, der die unbewuss­te Weitergabe von Traumata an nachfolgende Generationen beschreibt. Sie ist nicht nur Ärztin, sondern auch Psychoanalytikerin.

Das Trauma aufarbeiten

Über ihr eigenes Trauma hat Umlauf lange nicht geredet. Während der Schwangerschaft mit ihrem dritten Kind, so erzählt sie es in der Dokumentation, habe sie das Erlebte eingeholt. Albträume, in denen sie Kleinkinder in Gaskammern sieht, wühlen sie auf. Doch erst Jahrzehnte später, nachdem sie mit 71 Jahren einen Herzinfarkt erlitt, fasst sie den Entschluss, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Eva Umlauf recherchiert ihre Familiengeschichte, schreibt eine Autobiographie und wird mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

2023 nimmt sie an dem „March of the Living“ in Auschwitz teil. Sie redet dort über ihre Erfahrungen. Es geht darum, das Wissen über den Holocaust weiterzugeben, in der Hoffnung, dass sich das Menschheitsverbrechen nicht wiederholt. 1300 junge Menschen hören ihr an diesem Tag zu, Eva Umlauf rührt das zu Tränen.

Die Geschichte der Überlebenden des Holocausts hätte eine noch prononciertere Darstellung verdient, als sie dieser Film leisten kann. In Deutschland sind, selbst am Holocaust-Gedenktag, antisemitische Parolen laut zu hören, Juden leben ihren Glauben aus Angst nicht öffentlich aus. Diese Angst bestimmte einst auch Eva Umlaufs Leben. Dabei kündet ihre Geschichte von Mut und dem Willen, das „Nie wieder“ Realität werden zu lassen.

Ich habe Auschwitz überlebt – Die Zeit­zeugin Eva Umlauf läuft am Montag, 29. Januar, um 22 Uhr im BR-Fernsehen, schon jetzt in der ARD-Mediathek verfügbar.

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