Minderjährige Flüchtlinge in Berlin: Wie Betreiber von Unterkünften das Geschäft ihres Lebens machen

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Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin

Djamal legt eine Klarsichtfolie mit Dokumenten auf den Tisch, wichtige Papiere. Sie sollen beweisen, dass er 16 Jahre alt ist und nicht volljährig. Er trägt einen Kapuzenpulli, ein schwarzes Basecap und wippt nervös auf seinem Stuhl im Berliner Bildungs- und Beratungszentrum (BBZ). 70 Euro hat er für die Übersetzung bezahlt – viel Geld bei zwei Euro Taschengeld am Tag. Er fürchtet, dass die Behörden ihm und seinen Papieren nicht glauben. Das gehe vielen so, hat Djamal gehört. Wenn man ihm nicht glaubt, wäre er offiziell volljährig und auf sich allein gestellt.

Er ist Syrer. Seit seiner Ankunft vor einem Dreivierteljahr in Berlin wartet er auf eine Entscheidung der Behörden: über sein Alter, über sein Schicksal. Erst hieß es, ein Monat, dann zwei, fünf, acht. Und Djamal wartet immer noch. Weil es einfach nicht schneller geht, sagen die Politiker. Das Warten sei Programm, sagen Kritiker: Am besten so lange, bis ein unbegleiteter minderjähriger Flüchtling, ein UmF, 18 ist. Dann steht ihm keine teure Jugendhilfe mehr zu, dann kann er seine Familie nicht nachholen, muss das ganz normale Asylverfahren durchlaufen.

Die Gänge im BBZ sind voll mit Geflüchteten. Alle wollen irgendetwas: Informationen, Beratung, einfach mal reden. Daniel Jasch, Leiter der Beratungsstelle, versucht zwischen Tür auf, Tür zu das System zu erklären, die Probleme. Am Schluss liegen drei Blätter da, die so voll sind von Kritzeleien, Kürzeln und Paragrafen, dass man eine Ahnung davon bekommt, wie bürokratisch es hier zugeht.

3195 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind 2022 nach Berlin gekommen, im Jahr darauf 3015. Nur 2015 waren es noch mehr. Jeden Tag kommen vier bis fünf weitere Jugendliche an, die meisten aus Afghanistan, Syrien und der Ukraine. Wenn es wärmer wird, rechnet man wieder mit doppelt so hohen Zahlen. Eigentlich müsste man jede Woche zwei neue Einrichtungen eröffnen. Rund 1429 UmF leben derzeit in der Obhut des Senats, in den Erstaufnahme- und Clearingeinrichtungen des Landesjugendamtes. Oft sind es noch Kinder, manche sind traumatisiert. Sie bräuchten besonderen Schutz und Betreuung, so ist es in den Grundsätzen des Sozialgesetzbuches VIII festgeschrieben.

Aber gesetzliche Ansprüche und Kinderschutz prallen auf ein System, das an seine Grenzen kommt. In dem nur noch die Stärksten durchkommen. Und in dem andere das Geschäft ihres Lebens machen.

Daniel Jasch spricht von „Goldgräberstimmung“. Es gebe ein paar Träger, die gutes Geld verdienen mit den Jugendlichen. Pro Tag und UmF kann eine Einrichtung bis zu 400 Euro abrechnen. Also 12.000 Euro im Monat – pro Kopf. Seit einiger Zeit schießen Einrichtungen aus dem Boden. Unklar bleibt, wie diese privaten Träger die UmF unterbringen und betreuen. Und keinen interessiere es, sagt Jasch: „Alle reden über die Ukraine, die Klimakrise. Die UmF fallen aus dem Radar.“

Die UmF, das hört man öfter bei dieser Recherche, haben keine Lobby. Sie sind die Vergessenen. Wenn alles schlecht läuft, sind sie auch eine verlorene Generation. Und es läuft ziemlich schlecht.

Auf das erste Blatt zeichnet Daniel Jasch Stufen, diagonal über das Papier, und zwei Kreuze, eines an jedem Ende. Das hier oben, sagt er, sei für manche das Ziel: „Wer hier ankommt, kann seine Familie nachholen.“ Jasch setzt ein Kreuz irgendwo unter der ersten Stufe, das heißt: „Hier steht Djamal jetzt. Offiziell existiert er also noch gar nicht – nach acht Monaten in Deutschland.“

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Sozialarbeiterinnen Barbara Meyer (r.) und Ulrike Wolf im Bildungszentrum S27, in dem junge Geflüchtete ihren Tag verbringen können.

Auf Stufe zwei käme er nach dem Erstgespräch, das über die offizielle Anerkennung als UmF entscheidet und über sein Alter: unter 18 oder über 18? Dieses sogenannte Clearing müsste laut Gesetz spätestens vier Wochen nach der Ankunft stattfinden. Zurzeit sind es laut Senat im Schnitt fünf bis sechs Monate, im Herbst waren es bis zu neun Monate. Und solange sie warten, dürfen UmF nicht einmal zur Schule. „Tausende Kinder sind in Berlin betroffen. Ich frage mich, wo bleibt da der Aufschrei?“, sagt Jasch.

Es gibt Jungs, die sich in der Wartezeit durchbeißen, vielleicht eine Sportgruppe finden oder Deutsch lernen. Andere fallen hinten runter, werden im schlimmsten Fall ausgebeutet, als billige Arbeitskräfte oder Drogenkuriere.

Es gibt Tage, an denen sitzt Djamal einfach nur auf dem Bett in seiner temporären Unterkunft und starrt die Wand an. Oder das Doppelbett gegenüber. Es gibt einen Tisch, ein paar Stühle, ihm gehören ein paar Fächer in einem Schrank. Besuchen darf man ihn nicht. Der Senat als Vormund müsste das erlauben, der Träger auch. Anfragen, ihn in seiner Unterkunft zu besuchen, werden abgelehnt. Zum Schutz der Minderjährigen, heißt es meistens. Also schickt Djamal Videos und Fotos. Vom Mittagessen in einem metallenen Wärmebehälter zum Beispiel. Es könnte Frikassee sein. Zum Frühstück gebe es Brötchen, Marmelade und Honig, in Portionsgrößen verpackt.

Dabei hat ein UmF laut Gesetz ein Recht auf Ansprechpartner und Betreuung rund um die Uhr, wenn nötig. Das Recht auf ein Zweibettzimmer. Bestenfalls Wlan, Koch- und Aufenthaltsräume, Freizeitangebote, um wieder eine Tagesstruktur zu lernen. Es gibt Vorzeigeheime. Aber auch andere.

Djamal teilt sich sein Zimmer mit vier anderen. Die seien laut, sagt er, sie hörten viel Musik, manchmal morgens um vier. Djamal traut sich nicht, etwas dagegen zu sagen. Überhaupt spricht er nicht viel, mit wem auch. Seine Mutter erreiche er per WhatsApp oft nur alle paar Tage, wenn es in seinem syrischen Heimatort mal Netz gibt. Immer wieder flammten dort die Kämpfe auf, sagt er. Sein Vater sei verschollen. Seit vier Jahren sei er unterwegs. In der Türkei habe er Sachen auf der Straße verkauft und in einer Bäckerei ausgeholfen. Beim Reden dreht er den Kopf weg, man weiß nicht, ob er kurz vor den Tränen ist, genervt oder erschöpft.

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Geflüchtete und Sozialarbeiter spielen Kicker im Bildungszentrum S27 in Berlin.

„Da lastet ein unglaublicher Druck auf den Jungs“, sagt Jasch. „Sie kommen oft aus einfachen Verhältnissen. Das Schicksal der ganzen Familie hängt von ihnen ab: Du bist unsere einzige Chance.“ Immerhin: Djamal musste nicht über das Mittelmeer, hat keine Gewalt erlebt wie andere. Die Situation an den EU-Außengrenzen wird schwieriger. Immer mehr UmF hätten Folter erlebt, berichten Flüchtlingsorganisationen, seien von Schleppern erpresst worden oder von Hunden gehetzt.

Das Problem ist: Alle wissen, dass es ein Problem gibt. Aber keiner weiß so richtig, was zu tun ist.

Ein Besuch bei der verantwortlichen Senatsverwaltung für Jugend und Familie in Berlin-Mitte. Ein kastenartiger Bau, Aufzug, langer Gang, weitläufiges Büro. „Das System ist im letzten Jahr vollgelaufen“, sagt der Staatssekretär Falko Liecke: „Die Fachkräfte waren am Limit.“ Im Winter sei die Lage witterungsbedingt etwas entspannter. Aber Liecke erwartet ab Mai wieder eine deutliche Zunahme des Zuzugs. Der Bund müsse sich stärker beteiligen, die Länder allein schafften das nicht – allein 2023 habe das Land Berlin 70 Millionen Euro für die Versorgung der UmF ausgegeben.

Dabei ist die Situation nicht neu. 2015/16 baute man Strukturen auf – und wieder ab. Vielleicht zu schnell, sagt Falko Liecke. Die Zahl der UmF sei so stark gesunken, dass sich die altbewährten Träger auf andere Bereiche konzentriert hätten, etwa auf die Obdachlosenhilfe. Und die Stimmung in der Gesellschaft sei damals auch anders gewesen: mit vielen Ehrenamtlichen und einer Wir-schaffen-das-Kanzlerin. Inzwischen seien die Menschen müde, vielleicht auch abgestumpft von so vielen Krisen. Und neue Akteure versuchen, ein Geschäft aus der Situation zu machen.

Zum Beispiel „Soziales Berlin“, ein privater Träger, hinter dem eine vielverzweigte Londoner Investmentfirma steht, und der plötzlich 150 Plätze für UmF anbietet. „Diese Träger und Immobilienbesitzer wissen, wie man Geld verdient“, sagt eine Jugendamtsmitarbeiterin, die anonym bleiben will: „Sie packen ihre Immobilie voll mit sozial Schwachen, teilen Wohnungen in Einzelzimmer und verlangen dann den zwei- oder dreifachen Preis – auf Staatskosten.“ Eine Stellungnahme von „Soziales Berlin“ bleibt aus, ebenso die Erlaubnis für einen Ortsbesuch.

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Staatssekretär Falko Liecke in der Senatsverwaltung für Jugend und Familie in Berlin

Zwischen 80 und 500 Euro bekämen die Träger pro Kopf und Tag, sagt Staatssekretär Liecke. Wenn etwa der Senat ein Hotel anmietet und den Träger nur für die pädagogische Arbeit bezahlt, gebe es 80, 90 Euro. Wenn der Träger selbst eine Immobilie stellt, kommt Geld für die Miete dazu, und je nachdem für Essen, Struktur- und Freizeitangebote oder Therapien. Wie viel genau, ist Verhandlungssache.

Die Frau vom Jugendamt ärgert sich. Da seien Träger, die seit Jahren Vorgaben einhielten und keine neuen Unterkünfte anbieten könnten, weil passende Immobilien fehlen. Und da seien nun die privaten Firmen und Investoren, denen die Welt offen stünde. Unter der Hand heiße es im Senat: „Wir müssen die UmF irgendwie unterbringen. Kosten sind Nebensache. Standards sind eh abgesenkt worden.“

Daniel Jasch vom Beratungszentrum BBZ sieht das ähnlich: „Da sagt der Senat zum Träger: Schreibt mal eine Seite Kurzkonzept, ah, ihr habt schon ein Kinderschutzkonzept, super, ihr kriegt den Auftrag.“ Und wo nicht genug Fachkräfte seien, greife man auf fachfremdes Personal zurück. „Aber was macht ein Student als Nachtwache, wenn sich im Extremfall ein traumatisierter Jugendlicher die Pulsadern aufritzt?“

Staatssekretär Liecke bestreitet die Vorwürfe. Man prüfe überall und regelmäßig die Qualität. Und ja, es gebe „Glücksritter“, die Bruchbauten anböten, „Schrott-Platten“ aus dem früheren Osten, die forderten: Hier, könnt ihr sanieren, dann habt ihr 500 Plätze. „Aber wir übernehmen bestimmt nicht für Dritte die Sanierung.“

Die abenteuerliche Vergabepraxis ist kein neues Phänomen: 2017 kritisierte der Berliner Landesrechnungshof „erhebliche Rechtsbrüche“: Der Senat lasse sich bei Tagessätzen abzocken und verteile UmF in Einrichtungen, deren Träger keine Betriebserlaubnis für eine vorläufige Inobhutnahme haben. Heute haben laut einer kleinen Anfrage an den Senat drei von 24 Trägern, die UmF aufnehmen, eine Betriebserlaubnis – der Senat dürfte dem Gesetz nach nur diese drei Einrichtungen beauftragen.

Die Folge: Kinder und Jugendliche sitzen monatelang in Zimmern mit unbekannten Mitbewohnern, ohne Betreuung, ohne zur Schule zu gehen, ohne integriert zu werden. Wer einen Drogenring aufbauen wolle, sei bei den UmF an der perfekten Adresse, sagt die Frau vom Jugendamt. Hier könne man sich die Schwächsten aussuchen.

Andreas Thewalt, 67 Jahre alt, kennt solche Geschichten von seinen „Jungs“. Der frühere Journalist übernimmt seit 2016 ehrenamtlich Vormundschaften für junge Geflüchtete und ist Experte in der Berliner UmF-Szene. Er erzählt von einem Jugendlichen, der immer wieder unter anderen Vorwänden in einem Späti war. Bis Thewalt hinfuhr und herausfand, dass der Kioskbetreiber illegal junge Geflüchtete als billige Arbeitskräfte ausnutzte – für vier Euro die Stunde.

Dabei haben diese Kinder Rechte, genau wie deutsche Kinder auch. „Alle Kinder sind gleich“, heißt es im Sozialgesetzbuch VIII.

Auch deshalb hat Andreas Thewalt jetzt Anzeige gegen die Senatsverwaltung für Bildung erstattet: Er wirft den Politikern vor, hunderten UmF systematisch den Schulbesuch zu verweigern. Thewalt bezieht sich auf eine Mail, die der Berliner Zeitung vorliegt. Darin weist der Senat die Erstaufnahmeeinrichtungen an, „junge Menschen ab dem 15. Lebensjahr weiterhin nicht zur Schule anzumelden“. Das Wort „nicht“ ist unterstrichen. Diese Anweisung sei eine Kindeswohlgefährdung laut Bürgerlichem Gesetzbuch, sie verstoße gegen die UN-Kinderrechtskonvention und das Berliner Schulgesetz.

Die Verwaltung weist die Vorwürfe zurück: Es gehe um junge Geflüchtete vor ihrem Erstgespräch, also bevor klar sei, wie alt sie offiziell sind oder ob sie in Berlin bleiben.

Nur: Auch das Erstgespräch mit der entscheidenden Altersschätzung ist umstritten. Fällig wird sie immer dann, wenn keine gültigen Papiere vorliegen. Also ziemlich oft. Weil es in der Heimat der UmF keine Papiere gibt oder nur gegen Bestechungsgelder. Oder weil sie in Deutschland nicht anerkannt werden. Mitarbeiter von Jugendämtern und Hilfsorganisationen haben den Verdacht, die Senatsverwaltung erkläre Minderjährige für volljährig, um so das Problem loszuwerden und die Jugendhilfe zu entlasten. „Manche frotzeln, jeder, der größer ist als einen Meter, wird auf 18 oder älter geschätzt“, sagt der Ehrenamtler Thewalt. Es kursieren Berichte über Jugendliche, die im Erstgespräch erst für volljährig und dann von einem Gericht wieder für minderjährig erklärt werden.

Fakt ist: Ist ein Jugendlicher volljährig, spart die Verwaltung Geld für Jugendhilfe, es braucht einen Schulplatz weniger, und es gibt kein Recht auf Familiennachzug, der das System noch weiter verstopfen würde. Volljährige müssen einen Asylantrag stellen, kommen in Massenunterkünfte, teils in andere Bundesländer oder, je nach Dublin-Verfahren, auch in Drittstaaten.

Deshalb gebe es zurzeit auch nur neun speziell qualifizierte Mitarbeiter, die den Job machen dürfen, sagt Staatssekretär Liecke. Fünf weitere sind jetzt eingearbeitet worden. „Erfahrene Kräfte sind schwer zu finden. Sie müssen ein Vierteljahr hospitieren, bevor sie das allein machen können.“

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Andreas Thewalt mit einem jungen Geflüchteten in Berlin. Der frühere Journalist übernimmt ehrenamtliche Vormundschaften für die Jugendlichen.

Etwa eine Stunde dauert so eine Inaugenscheinnahme, Dritte dürfen nicht dabei sein, außer sie haben die Vormundschaft. Andreas Thewalt hat es kürzlich geschafft und einen 16-Jährigen begleitet. Der Jugendliche wurde für 13:15 Uhr einbestellt, wobei man Thewalt gesagt habe, er solle erst um 14 Uhr kommen. „Die wollen Sie nicht dabeihaben und ihn für volljährig erklären“, habe man ihn in der Jugendhilfe gewarnt, berichtet er.

Thewalt kam zusammen mit dem Jugendlichen. Drei Senatsmitarbeiter hätten sich dem Jugendlichen gegenübergesetzt, Thewalt musste hinter ihm sitzen. „Als ich mir Notizen gemacht habe, hat mich der Wortführer barsch angefahren, das sei unhöflich.“ Es habe Sachfragen gegeben zu Familie, Bildung, Fluchtgründen, Fluchtroute. Das Trio habe sich Notizen gemacht. Dann habe der Wortführer ohne Beratung verkündet, man sei sich einig, der Jugendliche sei minderjährig.

Später liest Thewalt in der Akte, dass man aufgrund der äußeren Erscheinung, des Verhaltens und Angaben der Person entschieden habe. So heißt es da etwa zur Körperbehaarung: „durch Bekleidung nicht einschätzbar“, zum Bartwuchs: „frisch rasiert“.

In der Senatsverwaltung heißt es, im Schnitt würden ein Drittel der Jugendlichen volljährig geschätzt. Die müssten im Zweifel oft noch am selben Tag von ihrer Unterkunft in Sammelunterkünfte wechseln, sagt die Frau vom Jugendamt, bräuchten dann einen Sozialarbeiter, der hilft, einen Schulplatz zu finden, bei Jugendamtsbesuchen dabei ist, im Alltag hilft.

Klar, es gebe Jugendliche, die gut über ihre Rechte Bescheid wüssten, 30-jährige Männer, die sich für 17 ausgäben. Auch aus der Wirtschaft hört man Klagen, dass junge Geflüchtete mitunter lieber auf das Jobcenter setzen als auf eine Ausbildung – bringt mehr Geld. Oder über Minderjährige, die keinen Minijob annehmen wollten. Aber die meisten seien aus guten Gründen hier.

Manche von ihnen treffen sich in der S27: Die Schlesische27 ist ein Vorzeigeprojekt des Senats, ein Träger, der keine Unterkünfte, aber Tagesstruktur bietet. Die Senatserlaubnis für einen Besuch kommt hier ganz schnell.

Über Kopfsteinpflaster geht es zu dem Klinkerbau nahe der Spree. Die Geschäftsführerin Barbara Meyer führt durch das Atelier, in dem Jugendliche mit Pinseln vor Leinwänden sitzen, angeleitet von einer Kunsttherapeutin.  „Wir organisieren Training im Umgang mit Alltagsstrukturen, auch für Jugendliche, die Traumatisches erfahren haben“, sagt Meyer. Jeden Tag können sie herkommen, Essen planen, einkaufen, in der weitläufigen Küche im ersten Stock kochen.

„Wenn die Jungs zu lange ohne Struktur bleiben, nur mit einem Dach über dem Kopf und Essen, haben sie keine soziale Anbindung, sind nicht an Regeln gewöhnt“, sagt Barbara Meyer. Sie funktionierten dann wie auf der Flucht, organisierten sich selbst, manchmal auf Abwegen. Damit vergeude man ein großes Potenzial für die Gesellschaft: „Da sind so viele mutige, talentierte junge Menschen, die es schaffen könnten.“

Nur: Die Jugendlichen müssen davon erfahren. Djamal weiß von nichts.

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