Studierende besetzen Eingang eines Uni-Gebäudes in Lausanne und fordern Boykott israelischer Wissenschafter
Propalästinensische Aktivisten besetzen die Eingangshalle des Géopolis-Gebäudes der Universität Lausanne, am Donnerstag, dem 2. Mai 2024. Noemi Cinelli / Keystone
ela. Rund hundert Studierende haben am Donnerstagabend in Lausanne den Eingang eines Universitätsgebäudes besetzt. Sie forderten den Boykott israelischer Wissenschafter und einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen, wie es in Medienberichten heisst. Auch eine sofortige Wiederaufnahme der Finanzierung des Palästinahilfswerks UNRWA gehöre zu den Forderungen. Auf Bildern ist zu sehen, dass die Demonstrierenden Palästina-Flaggen auf den Boden legten. Es wurden laut RTS Slogans wie «Free Palestine» gerufen. Ein am Eingang des Gebäudes ausgehängtes Flugblatt fordere dazu auf, sich der laufenden Mobilisierung anzuschliessen, heisst es bei RTS. Laut der Nachrichtenagentur Keystone-SDA blieb es friedlich.
Auch in der Schweiz «beteiligen sich die Universitäten und Hochschulen an dem Gemetzel» durch «vielfältige Abkommen zwischen unseren Institutionen, die Mobilitäten aus oder nach Israel ermöglichen und fördern», schreiben die Demonstrierenden in einer Mitteilung, aus der unter anderem RTS zitiert. Sie nennen insbesondere das wissenschaftliche und technologische Forschungskonsortium Euro-Tech Universities Alliance sowie das israelische Institut Technion, das enge Beziehungen zur israelischen Armee unterhält.
Die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus sieht in der Aktion «eine Nachahmung der Proteste, die vor Kurzem in den USA stattfanden, von antisemitischen Positionen geprägt waren und zu Gewalt führten.» In der Schweiz dürfe es nicht soweit kommen. Die Stiftung ruft die Universitätsleitung und die Behörden zur Wachsamkeit auf: «Sie müssen dann intervenieren, wenn die Grenze der Kritik am Staat Israel zum Antisemitismus überschritten wird – mit einem Boykott israelischer Universitäten und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist diese Grenzüberschreitung erreicht.» Der Boykott diene dazu, den Staat Israel und dessen akademische Institutionen als militant zu dämonisieren und so zu isolieren, heisst es in einer Mitteilung. «Unter dem Deckmantel des Antizionismus dürfen keine antisemitischen Forderungen verbreitet werden.»
Der Rektor Frédéric Herman sprach mit den Studierenden. Wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA laut Medienberichten schreibt, habe Herman um Bedenkzeit bis Anfang kommender Woche gebeten. Den Studierenden sei versichert worden, dass es keine Identitätskontrollen geben werde und sie auch keine Sanktionen oder Räumung befürchten müssten, hiess es weiter.
In den USA protestieren Studierende an mehreren Universitäten derzeit gegen den Krieg in Gaza. Angefangen hatte alles am 17. April an der New Yorker Columbia-Universität. Inzwischen wurden über 1300 Demonstranten verhaftet.